Daemonenherz
sind etwas spröde, da hätten wir genau das Richtige.»
Mein Gehör stellte irgendwann auf
Mute
. Ich ließ mir jegliche Packungen und Tuben willenlos in die Hand drücken und marschierte nach einer geschlagenen halben Stunde zur Kasse und später zur Tür hinaus.
Es kostete mich ein Vermögen.
Keine Ahnung, wozu der ganze Kram gut war. Würde schon irgendwie klappen. Schließlich schafften das andere Frauen auch – und im Notfall gab es Youtube.
Die Sonne blinzelte hinter dicken Wolken hervor. Ich schlenderte nach Hause, genoss die frische Luft und diese angenehme, wohlige Sonntagmorgen-Stimmung.
Allerdings nicht lange.
Irgendetwas stimmte nicht. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus. Erst ignorierte ich es, aber es wurde stärker. Mein Herz begann schneller und fester zu schlagen und mir wurde schlecht. Panisch sah ich mich um. Was war los mit mir?
Ich fühlte mich beobachtet. So als hätte etwas in diesem Moment seinen Blick auf mich gerichtet. Ich fröstelte trotz der warmen Sonnenstrahlen und beschleunigte meinen Schritt.
Plötzlich wurde mir mit einem Schlag bewusst, auf was ich mich möglicherweise eingelassen hatte, als ich Raciel zu mir holte.
Ich legte mich mit der Hölle an! War ich komplett übergeschnappt?
Diese Erkenntnis kam so plötzlich, dass mir der Atem stockte. Alles in mir sträubte sich und die Angst in meinen Knochen lähmte meine Schritte.
«Entschuldigung!»
Ich schrie erschrocken auf. Mein Herz schien einige Schläge auszusetzen.
Eine Frau stieg neben mir aus ihrem schwarzen Ford Mustang.
Der dunkelblaue Zweiteiler saß perfekt an ihrer schlanken Statur und die hohen Pumps machten sie noch grösser, als sie ohnehin war. Sie lächelte ein Lächeln, dass zwar Freundlichkeit, aber auch eine Spur Arroganz in sich trug. Das Lächeln einer erfolgreichen Frau mit einer steilen Karriere, die sich dessen durchaus bewusst war.
Sie nahm die Sonnenbrille von der Nase und steckte sie in ihre blonde, lange Mähne.
«Entschuldigen Sie bitte», wiederholte sie und kam auf mich zu. «Wohnen Sie hier?»
Ich nickte perplex, während sich mein Herzschlag beruhigte.
Falscher Alarm.
«Ich bin auf der Suche nach jemandem. Er soll hier leben.»
«Wen denn», fragte ich skeptisch.
Sie sah nicht aus wie eine von der Polizei. Eher eine Agentin. Oder Privatdetektivin. In Angelegenheiten mit denen eine Agentin oder eine Detektivin zu tun haben könnte, wollte ich mich lieber nicht mischen.
Ich mischte mich lieber in Angelegenheiten der Hölle, witzelte mein sarkastisches Ich.
«Ich suche nach einem jungen Mann, ziemlich groß, schwarze Haare, etwas – sagen wir – spezielles Auftreten. Er ist schätzungsweise Mitte Zwanzig, nahe dreißig. Tätowierung im Gesicht. Ein Strich unter dem Auge», sagte sie und deutete mit ihrem perfekt lackierten und manikürten Fingernagel eine Linie über die Wange an.
Mein Herzschlag setzte wieder aus. Ich erstarrte.
Sie war keine Agentin. Keine Privatdetektivin. Kein Engel, das hätte sie mir gesagt. Es gab nur eine noch offene Möglichkeit.
Sie musste meinen Beinahe-Herzinfarkt bemerkt haben. Kritisch musterte sie mich und wartete auf eine Antwort.
Ich sog die Luft ein und starrte einige Sekunden gedankenverloren in die Luft.
«Ich kann mich nicht erinnern, so jemanden gesehen zu haben», säuselte ich. «Jedenfalls ist mir niemand aufgefallen, auf den die Beschreibung passen könnte.»
Die Stimmung wurde unheimlicher. Es schien noch kälter geworden zu sein.
«Das ist bedauerlich», antwortete die Frau. Ihr Blick fiel auf meine Tasche. «Sie waren einkaufen? Am Sonntagmorgen?»
Ich starrte verwirrt zuerst auf sie, dann auf die himmelblaue Tasche mit weißem, schnörkeligen Schriftzug. «Ehm, ja.»
Sie verzog ihren Mund zu einem anerkennenden Hm. «Einkaufen am Sonntag. Genau mein Stil», fügte sie hinzu, zwinkerte und wandte sich ihrem Wagen zu. «Nichts für ungut. Bye.»
Sie hob die Hand und schwang sich mit einer elfengleichen Bewegung zurück hinter das Steuer ihres Wagens. Mit quietschenden Reifen fuhr sie davon und ihr Mustang verschwand hinter der nächsten Kurve.
Obwohl sie weg war, kribbelte mein ganzer Körper. Die Kälte wollte nicht verschwinden und fraß sich in meine Knochen.
Ich zitterte.
Mir war schlecht. Ich konnte kaum Atmen. Tränen sammelten sich in meinen Augen.
Eines wusste ich mit Sicherheit: Sie kam aus der Hölle. Das machte sie automatisch zu meinem Feind. Zu Raciels Feind.
Ich musste zu ihm.
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