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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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für etwas Orangensaft und zwei Gläser.

Das ging schief…
     

    Der Montag kam viel zu schnell. Kaum setzte ich einen Fuß vor die Tür, kehrte dieses eklige Gefühl zurück.
    Ich fühlte mich grauenvoll.
    Beobachtet.
    Wenigstens ging der Tag rasch vorbei. Arbeit gab es genug und ich konnte mich darin vergraben.
    Ich war nervös.
    Gegen zehn Uhr abends war es soweit. Ich würde mich schminken. Vor dem Schlafen! Ziemlich blöder Zeitpunkt, aber ich konnte das Gefühl nicht mehr ertragen, im Bett neben ihm auszusehen wie eine überfahrene Vogelscheuche.
    Ich ermahnte mich, es mit dem Make-up nicht zu übertreiben. Von den etwa zwanzig Stiften, Tuben und Dosen in meiner geheimen Tasche aus der hinteren Schrankecke benutzte ich gerade mal fünf.
    Das Resultat beeindruckte mich und ich stolzierte in meinem flauschigen Pyjama ins Bett. Leise kicherte ich in mich hinein, als ich unter die Decke schlüpfte.
    Ja, es war kindisch.
    Ich schlief nicht. Stattdessen drapierte ich mich so auf dem Kissen, das mein Gesicht möglichst gut zur Geltung kommen würde und wartete.
    Irgendwann wurde die Tür geöffnet. Ich kicherte nochmals in mich hinein.
    Ich hörte, wie er um das Bett schritt und gähnte. Es wurde still.
    War er stehen geblieben?
    «Du schläfst nicht», konstatierte er nüchtern und ich spielte mit dem Gedanken, meine Augen zu öffnen.
    «Irial, ich spüre, dass du wach bist». Er hielt inne. «Bist du geschminkt?!»
    Seine Stimme klang wie eine Mischung aus Entsetzen, Belustigung und Verwunderung.
    Ich konnte es ihm nicht verübeln.
    «Wieso meinst du?» fragte ich unschuldig und öffnete meine Augen so, dass meine geschminkten Wimpern flatterten.
    «Weil deine Lippen glänzen.»
    In seinen Augen war ein breites Grinsen zu erkennen, dass er mit seinen Lippen nur sehr schwer unterdrücken konnte.
    Ich wurde wütend!
    «Ach lass mich doch», fauchte ich und drehte ihm den Rücken zu.
    Meine kindliche Kicherei war dem Wunsch gewichen, ihm eine rein zu hauen.
    Anstatt einer Entschuldigung lachte er nur.
    «Wie süß.»
    Meine Faust begann schon zu zucken, während er sich unter die Decke schwang.
    Er schwieg. Ich spürte, dass er mich ansah. Nach einigen Sekunden warf er sich schwungvoll auf die Seite.
    «Ach komm schon», flehte er und piekste mit dem Finger in meine Schulter. «Ich wollte dich nicht beleidigen. Erklär mir lieber, warum du dich geschminkt hast.»
    Ich verkroch mich ins Kissen und in die Decke. «Lass mich in Ruhe.»
    Er schlang seinen Arm um meine Taille und zog mich an sich. Sein Gesicht ruhte in meinem Nacken.
    «Erklär es mir morgen», flüsterte er. «Schlaf gut.»
    Mit dem Vorsatz, ganz bestimmt nichts zu erklären, schlief ich ein.
     

    Der Wecker ging am nächsten Morgen mit höllischem Getöse los. Ich stand augenblicklich auf den Beinen.
    Meine tolle Idee war böse in die Hose gegangen. Das war mir nicht nur beim Aufstehen klar, sondern auch, als ich in den Spiegel sah.
    Ich benötigte eine knappe Stunde, die ganze verschmierte Schminke aus dem Gesicht zu schrubben. Nun war es gerötet und aufgedunsen. Ich sah schlimmer aus als jemals zuvor.
    «Alles in Ordnung?»
    Raciel stand im Türrahmen. Wie aus Marmor gemeißelt. In Boxershorts und T-Shirt, mit verstrubbelten schwarzen Haaren.
    Ich mit geröteten Augen, Augenringen und einer Haut, die mit der Mondoberfläche konkurrierte. Nebenbei noch mit nassen Haaren und nur einem Badetuch um den Körper.
    Dementsprechend schockiert schrie ich auf und hielt mich krampfhaft am Badetuch fest.
    «Raus hier!» schrie ich.
    Er lachte und trat ein.
    «Das ist meine Toilette! Mein Bad! Meine Dusche und mein Waschbecken. Raus!»
    «Die Schminke war hartnäckig, wie ich sehe», grinste er und streckte die Hand aus, um mir über die Wange zu streichen.
    Ich wich zurück. Sein Blick wurde ernst.
    «Was ist los mit dir?»
    Ich war wütend, das war los! Ich war so wütend, das ich nur mit Mühe die Tränen zurück halten konnte. Vor allem war ich enttäuscht.
    Was hatte ich mir nur dabei gedacht?
    Es war ja von Vornherein klar gewesen, dass die ganze Aktion schief laufen würde. Raciel war schließlich nicht blöd, logisch war es ihm aufgefallen, dass ich mich nicht einfach so auftakelte.
    Ausgerechnet ich!
    Etwas Nasses benetzte meine Wangen. Oh Gott! Ich weinte tatsächlich! Ich dachte, der Tiefpunkt sei erreicht gewesen. Ich korrigierte mich.
Nun
war der Tiefpunkt erreicht. Zumindest hoffte ich es.
    «Ich finde Tränen sonst ja geil. Aber das geht gar

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