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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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lächerlich.
Ich
war lächerlich.
    Für den Augenblick eines Wimpernschlags war der Hass auf mich selbst grösser als mein Hass auf die Hölle und Lucifel.
    «Ah, ich verstehe», nickte der Engel verständnisvoll, als ich ihm nicht antwortete. «Es ist noch zu frisch».
    Er wandte seinen Blick wieder nach unten. Das taten alle hier.
    Ich musterte die Gestalten. Ihre Gesichter waren bleich, die Augen trübe. Ich sah nicht besser aus.
    Meine Erinnerungen an das, was geschehen war, kehrten zurück. Es schmerzte. Ich begann wieder zu weinen.
    Ich stutzte. Schluckte die übrigen Tränen hinunter und sie wälzten sich durch meine Kehle. Ein leichter Luftzug strich um mich, als ich meine Schulterblätter erneut zusammenzog. Dabei fiel mein Blick auf meinen Schatten.
    «Was zum…» flüsterte ich.
    Vorsichtig und langsam wandte ich meinen Kopf nach hinten – und erstarrte.
    Flügel! Schneeweiße Flügel!
    Ich hatte Scheiß-Flügel auf dem Rücken!!!
    Bevor ich schreien, zusammenbrechen oder durchdrehen konnte, vernahm ich eine bekannte Stimme. Sofort war mein Schock über die Flatterdinger hinter mir verflogen und schiere Panik breitete sich in Sekundenschnelle aus.
    «Na, gut geschlafen?»
    Ich wandte den Kopf nach oben. Lucifel stand vor mir. Vom Aussehen her hätte ich ihn nicht mehr erkannt. Aber die Stimme war einfach zu markant.
    Er sah furchterregend aus! Zwei Hörner schmiegten sich an seinem Kopf nach hinten und je drei schwarze, riesige Flügelpaare prangten auf seinem Rücken. Sein Oberkörper war nackt und sein linker Arm von Schuppen bedeckt, die sich bis zur Brust zogen. Die Pupillen leuchteten tiefschwarz wie zwei Seen aus Öl. Schwarze Linien verzierten seinen gesamten Körper und ließen seine Haut wie eine bleiche Kraterlandschaft wirken. Sein Unterkörper war von Hosen und einem Übergewand bedeckt. Lange, seidig schwarze Haare umspielten sein bleiches Gesicht. Trotz der beeindruckenden und furchteinflößenden Gestalt war er noch immer überirdisch schön.
    «Du siehst scheiße aus», flüsterte ich, um meine Tränen zu relativieren.
    Er lachte, packte mich an der Kehle und hob mich auf die Beine. Sie waren noch etwas wackelig.
    «Bald habe ich erreicht, wofür ich Jahrhunderte lang gekämpft habe. Du bist einer der Schlüsselfiguren, Pfeiler Irial.»
    «Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst», brachte ich erstickt hervor. «Was willst du von mir.»
    «Das wirst du noch früh genug erfahren. Erst einmal solltest du deinen Schock verarbeiten», witzelte er und ließ mich los.
    Ich blieb stehen, obwohl es mir schwer fiel. Seine Ausstrahlung war noch viel betörender als zuvor.
    Seine schuppige Hand strich über meine Haut. Glatt wie eine Schlange und genauso kalt. Nicht weniger erregend. Ich biss mir auf die Lippen und krallte meine Fingernägel in die Handfläche.
    «Willst du ihn sehen?» Er verzog den Mund zu einem Lächeln. «Deinen Geliebten Raciel?»
    Ich stellte im selben Moment fest, dass ich noch nicht soweit war, eine stolze und trotzige Haltung zu wahren. Meine Glieder zitterten wieder.
    Er schnalzte mit der Zunge. «Nicht doch. Du dachtest wirklich, er würde dich lieben? Das ist irgendwie niedlich.»
    Ich versuchte, nicht hinzusehen als er mit der Zunge über seine Lippen leckte. Das war unfair!
    «Ich bin in der Hölle, nehme ich an», brachte ich mühevoll hervor. «Du hast, was du wolltest. Hör auf, darauf herum zu reiten.»
    «Ach komm schon. Das macht Spaß», antwortete er und strich mit dem Finger über meine Lippen. «Ich finde das unfair, dass nur er den Spaß haben durfte.»
    Er krallte mit der Schuppenhand meinen Nacken und zog mich so weit zu sich, dass es meine Hände durch die Ketten schmerzhaft nach hinten drehte.
    Er küsste mich.
    Es war grauenvoll.
    Seine Lippen brannten wie Feuer und ich wollte mich los reißen. Trotzdem konnte ich nicht, mein Verlangen stieg ins Unermessliche.
    Ich hätte schreien können. Tat es aber nicht. Ich hätte mich abwenden können. Tat es aber nicht. Obwohl es schmerzte. Obwohl ich glaubte, mein Herz würde in Stücke reißen.
    Zum Glück ließ er nach einigen Sekunden von mir ab. Ich sank in die Knie und schmeckte Blut auf meiner Zunge.
    «Weißt du, wie sie dich hier nennen?» flüsterte er nah bei meinem Ohr.
    Ich wollte es nicht wissen. Das hielt ihn nicht davon ab, es mir zu sagen.
    «Höllenhure! Du solltest auf dich aufpassen!»
     

Wenigstens ist sie ehrlich
     

    Jede Faser meines Körpers schmerzte. Mein Zeitgefühl war weg. Es

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