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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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Berührung allein ließ mich aufstöhnen.
    Sein Blick fiel auf den Engel im weißen Mantel.
    «Bruder», nickte er ihm zu und wandte sich noch höflich an Gabriel. «Gabriel. Ihr entschuldigt uns, wir haben zu tun.»
    Er machte einen Schritt zurück und ich fand mich in einem Beichtstuhl.
    «Auch die Marketingabteilung?» knurrte ich und Lucifel lachte.
    «Du gefällst mir. Schade um dich irgendwie.»
    Klar.
    Whatever.
    Ein Ruck ging durch die Konstruktion. Augenblicklich wurde es schwarz um mich. Und heiß. Mir wurde schlecht. Wir bewegten uns nach unten.
    Ich sah durch das Gitter vor mir. Tatsächlich. Felsgestein ratterte daran vorbei.
    Der Fels verschwand und vor dem Gitter öffnete sich ein riesiges Gewölbe. Ich sah Chimären. Immer nur für den Bruchteil eines Wimpernschlags, so schnell bewegte sich der Aufzug tiefer hinab. Die Wesen keiften und es herrschte tosender Lärm, der das Rattern des Beichtstuhls übertönte.
    Es hallte dumpf und tief, ihr Kreischen erfüllte meine Ohren. Unter den Chimären machte ich andere Wesen aus. Verunstaltet, mit großen Schwingen und Kreaturen aller möglicher Arten und Formen und Farben.
    Mit meinen ermüdeten Augen nahm ich sie nur schemenhaft wahr. Wie Trugbilder, die mein Hirn nicht schnell genug zuordnen konnte.
    Abrupt und mit einem Ruck schlug der Aufzug auf dem Boden auf.
    Bevor ich mich umsehen konnte, flüsterte Lucifel.
    «Zeit zu Schlafen.»
    Dunkelheit legte sich über meine Gedanken und ich verlor das Bewusstsein.
     

    Dumpf hallten Geräusche in meinem Geist. Müde sog ich die Luft durch die Lungen. Pochend und schleichend meldete sich der Schmerz in meinen Gliedern zurück und erinnerte mich an meine Lage.
    Sofort schreckte ich auf.
    Es war noch immer warm, aber nicht unerträglich heiß. Lärm tobte um mich. Mein Kopf schmerzte und ich öffnete die Augen, erhob mich stöhnend.
    Ich saß auf nacktem Fels. Meine Handgelenke lagen in Ketten, die wiederum fest im Boden verankert waren.
    Ich war nicht die einzige. Auf einem Plateau von sicher hundert Metern Durchmesser saßen fünf weitere Personen im Kreis. Alle angekettet, genau wie ich. Es mussten Engel sein. Die Flügel hingen schlaff an ihrem Rücken, sie schienen genauso aufgegeben zu haben wie ich.
    In der Mitte des Plateaus ragte ein Felspfeiler hinauf. Sein Ende konnte ich nicht erkennen, es verschwand im Dunst und Nebel weit über mir.
    Ich wunderte mich nicht über die Engel. Die Flügel. Die ungastliche Location.
    Ich wusste wo ich war und es hätte mich in meiner jetzigen Situation nicht weniger kümmern können.
    Rund um mich tobte buchstäblich die Hölle. Das Plateau auf dem ich saß lag etwa fünf Meter über dem Grund eines Trichters aus schwarzem Fels. Einzelne Stufen führten von zuoberst tiefer hinunter bis zum untersten Punkt und dem Plateau.
    Chimären flatterten durch die Luft und Dämonen kreischten. Nun konnte ich sie genauer erkennen. Viele von ihnen waren furchtbar hässlich. Widerliche Fratzen, Mischwesen aus Mensch und Tier, mit offenen Wunden, verdrehten oder überzähligen Gliedmaßen, zerfetzten Flügeln und Organen, die ihnen außerhalb des Körpers wucherten wie gigantische Tumore.
    Es roch nach Schwefel und Blut, doch der Geruch von verbranntem Fleisch war stärker. Er biss in der Kehle und in der Nase und reizte meinen Magen. Es war ein Geschmack, der durstig machte und ich hätte einiges getan, um ein Glas Wasser zu bekommen.
    «Nicht gerade ein Club Med», flüsterte ich und richtete mich auf die Knie auf.
    «Du bist wach», rief eine Stimme neben mir.
    Ein paar Meter von mir entfernt saß ein Mann. Er musste schreien, um den Lärm der schlagenden Flügel und das Keifen der Dämonen zu übertönen. Ich schätzte ihn auf etwa fünfzig und er lächelte freundlich. Aber seine Augen waren traurig und leer. Ein Leidensgenosse, wie ich auf den ersten Blick erkannte.
    Weiße Flügel prangten auf seinem Rücken, zerfetzt und zerzaust. Ansonsten sah er ziemlich gewöhnlich aus. Ein einfacher Familienvater vermutlich.
    «Willkommen in die Hölle», sagte er. «Bald haben wir es hinter uns.»
    Ich runzelte die Stirn. «Was geht hier vor?»
    «Ich weiß es nicht. Sie haben meine Frau umgebracht. So kam ich hierher. Was ist dir passiert?»
    Ein Kloss setzte sich in meiner Kehle fest und machte mich unfähig zu sprechen.
    Ich schämte mich. Seine Frau war ihnen also zum Opfer gefallen. Mir hatte man bloß das Herz gebrochen. Trotzdem saß ich hier und wollte nur noch sterben. Es war

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