Daemonenherz
Weile, bis ich in einer Position saß, bei der ich auf der Höhe war, ihm in die Augen zu sehen.
Eines leuchtete silbern, das andere golden.
«Der Kater», wisperte ich.
«Gut erkannt. Danke übrigens, dass du mich herein gebeten hast.» Er musterte mich amüsiert. «Du erlaubst doch, dass ich das Licht anschalte?»
Er erhob sich ohne eine Antwort abzuwarten und drückte den Lichtschalter neben der Tür. Es brannte einige Sekunden in meinen geschwollenen Augen, ehe ich ihn erkennen konnte.
Der Anzug und die Krawatte saßen perfekt. Seine Haare waren tiefschwarz und gestylt, ich schätzte ihn auf etwa dreißig. Vermutlich war er einige Jahrhunderte älter.
Das Problem an dieser ganzen absurden Szene war nicht, dass er ein Dämon war. Das Problem war, dass er so überirdisch schön war, dass es mir die Sprache verschlug.
Er grinste und fixierte mich mit seinem Blick. Ich kannte ihn.
Bevor ich mich erinnern konnte, keuchte ich auf. Leidenschaft kochte in mir hoch. Ein Verlangen, das beinahe schmerzte. Stärker, als Raciel es konnte. Oder angewendet hatte.
Während ich mich krümmte und ein Keuchen unterdrückte, dämmerte es mir. Das hier war kein Dämon wie Raciel. Der hier war gefährlicher. Höher.
Mir fiel nur einer ein, der eine höhere Stufe als Raciel besaß…
«Armes Ding», flüsterte Lucifel.
Ich biss mir auf die Lippen. Ich durfte nicht schon wieder weinen, auch wenn der Schmerz unerträglich wurde. Mein Vorsatz ging wie immer ins Leere. Klar weinte ich. Ich hasste mich noch mehr dafür.
«Du leidest, das sehe ich», murmelte er und setzte sich wieder auf die Bettkante.
Ich japste nach Luft. Wollte, dass er mich berührte. Ich keuchte und wandte meinen Blick ab.
Seine Hand war eiskalt, als er sie um mein Handgelenk schloss.
Er kicherte. «Das ist ja süß!»
Sein Blick glitt über die Striemen an meinem Unterarm. Ich wollte meine Hand wegziehen, aber er hielt sie fest umklammert und schien sich ein Lachen zu verkneifen. «Zumindest hast du's versucht.»
Arsch!
Wütend funkelte ich ihn in einem Anflug von Trotz an. Er verzog die Mundwinkel zu einem spöttischen Grinsen und erhob sich «Steh auf!»
Ich rührte mich nicht.
«Steh auf!» schrie er, sodass ich zusammen zuckte.
Furcht fraß sich durch meinen Körper. Ich zitterte. Panik lähmte mich. Schlimmer als jemals zuvor. Erbärmlich war alles, was mir dazu einfiel.
Ich rührte mich nicht. Er packte mich am Kragen meines Pyjamas und hob mich hoch als wäre ich eine Feder. Mit voller Wucht schlug er mich gegen die Wand, sodass die Lampe auf meinem Nachttisch klirrend zu Boden krachte.
Ich schrie auf. Er fixierte mich wütend.
«Ist sie soweit, Gebieter? Können wir gehen?»
Ich kannte die Stimme!
«Raciel», keuchte ich.
Er stand da. Locker an den Türrahmen gelehnt und ohne jegliche Regung im Gesicht. Er sah, wie ich litt. Er wusste, welche Schmerzen er mir zugefügt hatte und trotzdem sah ich nichts in seinen Augen. Kein Mitleid oder Schmerz. Es war ihm gleichgültig.
Ich
war ihm gleichgültig.
Mein Körper zuckte erneut unter einem Anfall von Tränen.
«Oh ja», flüsterte Lucifel bedrohlich und sein Gesicht kam meinem gefährlich nahe.
Mein Atem stockte. Ich zitterte vor Verlangen. Hitze breitete sich in meinem ganzen Körper aus und ich keuchte. Schnell wandte ich mein Gesicht ab. Versuchte, das Brodeln in meinem Körper zu ignorieren.
Mit seiner freien Hand griff er nach meinem Gesicht und drehte es zu sich.
«Du hattest sicher viel Spaß mit ihr», flüsterte der gefallene Engel.
Seine Stimme jagte mir einen wohligen Schauer über den Rücken. Seine Lippen fuhren über meinen Hals und blieben an meinem Mundwinkel hängen. Ich keuchte und kniff die Augen zusammen.
Ich wäre am liebsten ohnmächtig geworden.
Nein. Das war nicht die Wahrheit. Mein Körper wollte, dass er mich sofort nahm.
Mein Herz schnürte sich zusammen. Es war mehr, als ich ertragen konnte und ich wimmerte, während mir Tränen in die Augen stiegen.
«Können wir gehen?»
Raciels Stimme jagte mir ebenfalls einen Schauer über den Rücken. Ein schmerzvoller. Ein unglaublich brutaler, stechender Schauer, der mich wieder erzittern ließ.
«Ja», hauchte Lucifel in meinen Nacken. «Ist Belial draußen?»
Raciel nickte.
«Gut», flüsterte er und hob mich auf seine Arme.
Ich spielte mit dem Gedanken, mich zu wehren. Ich spielte auch mit dem Gedanken zu schreien. Aber ich hatte keine Kraft mehr.
Die Tränen flossen unaufhörlich über meine Wangen.
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