Daemonenherz
die Hölle je wieder zu betreten, Engel Irial. Gottes Wille ist endgültig. »
Es dauerte einige Sekunden, ehe ich die Tragweite seiner Worte begriff.
Es war nicht fair. Ich wollte ausrasten. Ihn anschreien, aber ich konnte nicht. Er blockierte meinen Körper und meine Gedanken.
«Wo ist er», fragte ich ruhig.
«Wer.»
«Der Heilige Geist», knurrte ich und bemerkte erst später, dass mein Sarkasmus hier danebengegangen war und fügte hinzu. «Gott.»
Metatron lachte in meinem Kopf. «Er ist überall.»
«Spar dir die Predigten. Ich will es von ihm persönlich hören.»
«Das geht nicht», antwortete Metatron.
Dummerweise versicherte er sich in diesem Moment mit einem raschen Blick, das ich genug weit weg von einer Tür im hinteren Teil des Raumes war. Das gab mir den Hinweis, das hinter der Tür im hinteren Teil dieses Raumes etwas war, das ich vermutlich nicht sehen oder dem ich nicht begegnen sollte.
Ha.
Ich marschierte darauf los.
«Irial», mahnte die Stimme des Engels in meinem Hinterkopf.
Interessierte mich nicht.
Ich riss die Tür auf und wollte gerade Luft holen, um meine Wut bei der obersten Instanz los zu werden. Dem bärtigen alten Mann auf dem Thron aus Gold mit den gütigen Augen und den grauen Haaren.
Nichts da.
Stattdessen stand ich mir selbst gegenüber.
Do it yourself
«Was…» keuchte ich.
Vor mir stand ich selbst. Es dauerte einige Sekunden, ehe ich begriff, dass in dem riesigen Raum ein Spiegel stand. Gross. Sehr groß. Meine zarte Statur verlor sich beinahe darin.
Langsam ging ich näher. Musterte den wuchtig verzierten goldenen Rahmen des riesigen Möbels, das den ganzen gigantischen Raum ausfüllte.
«Hm», murmelte ich und blieb vor meinem Spiegelbild stehen.
«Was», fragte Metatron und trat hinter mich.
«Ich dachte, Gott sei hier.»
«Ist er auch.»
«Hm.»
Der Engel musterte mich. «Ja?»
«Ich wusste es.»
Er wurde ungeduldig. «Was?»
«Ich bin Gott.»
Es dauerte einige Sekunden, in denen ich sein erbleichendes Gesicht genüsslich musterte, ehe ich grinste.
Er lachte und schüttelte den Kopf.
Ich seufzte. «Nein jetzt ohne Scheiß, was soll das hier.»
Metatron grinste auf den Backenzähnen.
«Wie ich sagte. Das ist Gott.»
«Ich.»
«Nein. Irial. Denk nach.»
Naja. Würde nichts schaden. Seufzend blickte ich in meine Augen. Diese großen, momentan schwarz unterlaufenen Augen. Meinen Körper. Die Flügel.
Ich kam nicht drauf.
Metatron nahm meine Hand. Seine Haut war warm. Leicht. Kribbelnd. Er legte sie auf meine Brust.
«Das ist Gott. Hier drin», er zog meine Hand weg und legte sie auf seinen Oberkörper. « Alles.»
Ich musste ihn ziemlich dümmlich mustern, so wie er wissend lächelte.
«Gott ist Energie. Das, was alles zusammenhält. Pure Energie. Menschen nennen ihn Gott. Allah. Buddah. Aber auch Chi. Karma. Gott ist die Energie die alles durchströmt. Aktion und Reaktion.»
«Es gibt keinen alten Mann mit Bart?»
Metatron schüttelte den Kopf. «Nein.»
«Und wie sage ich dieser Energie jetzt, dass sie ein Arsch ist?»
Sein Blick verfinsterte sich. «Irial.»
«Was?!» keifte ich wütend.
Was sollte diese ganze Esoterik-Scheiße. Ich wollte jemanden anschreien. Von wegen Metatron konnte nicht handeln. Weil ihm das ein Hauch Luft so befahl? Verarschen konnte ich mich auch alleine.
«Was flüstert dir denn diese Energie so! Bist du auf Drogen?! Du kannst entscheiden also hilf mir! Hilf Raciel!»
«Aktion und Reaktion, Irial. Energie kann nicht von sich aus agieren. Aktion und Reaktion. Ich kann keine Wunder bewirken. Das kann niemand. Und ich opfere meine Geschöpfe nicht für Dämonen.»
Noch bevor ich zu einer Schimpftirade gegen die
Energie
und einem Faustschlag in den Spiegel ausholen konnte, wurde mir schwarz vor Augen.
«Scheiß Engels-Tricks», murmelte ich, während ich zusammen klappte.
Ich öffnete die Augen.
«Wo», flüsterte ich und spürte die weiche Seide unter meinem Körper.
Ich lag in meinem Bett im Gästezimmer. Hatte ich geträumt?
«Das kann nicht», fügte ich hinzu und sah mich um.
Gabriel saß am Tisch und musterte mich mit seinem tadelnden Blick.
«Du konntest es nicht lassen, was?» knurrte er. «Bist du wahnsinnig?»
Gut, es war also kein Traum gewesen. Ich schürzte die Lippen und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. «Tut mir leid», versuchte ich ihn kläglich zu beschwichtigen.
«Tut mir leid?!» brauste er auf und warf fast seinen Becher um. «Du hast den Palast
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