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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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Zeit als Engelsnovize philosophierte.
    Ob Michael mich doch noch verraten würde? Ob sie mich erwischen würden? Würde ich Raciel finden? Würde ich überhaupt so weit kommen? Könnte ich sterben?
    Ich verließ Zadkiel mit der Ausrede, viel zu müde zu sein, um noch lange durch die Stadt zu flanieren. Rastlos kehrte ich in mein Zimmer zurück und versuchte zu schlafen. Erfolglos. Die Stunden zogen sich wie Tage dahin.
    Irgendwann war es soweit. Ich hielt es nicht länger in diesem Turm aus. Ich wollte zurück. Zurück zu Raciel. Zurück in die Hölle.
    In der Sicherheitszentrale war einiges los. Ich war nicht die Einzige, die heute hier einrückte. Aber ich war die Kleinste.
    Die meisten Engel trugen bereits ihre Rüstung und überragten mich um mindestens einen Kopf. Ihre Flügel waren stark, ihre Oberarme ebenso. Beeindruckt schlich ich durch die Reihen zum Aufzug und betrat kurze Zeit später einen Raum.
    Chariel war dort, ich erkannte ihn an seiner auffälligen Brille. Schnell eilte ich zu ihm und blieb etwas unsicher vor ihm stehen. Wahrscheinlich hatte er mich bereits vergessen.
    «Irial», rief er laut, als er mich sah und ich zuckte zusammen. «Du meinst es also tatsächlich ernst», fügte er hinzu und klopfte mir auf die Schultern. «Komm.»
    Ich folgte ihm zwischen einigen Engeln hindurch, die gerade ihre Schwerter polierten. Chariel blieb vor einem Regal stehen, in dem mehrere Schwerter, Speere und Dolche hingen. «Ich denke, damit solltest du gut zurecht kommen», meinte er, und zog eine dünne Klinge aus dem Holz.
    Es war ein einfaches Schwert. Vor allem war es relativ leicht im Gegensatz zu den riesigen Dingern, die andere hier rumschleppten. Ich band es mir um. Chariel ging einige Schritte weiter und nahm eine Rüstung von einem der Haken. «Hier, die sollte dir gehen. Den Helm holst du dir dort vorne», er wies auf einen Tisch mit Helmen. «Anschließend meldest du dich oben im Saal. Wir brechen in einer Stunde auf.»
    Er nickte mir zu, ehe er sich einem anderen Schützling zuwandte. Etwas zögerlich musterte ich die goldenen Platten in meinen Händen. Sie waren mit festen Lederbändeln zusammengeschnürt und würden sich gut an meine Konturen anschmiegen. Ich schnallte das Ding um meine Brust. Es saß, war aber ziemlich schwer. Ich wandte mich zum Tisch und erstarrte.
    Gabriel betrat den Raum. Er unterhielt sich mit einem der Soldaten. Scheinbar suchte er nach jemandem.
    Und ich wusste ziemlich genau, nach wem. Ich drehte mich um und starrte auf den weißen Teppichboden. Langsam ging ich rückwärts und tat so, als würde ich auf dem Boden etwas suchen.
    Bald stand ich neben dem Tisch. Schnell griff ich nach dem erstbesten Helm. Gleichzeitig griff jemand an meine Schultern.
    «He du», sagte Gabriel.
    Mein Herz setzte aus. In einer Ruhe, die ich mir nie zugetraut hätte, schüttelte ich seine Hand von meiner Schulter, setzte mir den Helm auf und drehte mich um. Ich sah aus wie Brad Pitt in Troja.
    «Was ist?» fragte ich und versuchte, nicht zu direkt zu ihm hinauf zu sehen.
    «Hast du ein junges Mädchen gesehen?»
    Mädchen? Ich war verdammt noch mal über zwanzig!
    «Ein junges Mädchen?» wiederholte ich dümmlich.
    «Ja, etwa so groß wie du, rote Haare.»
    Ich atmete hörbar aus und stopfte den Rest meiner Mähne unter den Helm.
    «Phu. Nicht das ich wüsste, nein.» Ich zuckte mit den Schultern und drängte mich an ihm vorbei. «Sorry, ich muss los», klemmte ich ab und verließ den Raum.
    Draußen wartete ich einige Sekunden. Ich fürchtete, dass er mich erkannt hatte.
    Niemand folgte mir. Schnell eilte ich zum Aufzug und kehrte in die Halle zurück und wartete. Nervös. Mit zitternden Gliedern und rasendem Herzen.
    Zum Glück sprach mich niemand an. Jeder war mit sich selbst beschäftigt und bereitete sich so gut als möglich auf den Kampf vor. Ich konnte in ihren Gesichtern sehen, dass es für sie schwer sein musste.
    In die Hölle zu gehen schien für viele Engel das mit Abstand Schlimmste zu sein, dass ihnen widerfahren konnte. Ich konnte es nicht nachvollziehen. Für mich war es ein Segen.
    Ich musterte die Waffe an meinem Gurt. Von wegen modern und zeitgemäß. Ich hatte mit einem verfluchten Maschinengewehr gerechnet. Artillerie. Schwere Geschütze. Kampfjets mit Pin-Up-Aufklebern. Was weiß ich. Schließlich stürmten wir die Hölle!
    Da besaßen die hier alle Annehmlichkeiten, aber keine verfluchte neun Millimeter!
    Aber gut, wer war ich, die Kriegstaktik Gottes in Frage zu

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