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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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stellen…
    Endlich erklang ein Horn. Die Engel, die noch saßen, erhoben sich. Ich ebenfalls.
    In der Menge erkannte ich Raphael und Gabriel. Bei ihnen eine braunhaarige Kriegerin – sie war kräftig. Muskulös, mit Tätowierungen an den Oberarmen. Aufmerksam musterte sie die Schar an Engel. Sie schritt zum Ausgang, gefolgt von den beiden Erzengeln. Schnell senkte ich den Blick und folgte. Kaum hatten wir das Gebäude verlassen, erhoben wir uns in die Luft und ich hoffte inständig, mit meinen kümmerlichen Flugkünsten mithalten zu können.
    Das Rauschen der Flügel begleitete uns, als wir Elysium verließen und über eine grüne Ebene flogen. Nur wenige Minuten später, erhob sich Ygdrasil vor uns. Der Pfeiler endete hier abrupt.
    Nach unten verschwand er im Nebelmeer. Wir stachen hinunter und bald schon umgab mich diese weiße Wand. Ich orientierte mich an meinem Vordermann und versuchte, ihn möglichst nicht aus dem Blick zu verlieren. Das war schwer, denn der Helm, den ich mir in aller Eile geschnappt hatte, war viel zu groß und versperrte mir die Sicht.
    Es wurde kälter und ich fröstelte. Zwar trug ich lange weiße Hosen und ein Hemd, aber der dünne Stoff ließ die Kälte ungeniert auf die Haut.
    Bis auf das Rauschen der Flügel und des Windes in meinen Ohren war es absolut still. Keiner der Engel sprach. Kein Kriegsgeschrei. Keine lauten Bewegungen. Nur Konzentration. Ich spürte die Kraft, die von den Wesen um mich ausging. Die Zuversicht. Der Stolz. Die Ruhe.
    Plötzlich Sirrten die Schwerter. Der Engel vor mir zog seine riesige Klinge aus der Scheide. Der Geruch von Schwefel erfüllte meine Nase und mein Herz begann zu rasen.
    Wir waren da!
    Mein Kopf leerte sich mit einem Schlag. Ich konzentrierte mich. Alles verblasste in Anbetracht meines pochenden Herzschlages. Das Blut rauschte in meinem Kopf.
    Schnell griff ich nach dem Knauf meiner Ausrede von Waffe. Es wurde stockdunkel, ehe sich vor mir buchstäblich die Hölle auftat.
    Der Trichter!
    Tosender Lärm betäubte mich. Das Kreischen der Dämonen hallte von den kalten Wänden wider. Wir befanden uns hoch oben. Unter mir lag das Plateau und darauf die restlichen Pfeiler. Bis dort unten war es ein weiter Weg. Ein schwerer Weg!
    Die ersten Chimären schossen nach oben. Mein Atem stockte. Darüber hatte ich mir nie Gedanken gemacht! Wie zum Teufel sollte ich es bis zu Raciel schaffen?
    Ich ließ mich zurückfallen. Dezent hielt ich mich im Hintergrund und hatte Glück. Kein Dämon nahm mich ins Visier. Vorerst. Diese Glückssträhne würde kaum lange andauern.
    Ich erkannte Akephalos und bald loderten Belials Flammenflügel über uns.
    Mein Brustkorb schien zu platzen vor Freude. Ich war unendlich glücklich, sie zu sehen.
    Sie wusste, wo Raciel war.
    Schnell schoss ich nach oben und steuerte auf sie zu.
    Ihr Schwert sauste in meine Richtung und die Flammen, die rund um die Klinge züngelten schmerzten, obwohl sie mich nicht berührten.
    «Warte!» schrie ich. «Ich bin es!»
    Sie kniff die Augen zusammen, dann weiteten sie sich. «Irial? Was tust du hier!»
    «Wo ist er!» schrie ich, um das Getöse der Hölle zu übertönen.
    Die Chimären kreischten ihr markerschütterndes Schreien und die Flügel der Engel rauschten. Das metallene Klirren von Schwertern erfüllte den Trichter mit einem ständigen Stakkato.
    «Belial! Wo ist er!»
    Sie sah mich entsetzt an. «Du willst…»
    «Wir haben keine Zeit für sowas. Sag mir, wo er ist!!»
    Abrupt packte sie meinen Arm und riss mich zur Seite. Eine Chimäre jagte nur wenige Zentimeter an mir vorbei. «Er ist in den Kerkern. Hinter den Gemächern von Lucifel. Geh ins Schloss. Dort die Treppe rauf, die Tür geradeaus hindurch, durch den Thronsaal und durch die Tür am anderen Ende. Von dort aus links, rechts, bis du in einen Raum mit einem riesigen Spiegel gelangst. Dort musst du an Raciel denken. Denk an Raciel und an nichts anderes, hörst du mich! Dann gehst du durch den Spiegel. Aber denk an ihn!»
    Ich nickte und wandte meinen Blick nach unten auf die Schlacht. Die Engel waren beschäftigt. Gabriel war ganz in meiner Nähe.
    Es musste schnell gehen.
    Der Helm versperrte mir die Sicht. Der Brustpanzer nahm mir die Geschwindigkeit.
    Ich musste es riskieren, sonst war ich chancenlos. Schnelligkeit war das, was mich vermutlich überhaupt erst aus dem Trichter bringen konnte.
    «Belial, hilf mir», bat ich und hob die Arme.
    Sie verstand sofort und durchtrennte die beiden Riemen an meinen Seiten. Ich atmete

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