Daemonenhunger
ihn bereits gepackt, hob ihn hoch und hielt ihn fest. »Hey, loslassen! Setzen Sie mich sofort wieder ab. Hilfe, Wachdienst!«
»Der Wachdienst ist vollkommen überflüssig«, versicherte Mr. Edwards und bedeutete seinem Gorilla, den Mediziner loszulassen. »Es handelt sich lediglich um eine Privatunterhaltung, bei der wir nicht gestört werden möchten. Habe ich mich klar ausgedrückt, Herr Doktor?«
»Aber der Junge.« Dr. Ritchet deutete auf Max.
»Habe ich mich klar ausgedrückt?«, wiederholte Mr. Edwards.
Der Arzt nickte, drehte sich um und verließ rasch das Zimmer.
»Hat eigentlich jeder Angst vor Ihnen?«, fragte Vincent.
»Das würde ich zumindest jedem raten«, antwortete Mr. Edwards. »Und dir würde ich raten, dass du nie wieder den Versuch unternimmst, in das Firmengebäude einzudringen. Es wäre wirklich schade, wenn ich Ankla ge gegen dich erheben müsste«, er hielt inne und warf einen kurzen Blick auf das Patientenblatt am Bettende, »Vincent Drear.«
Vincent schob die Bettdecke zurück und setzte sich mit einem Ruck auf. Das tat zwar höllisch weh, aber der Junge wollte seinem Feind so würdevoll wie möglich entgegentreten. Die Leibwächter hoben bereits die Schutzhandschuhe, doch Mr. Edwards winkte lässig ab. Im Augenblick hielt er den Jungen offenbar für vollkommen harmlos.
»Mr. Edwards«, sagte Vincent, »der Einzige hier im Raum, der ein Verbrechen begangen hat, sind Sie. Ihre Dämonen haben meine Freunde, meinen Bruder und mich angegriffen und schwer verletzt.« Er hielt inne und dachte an Nod. »Damit nicht genug. Sie und Ihr Konzern bringen die gesamte Menschheit in Gefahr, weil Sie die Portale verstecken.«
»Die Portale?«, fragte Mr. Edwards. »Was du nicht al les weißt! Bestimmt hat dir dein Feenfreund davon erzählt, bevor er verschlungen wurde.«
Vincent machte ein finsteres Gesicht und ballte die Fäuste.
»So ergeht es allen meinen Feinden«, erklärte Mr. Edwards und weidete sich sichtlich am Zorn des Jungen. »Falls du dieses Schicksal nicht teilen möchtest, solltest du dich lieber aus allem heraushalten. Zumindest in den nächsten vierundzwanzig Stunden.«
»Sie sind ein Monster!« Vincent machte einen Schritt nach vorn. Als die Leibwächter prompt die Schutzhandschuhe hoben, trat er eingeschüchtert zurück.
»Zur Sicherheit«, sagte Mr. Edwards, »bleibt Rennik hier und sorgt dafür, dass du nicht aus der Reihe tanzt.«
»Er kann mir nichts tun«, erklärte Vincent.
»Dir vielleicht nicht«, räumte sein Gegenüber ein. »Aber dafür geht es deinen Freunden an den Kragen. So bald du dich meiner Firma näherst, schlägt er zu.«
»Das kannst du aber glauben«, bekräftigte Rennik.
»Er wird meine Freunde nicht anrühren«, sagte Vincent, »weil ich ihn vorher umlege.«
Darüber lachten Mr. Edwards und Rennik herzlich.
»Vincent Drear«, sagte der Alphega-Verantwortliche schließlich. »Du kannst Rennik unmöglich töten, denn er ist ein Dämon. Dämonen sind die mächtigsten Tötungsmaschinen, die es gibt, und nahezu perfekt. Der Druck auf dem Grund des Ozeans kann ihnen nichts anhaben, sie schwimmen durch glühend heiße Lava, und nicht einmal die eisige Leere des Weltraums macht ihnen zu schaffen. Menschliche Waffen sind machtlos gegen Dämonen, im besten Fall können sie sie für einen kurzen Moment aufhalten. Das war’s auch schon. Nichts in der natürlichen Welt ist ihnen gewachsen oder kann sie zerstören. Kurzum: Sie sind unbesiegbar.«
»Also, gib dein Bestes«, sagte Rennik und lächelte breit ob all dieser Schmeicheleien.
Das werde ich, dachte Vincent, o ja. »Welche finsteren Pläne habt ihr denn ausgeheckt?«, fragte er dann. »Bis zur letzten Minute warten und dann eine Million Dollar für den Zutritt zum Portal kassieren?«
»Nein, mein Junge«, sagte Mr. Edwards. »Mein finsterer Plan sieht vor, dass überhaupt niemand dieses Portal durchschreitet. Seit Jahrhunderten habt ihr Menschen nichts Besseres zu tun, als diesen wunderschönen Planeten zu vernichten. Ihr habt ihn verschmutzt und zerstört und nichts als Abfall erzeugt. Jetzt wollt ihr euch durch das Portal davonmachen und euren Dreck hier zurücklassen? Ich finde das nicht fair. Ihr Menschen habt diese Welt nicht verdient. Niemals. Und ihr habt es erst recht nicht verdient, euch einfach aus dem Staub zu machen.«
Wieder stutzte Vincent. Es war merkwürdig, wie Mr. Edwards die Wörter »ihr Menschen« betont hatte.
»Und jetzt entschuldigt mich«, sagte der Chef von Alphega
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