Daemonenhunger
schon?
Kurzentschlossen stand der Junge auf. Zum Schlafen war er ohnehin zu aufgeregt, außerdem drängte die Zeit. Er ging zu seinem Bruder und rüttelte ihn wach. Plötzlich hörte er, wie die Tür aufging.
»Was is?«, fragte Max schläfrig.
»Jemand ist im Zimmer«, sagte Vincent und drehte sich um, auch wenn ihn jede Bewegung schmerzte. Falls es ein Dämon war …
Aber es war ein Feenwesen. Im ersten Moment glaub te Vincent, es sei Nod, dann erst erkannte er die Besucherin.
»Clara«, sagte er, als sie quer durchs Zimmer auf sein Bett zuflog.
»Wer?« Max setzte sich erstaunt auf.
»Eine Fee«, erklärte Vincent und ging langsam zu Clara hinüber.
»Was ist passiert?«, fragte sie und landete auf der Bettdecke. »Wo ist Nod?«
Vorsichtig ließ sich Vincent neben ihr nieder. Er fürchtete sich davor, ihr die grausame Wahrheit zu sagen. Doch es musste sein. Clara musste alles erfahren. Sie hatte es verdient, dass er aufrichtig zu ihr war.
»Er ist tot«, sagte Vincent.
»Was?«, rief Clara. »Wann? Wie? W…Wieso?«
»Er hat sich geopfert, um mir das Leben zu retten«, erklärte er feierlich und erzählte ihr, was tags zuvor geschehen war.
Clara hörte schweigend zu und blieb auch stumm, als er zu sprechen aufgehört hatte. »Ich habe immer gewusst, dass er tapfer ist«, sagte sie nach einer Weile und wischte sich ein paar winzige Tränen aus den Augen. »Aber jetzt verstehe ich erst, wie tapfer er wirklich war.«
»Das stimmt.«
Vincent und Clara drehten sich um und sahen Grimbowl in der Tür stehen. Hoffentlich gehen die beiden nicht aufeinander los, dachte der Junge besorgt. Zunächst einmal wirkten sie jedoch friedlich.
»Das wollte ich dir schon früher sagen, Vincent«, bemerkte Grimbowl. »Und du hast ebenfalls das Recht, es zu erfahren, Fee. Als die Dämonen in Chanteuses Haus auftauchten, bin ich auf dem schnellsten Weg zu meinen Leuten – weißt du noch, Vincent, ich habe dir gesagt, dass ich sie rufe? Ich traf sie im Park und erzählte ihnen, was vorgefallen war. Dann schlug ich ihnen vor, euch zu helfen. Plötzlich kam euer Freund auf uns zugestürmt, drei Dämonen dicht auf den Fersen. Ich war mir sicher, was als Nächstes passieren würde. Sobald er uns entdeckt hatte, würde er keinen Augenblick zögern und die Dämonen auf uns hetzen. Dann könnte er in Ruhe fliehen, während die Bestien sich auf uns Elfen stürzen würden.
Zu meiner Überraschung verhielt er sich jedoch vollkommen anders. Als er uns sah, flog er in die entgegengesetzte Richtung und lenkte die Dämonen somit von uns weg. Dabei hätte er seine Haut problemlos retten können. Die Dämonen hätten bei unserem Anblick mit Sicherheit alles andere vergessen. Stattdessen hat er meinen Leuten das Leben gerettet. Ein Feenwesen hat sich geopfert, um uns Elfen zu retten. Ich … hätte nie gedacht, dass ich so etwas je erleben würde.«
Vincent sah zwischen Clara und Grimbowl hin und her. Vielleicht war das ja der Beginn einer wunderbaren Freundschaft – und er war Zeuge des wichtigen Moments. Womöglich versöhnten sich Feen und Elfen endlich und versuchten mit vereinten Kräften, ihre Ziele gemeinsam zu erreichen.
»Du Dreckskerl!«, schrie Clara gellend, hüpfte vom Bett und stürzte sich auf Grimbowl. Trotz des Überraschungsmoments wich der Elf rechtzeitig aus. Die Fee zischte knapp an ihm vorbei zur Tür hinaus, die Grimbowl mit einem gezielten Tritt hinter ihr ins Schloss warf.
»Diese verdammten Feen!«, stieß er zwischen den Zäh nen hervor. »Ich schütte ihr mein Herz aus, und sie …«
Die Tür flog wieder auf, mitten in Grimbowls Gesicht. Der Stoß schleuderte ihn aufs Bett, mitten auf Vincents Schoß. Clara stürzte direkt hinterher.
»Hey, was …« Vincent kam nicht mehr dazu, den Satz zu vollenden, denn die Fee schleuderte Grimbowl mit voller Wucht gegen den Oberkörper des Jungen.
Vincent ächzte.
»Monster!« Clara übersäte den Elf mit derben Hieben, ohne auf den Jungen zu achten. Ein ums andere Mal prallte der Kopf des Elfen gegen Vincents Brustkorb, und die Schmerzen wurden mit jedem Aufprall schlimmer.
»Schluss jetzt!«, brüllte Max und riss Grimbowl von seinem Bruder weg. Ausgerechnet in diesem Moment stürzte sich Clara mit aller Kraft auf Vincent. Der keuch te mit zusammengebissenen Zähnen, als sie gegen seine Rippen prallte.
»Hey, lass mich los!« Grimbowl trat Max in den Magen.
Der krümmte sich zusammen und landete mit dem Po auf Clara und Vincent.
Der Junge wimmerte und
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