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Daemonenhunger

Daemonenhunger

Titel: Daemonenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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ihnen durch die Trümmer gefressen. Dann musterte er den Dämon. »Du kannst dich doch sicher durch den Schutt fressen und uns hier herausholen?«, sagte er.
    »Na klar«, gab Rennik zurück. »Aber warum sollte ich das tun? Du wolltest mich umbringen, schon vergessen?«
    »Dafür wolltest du meinen Freund töten, schon vergessen?«, erwiderte Vincent. »Nachher wirst du uns wahrscheinlich alle fressen, oder?«
    »Naja …«
    »Es wäre sicher ziemlich mühsam, uns unter einem Haufen Schutt hervorzuklauben«, sagte Vincent. »Wenn du uns dagegen befreist, hast du es viel leichter, sobald die Epoche zu Ende geht.«
    »Auch wieder wahr«, gab Rennik zu. »Aber meine Flügel sind verschrumpelt, und ihr könntet mir entwischen. Außerdem hat mich dein Gift geschwächt und beinahe gelähmt. Ich kann euch also beim besten Willen nicht helfen. Es sei denn«, fügte er hinzu und legte eine kleine Kunstpause ein, »ihr gebt mir etwas von dem magischen Heiltrank ab.«
    »Wie bitte?«, sagte Vincent.
    »Vergiss es«, meldete Grimbowl sich zu Wort.
    »Nie und nimmer«, bekräftigte Optar.
    »Tja, dann sitzen wir wohl alle hier fest«, gab der Dämon zurück.
    »Optar«, sagte Vincent. »Wenn wir hierbleiben, müssen wir alle sterben. Er kann uns retten. Gib ihm, was er will.«
    Der kleine Kerl sah von Vincent zu Grimbowl. Die beiden Elfen nickten einander zu, dann löste Optar die Flasche von seinem Gürtel. Vincent reichte Rennik den Heiltrank, der ihn sich in langen, gierigen Zügen ins Maul schüttete.
    »Schon besser«, meinte er und erholte sich vor ihren Augen. Seine Flügel waren mit einem Mal glatt und kräftig, und seine Haut färbte sich tiefrot. »Ich bin wieder da.«
    »Dann hol uns jetzt hier raus«, befahl Max.
    »Träum weiter«, sagte Rennik und schwang sich in die Höhe. »Nach meiner erfolgreichen Heilung werde ich euch zur Belohnung allesamt auffressen, immer schön der Reihe nach, und den Anfang mache ich mit der da.« Er deutete auf Miss Sloam.
    »Nein!« Mit einem Schrei schnellte Chanteuse vor, um ihre Mutter zu beschützen.
    »O nein!«, rief Vincent empört. Der Dämon hatte ihn hereingelegt.
    »O doch«, sagte Rennik und steuerte direkt auf sein Ziel zu.
    »Dämon, ich warne dich«, knurrte Optar drohend.
    Ohne auf ihn zu hören, flog Rennik weiter und hatte Miss Sloam fast erreicht, als er plötzlich aufschrie und unter Getöse zu Boden stürzte.
    »Du wirst uns nicht angreifen«, befahl Optar. »Stattdessen räumst du den Schutt weg. Und zwar sofort.«
    Kreischend umklammerte Rennik seinen Leib. Dann stand er auf und machte sich gehorsam ans Werk.
    »Ein Obyon?«, fragte Vincent.
    »Du hast es erfasst«, erwiderte Grimbowl.
    »Du hast doch nicht etwa gedacht, ich würde diesem Hund helfen, ohne ihn vorher an die Leine zu legen?«, fragte Optar.
    Innerhalb von zwei Minuten hatte Rennik den Schutt beiseitegeräumt und Nod, Clara und Miss Sloam von ihrer Last befreit. Die drei brachen vollkommen erschöpft zusammen. Während Chanteuse ihrer Mutter auf die Beine half, sammelte Vincent Clara und Nod ein. Es war gar nicht so leicht, den beinahe unsichtbaren Feenmann zu finden. Vincent musste eine ganze Weile herumtasten, bevor er ihn entdeckte.
    Rennik hustete und spie eine Portion Beton aus. Der Geschmack missfiel ihm offenbar.
    »Wir sind frei!« Big Tom grinste von einem Ohr zum anderen. Doch als er sich umsah, verging ihm das Lachen.
    »O Mann«, sagte Vincent.
    »Bei der Gnade des Triumvirats«, fügte Max hinzu.
    Die Stadt hatte sich in einen einzigen Trümmerhaufen verwandelt: Gebäuderuinen lagen unter dicken Staubwolken, zerschmetterte und wahllos umhergeschleuderte Fahrzeuge waren überall verstreut, die Straßendecken in tiefe Krater geborsten. Brände loderten, zerbrochene Hydranten spien Wasserfontänen in die Luft, Autoalarmanlagen schrillten. Ein wahr gewordener, tödlicher Alptraum.
    »In der Schrift steht, dass das Ende aller Zeiten kom men wird«, sagte Max.
    »Ich weiß«, erwiderte Vincent. »Irgendwas mit Heu len und Zähneklappern, oder?«
    In der Tat beschäftigte sich mehr als die Hälfte der Schrift des Triumvirats mit dem Ende aller Zeiten. Es war das Lieblingsthema der Prediger, ein äußerst erfolgreiches Hilfsmittel, um neue Glaubensbrüder und -schwestern zu rekrutieren, und das einzige Thema, dem die vielen Bücher und Videos der Mediengesellschaft des Triumvirats huldigten.
    Vincent erinnerte sich noch gut an die endlos lange Vorstellung von Zurückgelassen , eines vor

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