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Daemonenhunger

Daemonenhunger

Titel: Daemonenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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andere als knauserig«, bemerkte Chanteuse bitter.
    Vincent glaubte zu wissen, was in ihr vorging. Als er geniest und den Obyon ausgeschneuzt hatte, hatte sie den Marienkäfer behutsam ins Freie getragen. Chanteuse liebte alles, was kreuchte und fleuchte. In ihren Augen war es sogar ein Verbrechen, Insekten zu töten.
    »Big Toms Eltern hassen Kakerlaken wie die Pest«, erklärte Vincent und beobachtete eine besonders fette Küchenschabe, die langsam und behäbig über den Boden kroch. »Wir benutzen das Spray ja nicht, um Insekten zu töten, sondern wollen …«
    »Ihr wollt dieses hilflose Geschöpf im Keller töten«, sagte Chanteuse, ohne sich umzudrehen.
    »Du meinst Rennik?« Vincent staunte. »Der Kerl ist ein Dämon. Er ist böse. Alle Dämonen sind böse.«
    »Trotzdem sind sie Lebewesen.« Chanteuse wandte sich um und musterte ihn. Ihre Augen funkelten so wütend, dass er unwillkürlich einen Schritt zurückwich. »Böse oder nicht, sie gehören zu unserer Welt. Sie haben eine Aufgabe, auch wenn sie noch so entsetzlich sein sollte, und wir haben kein Recht, sie zu töten.«
    Mit dieser flammenden Rede hatte Vincent beim besten Willen nicht gerechnet. Nach einer Weile fasste er sich, straffte die Schultern und hob den Blick. Mittlerweile hatte er gelernt, sich seinen Feinden gegenüber zu behaupten, bei seinen Freunden dagegen fiel ihm das weitaus schwerer. Es brach ihm schier das Herz, dass ihr die Sache so naheging, aber seine Meinung änderte sich dadurch nicht. Sie würden den Plan nicht aufgeben.
    »Chanteuse«, sagte er. »Die Aufgabe dieser Lebewesen, die angeblich auch ein Teil der Natur sind, besteht darin, alles Leben auf der Erde auszulöschen. Natur hin oder her, das kann in keinem Fall gut sein. Falls es dir bisher nicht aufgefallen ist, dann sage ich es dir jetzt: Wir Menschen sind auch ein Teil der Natur. Wir haben es verdient, zu überleben, mindestens so sehr wie diese Geschöpfe.«
    »Ach, tatsächlich?«, fragte Chanteuse. »Seit Jahrhunderten verwüstet die Menschheit diesen Planeten. Wir haben den größten Teil des Regenwaldes und der Ozonschicht vernichtet, wir haben ganze Arten ausgerottet, wir haben jedes Geschenk von Mutter Erde erst genommen, dann zerstört und es ihr anschließend zum Dank ins Gesicht geschleudert. Vielleicht«, sie verstummte für einen Augenblick, »haben wir es einfach nicht verdient, zu überleben.«
    Darüber musste Vincent einen Augenblick nachden ken. »Doch«, sagte er schließlich, »wir haben es verdient. Wir haben dasselbe Recht darauf wie alle anderen Bewohner dieses Planeten. Es stimmt, wir haben die Erde verschmutzt, und wir führen Kriege, aber wir haben auch vieles geleistet. Wir sind im Sonnensystem herumgereist, haben bahnbrechende Technologien entwickelt …«
    »Und wozu?«, fragte Chanteuse. »Hast du denn gar nichts von mir gelernt? Die Menschheit hat vergessen, woher sie kommt, sie ist entwurzelt und weiß nicht mehr, wie man mit der Natur im Einklang lebt.«
    »So sind wir nun mal«, erklang Barnabys Stimme von der Kellertreppe her, woraufhin Vincent und Chanteuse erschrocken zusammenzuckten. »Ihr Ökofreaks macht mich echt krank. Das Ganze nennt sich schlicht und ergreifend Fortschritt. Nur die Besten überleben.«
    »Dich hat keiner gefragt, du Armleuchter«, sagte Vincent.
    »Na, und wenn schon?«, erwiderte Barnaby, schubste ihn beiseite und baute sich vor Chanteuse auf. »Wir Menschen haben nur einen Lebensinhalt: Wir wollen überleben. Manchmal müssen wir dafür eben ein biss chen auf den Putz hauen. Wir fällen Wälder, um an Holz zu kommen, oder töten, bevor wir selbst getötet werden. Den Mist von wegen ›entwurzelt‹ kannst du dir echt spa ren. Wir haben keine Wurzeln. Wir haben uns einfach durchgesetzt, weil wir den anderen überlegen sind, und wenn es uns jetzt gelingt, zu überleben, dann nur auf grund unserer Überlegenheit.«
    »Du tust mir wirklich leid«, sagte Chanteuse. »Hast du denn gar keinen Funken Mitgefühl in dir?«
    »Nein«, erwiderte Barnaby. »Für Mitgefühl kann man sich nichts kaufen. Ich bin scharf auf den ersten Platz. Ich bin ein Siegertyp. Deswegen werde ich auch überleben, während euch genau die Dämonen fressen, die ihr geret tet habt.«
    Chanteuse öffnete erst den Mund und schwieg dann doch. Was hätte sie darauf auch erwidern sollen?
    »Zumindest denkt sie an andere«, sagte Vincent. »Was man von dir nicht gerade behaupten kann.«
    »Das ist genau der Punkt, du Schwachkopf«, erwiderte

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