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Daemonenhunger

Daemonenhunger

Titel: Daemonenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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beiden beim Lesen erwischte, hatte er eine Menge Staub aufgewirbelt.
    »Hütet euch vor diesen Irrlehren des Teufels«, hatte er gewettert, »auf dass eure Seelen nicht vom rechten Wege abkommen.«
    Nun saß er da, völlig in die Lektüre versunken, und füllte seinen Geist sozusagen mit bösen Bildern. Vincent war drauf und dran, seinem Bruder die Moralpredigt von damals heimzuzahlen, doch ein Blick in dessen Gesicht hielt ihn davon ab.
    »Stimmt was nicht?«, fragte er und ließ sich neben ihm nieder.
    »Hallo, Vincent.« Max blickte überrascht und ein we nig zerstreut auf. »Ich versuche nur gerade etwas zu verstehen.«
    »Was denn?«, fragte Vincent, obwohl er ziemlich sicher war, die Antwort bereits zu kennen. Sein Bruder durchlebte bestimmt gerade eine Glaubenskrise. Alles, was seit gestern geschehen war, musste seine felsenfesten Überzeugungen ins Wanken bringen.
    »Diese Wesen«, sagte Max. »In dem Buch geht es nur um Feen, Elfen und Trolle. Sieh mal hier«, er tippte auf die Abbildung eines Geschöpfes mit Pferdeleib und menschlichem Oberkörper.
    »Das ist ein Zentaur.«
    »Nod und Clara haben mir schon viel von Zentauren erzählt«, sagte Vincent nach einem kurzen Blick auf das Bild. »So sehen sie also aus.«
    »Hier steht, dass diese Wesen sich durch Intelligenz und Einfallsreichtum auszeichnen«, fuhr Max fort. »Andererseits sind sie dickköpfig, arrogant und unbelehrbar. Genau wie ich, oder?«
    Vincent hielt sich nach kurzem Überlegen mit der Antwort zurück.
    »Ich war fürchterlich arrogant«, sagte Max unbeirrt, »und dachte immer, ich wüsste über Gut und Böse Bescheid.« Lächelnd klopfte er auf das Buch, eine wortlose Anspielung auf ihre Streitgespräche zu diesem Thema. »In letzter Zeit hat mir das Triumvirat jedoch die Augen geöffnet, und zwar mit deiner Hilfe.«
    »Wieso das?«, fragte Vincent staunend.
    »Durch dich bin ich doch überhaupt erst in diese Geschichte hineingeraten«, gab Max zurück. »Dir allein habe ich es zu verdanken, dass ich nun die reiche Vielfalt des Lebens kennenlerne. Geschöpfe, die ich immer für böse gehalten habe, wie deine Freundin Chanteuse. Sie ist eine Hexe und trotzdem eine herzensgute Seele. Ich will einfach«, er schwenkte nachdenklich das Buch und suchte nach den richtigen Worten, »diese neue Welt begreifen lernen.«
    »Aber diese Welt ist gar nicht so neu«, erwiderte Vincent. »Na gut, sie ist im Begriff unterzugehen, und das ist tatsächlich neu. Obwohl das auch nicht stimmt, denn Weltuntergänge gibt es seit vielen Epochen. Entscheidend ist vielmehr, dass Geschöpfe wie Nod und Grimbowl schon seit langer Zeit existieren. Wenn das Triumvirat wirklich so allmächtig ist …«
    »Natürlich ist es das«, blaffte Max.
    »… dann weiß es auch alles über Feen, Elfen und Zentauren.« Vincent holte Luft. »Also ist alles in Ordnung.«
    Max sah seinen Bruder verblüfft an und schüttelte nach einer Weile den Kopf. »Ich hätte nie gedacht, dass ich je so etwas sagen würde«, stellte er fest, »aber du bist sehr klug, kleiner Bruder.«
    Vincent lief rot an und musste vor Rührung schlucken. Normalerweise meckerte Max immer nur an ihm herum. »Lies ruhig weiter«, sagte der Junge leise. »Ich sehe mal nach, wo Chanteuse geblieben ist.«
     
    Das Mädchen setzte Tee auf. Zuvor hatte es sich durch einen Haufen Geschirrscherben und Besteck gearbeitet, die auf dem völlig verschmutzten Küchenboden kaum zu erkennen waren. Als Vincent Chanteuse entdeckte, war sie gerade dabei, den Wasserkessel am Spülbecken zu füllen – oder vielmehr versuchte sie es. Auf der Küchenablage stand eine Schachtel mit dem billigsten Tee, den es zu kaufen gab, mit viel Tein und kaum Geschmack. Das war genau die Sorte Tee, die Chanteuse niemals trinken würde, nicht einmal wenn der Weltuntergang bevorstand. Was bekanntlich der Fall war.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Vincent. Es überraschte ihn, sie hier alleine vorzufinden. Eigentlich hatte er erwartet, dass sie Miss Sloam mit Fragen löcherte. Schließlich erfährt man nicht alle Tage, dass die eigene Mutter ein Troll ist.
    »Anscheinend gibt es kein Wasser mehr«, sagte Chanteuse und drehte den Hahn zu. »Vielleicht stehen im Kühlschrank noch ein paar Flaschen.«
    »Das glaube ich kaum«, gab Vincent zurück. »Hier gibt es nur Wasser aus dem Hahn. Für zusätzliche Ausgaben haben Big Toms Eltern kein Geld. Sie essen sogar ihre Cornflakes mit Wasser.«
    »Was Insektenvertilgungsmittel angeht, sind sie dagegen alles

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