Daemonenhunger
»Das Fir mengebäude ist durch mehrere Kraftfelder gesichert.«
»Was bewirken sie?«, fragte Vincent und erinnerte sich an das Kraftfeld, das er bei seiner Astralreise gesehen hatte.
»Sie blockieren den Ruf der Portale«, erklärte Optar. »Deswegen weiß auch niemand davon. Alphega hat alle Portale auf der Erde mittels eines identischen Kraftfeldes abgeschirmt. Nun zum entscheidenden Punkt«, fuhr er fort. »Sämtliche Abschirmungen sind miteinander verknüpft. Wenn es uns gelingt, eine davon lahmzulegen, fallen alle anderen ebenfalls aus.«
»Wow«, sagte Vincent beeindruckt. »In diesem Fall könnten wir wirklich viele Menschenleben retten.«
»Das ist ja fast so schön wie Weihnachten«, murmelte Barnaby.
»Hast du immer noch nicht genug?«, fragte Big Tom und hob drohend die Faust.
Barnaby gab daraufhin keinen Mucks mehr von sich.
»Nur wie legen wir die Kraftfelder lahm?«, erkundigte sich Vincent.
»Das erkläre ich euch unterwegs«, sagte Optar und öffnete eine Schachtel mit Insektenvertilgungsmittel. »Nehmt euch alle eine Dose, dann geht’s los.«
»Immer mit der Ruhe«, schaltete sich Grimbowl ein. »Wir müssen erst wissen, ob das Spray überhaupt wirkt. Das wäre dann jetzt dein Einsatz.« Er wandte sich Ren nik zu.
Der Dämon schluckte entsetzt.
Vincent seufzte. Insgeheim hatte er gehofft, dieser Teil des Plans wäre in Vergessenheit geraten. Natürlich war der Dämon ein Fiesling. Trotzdem hatte Chanteuse recht: Auch Rennik war ein Lebewesen. Der Junge konnte sich nicht vorstellen, den Kerl einfach kaltblütig umzubringen.
»Warum übernimmst du das nicht, Vincent?«, fragte Grimbowl, hüpfte auf eine der Kisten und warf ihm eine Dose zu. »Das wäre doch nur recht und billig. Schließlich hast du uns alle zusammengebracht.« Er wandte sich um. »Los, Dämon, öffne das Maul. Und zwar weit.«
Rennik zögerte einen Augenblick, stieß dann einen Schmerzensschrei aus und gehorchte.
»Na los.« Grimbowl grinste Vincent breit an.
»Ja, nun mach schon«, ertönte Chanteuses Stimme. Sie kam gerade die Treppe herunter und musterte ihn verächtlich. Anscheinend war sie fest davon überzeugt, dass er nicht davor zurückschrecken würde, einen Mord zu begehen.
»Es ist der Wille des Triumvirats, diese Bestien zu vernichten«, bekräftigte Max, der die Bedenken seines Bruders spürte. »Mutter und Vater werden stolz auf dich sein. Los, töte ihn.«
Unschlüssig spähte Vincent in den Schlund des Dämons, der die Zunge vor Angst eingerollt hatte. Die messerscharfen Zähne sahen nach wie vor äußerst gefährlich aus, und der Junge hätte sich nie im Leben so nah herangetraut, wenn er von der Hilflosigkeit des Dämons nicht überzeugt gewesen wäre.
Gewiss, Rennik war alles andere als gut. Er hatte ihn hereingelegt, und allein Optars List hatte sie vor dem sicheren Tod in den Ruinen des Krankenhauses bewahrt. Falls er den Dämon verschönte, durfte er keinen Dank dafür erwarten. Schlimmer noch, Rennik würde garantiert nichts unversucht lassen, um sie allesamt zu töten, wenn er ihn am Leben ließ. Der Dämon war eine Bedrohung, eine echte Gefahr. Doch in seinen Augen las Vincent noch etwas anderes. Vor Entsetzen geweitet, bettelten sie um Gnade. Er wollte leben, wie alle Geschöpfe.
»Worauf wartest du?«, feuerte ihn Nod an.
»Jetzt denk nicht so viel nach«, fügte Clara hinzu.
»Weichei«, spottete Barnaby.
Verzagt betrachtete Vincent die Spraydose. Die Ent scheidung über Leben und Tod lag allein bei ihm. Es hätte ihm eigentlich nicht so schwerfallen dürfen, schließlich bestürmten ihn fast alle, den Dämon zu töten. Natürlich steckte dahinter auch ein nicht zu unterschätzender Gruppenzwang, doch in dieser Hinsicht war Vincent recht widerstandsfähig.
Er sah zu Chanteuse hinüber, und auf einmal fiel ihm die Entscheidung ganz leicht. »Nein«, verkündete er entschlossen. »Ich tu’s nicht.«
»Was?«, fragte Grimbowl ungläubig. »Dieser elende Dämon …«
»Ich bin kein Mörder«, erklärte Vincent.
»O Mann, das darf ja wohl nicht wahr sein«, sagte Barnaby und ging auf ihn zu. »Los, her damit, ich erledi ge das für dich.«
»Nein«, gab Vincent zurück. »Weder du noch sonst jemand. Es ist falsch.«
»Vincent hat recht.« Chanteuse eilte mit langen Schritten an seine Seite. »Ich bin stolz auf ihn und schäme mich für euch alle. Hört sofort damit auf.«
»Chanteuse, jetzt sei doch vernünftig«, wandte Grimbowl ein. »Wir müssen die Wirkung des Sprays
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