Daemonenhunger
Stel le erledigen.
»Vincent, bist du in Ordnung?«
Der Junge hob den Kopf und sah Max auf sich zulaufen, dicht gefolgt von seinen Eltern. Beide schleppten mehrere Protestschilder, die sie im Helikopter rasch angefertigt haben mussten.
»Hilf mir hoch«, keuchte er.
Max nahm seinen Arm und zog ihn auf die Füße.
»Kommt, Jungs«, sagte Mr. Drear und fiel auf die Knie. »Lasst uns im Gebet Kraft schöpfen, bevor wir der gotteslästerlichen Irrlehre, die sich um dieses Portal rankt, ein Ende bereiten.«
»Max«, sagte Vincent, ohne auf seinen Vater zu ach ten, »du musst unbedingt Big Tom helfen und Chanteuse zu mir schicken. Sie allein kann die Welt retten.«
»Wie bitte?«, fragte Max.
»Was?«, blaffte auch Mr. Drear und sprang blitzschnell auf. »Die Hexe? Niemals! Das ist der Weg des Bösen.«
»Bitte, es muss sein«, wiederholte Vincent eindringlich und umklammerte den Arm seines Bruders. »Alles hängt von ihr ab.«
»Nein!« Mr. Drear packte seinen Sohn am anderen Arm. »Ich verbiete es dir. Das Triumvirat verbietet es.«
Unschlüssig sah Max vom einen zum anderen.
Vincent ließ ihn los, bückte sich und hob ächzend die beiden letzten Spraydosen auf. »Nimm die hier«, sagte er und streckte seinem Bruder das Insektenvertilgungsmittel entgegen.
»Vater«, sagte Max, »es gibt vieles, was nicht in der Schrift steht. Ich weiß, was ich zu tun habe. Bitte lass mich los.«
Mr. Drear hatte es vor Entsetzen die Sprache verschlagen. Zweifellos wähnte er seine beiden Söhne in den Klauen des Bösen und damit verloren. Vincent ahnte zwar, was in seinem Vater vorging, aber darauf konnten sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Er hob eine Dose und sprühte ihm mitten ins Gesicht.
Mr. Drear schrie auf, ließ seinen Sohn los und schlug sich die Hand vor die Augen.
»Vincent!«, rief Max erschrocken. »Du sollst Vater und Mutter ehren.«
»Später«, sagte sein jüngerer Bruder und drückte ihm die Dosen in die Hand. »Los, nun mach schon.«
Max stürmte zu den anderen hinüber, wo sechs Dämonen die zerkratzte und von blauen Flecken übersäte Miss Sloam umschwärmten. Die beiden Feenwesen hatten sich ebenfalls in den Kampf gestürzt und halfen tatkräftig mit, wobei sie immer wieder rechtzeitig Deckung hinter Big Tom suchten. Mr. Edwards beobachtete das Getümmel sichtlich amüsiert.
»Du hast das Triumvirat verraten«, beschuldigte ihn Mr. Drear mit blutunterlaufenen Augen und rappelte sich hoch. »Und deinen unschuldigen Bruder auf den Weg der Verdammnis geführt. Heute, am Tage des Letzten Gerichts.« Er holte aus, um Vincent eine Ohrfeige zu verpassen, aber seine Frau hielt ihn fest.
»Gerald, tu das nicht«, sagte sie. »Die Wege des Triumvirats sind unergründlich. Vielleicht soll es so sein. Vielleicht haben unsere Söhne recht.«
»Willst du mir jetzt etwa auch noch in den Rücken fal len?« Mr. Drear wirkte restlos ernüchtert. »Dann habe ich keine Familie mehr. Mir bleibt nur noch das Triumvirat.« Ungestüm riss er sich von seiner Frau los, drehte sich um und hastete davon.
»Vater, bitte bleib hier«, bat Vincent verzweifelt. In der Ferne sah er Lavafontänen aus den neu entstandenen Vulkanen in den Himmel schießen.
Sein Vater marschierte genau in diese Richtung.
»Lass ihn ziehen«, sagte seine Mutter und wischte sich eine Träne aus dem Auge. »Das Triumvirat hat uns allen den freien Willen gegeben. Dein Vater hat seine Wahl getroffen, ebenso wie wir. Das müssen wir respektieren, auch wenn es uns schwerfällt.«
Lautes Protestgeschrei lenkte Vincent ab. Max kam auf ihn zu und zerrte die erboste Chanteuse hinter sich her.
»Lass mich los«, protestierte sie. »Ich muss meiner Mutter helfen.«
Vincent warf einen Blick über die Schulter. Miss Slo am verteidigte sich inzwischen mit den Spraydosen, die Max ihr gebracht hatte. Nur fünf Dämonen standen noch aufrecht, und zwei davon wirkten reichlich angeschlagen.
»Vincent braucht dich«, beharrte Max. »Du musst mitkommen.«
»Chanteuse«, sagte der Jüngere und schleppte sich zu den beiden hinüber. »Du musst uns helfen. Du bist die Einzige, die uns retten kann.«
»Was soll ich denn tun?«, fragte sie und versuchte zappelnd, sich aus Max’ Griff zu befreien.
»Es geht um eine Astralprojektion«, erklärte Vincent und fasste seinen Plan in wenigen Worten zusammen.
Chanteuse hörte zu und weigerte sich dann rundher aus. »Vincent«, sagte sie, »ich habe dir doch erklärt, dass ich das nicht tun kann. Sonst muss jemand sterben,
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