Dämonenjäger Murphy - Dreizehn Zyklen
ging tief, und würde sein Weiterkommen stark einschränken. Haythams Blick, fiel auf das im Staub liegende Gewehr. Auch die Waffe hatte den Sturz nicht unbeschadet überstanden. Nachdem er es genauer untersuchte, musste er zu seiner Ernüchterung feststellen, dass der Bolzen abgebrochen war. Die erneute Aufregung uferte in einen Hustenreiz.
„Schlechte Luft?“ Aus dem Halbdunkel keimte ein leises Lachen zu ihm rüber. Er war nicht allein. Nur vom tristen Grau umgeben, begann Haytham die nahe Umgebung abzusuchen. Sein von Dreck und Schweiß verschmiertes Gesicht, wirkte einer Maske gleich. Jedes Rascheln, jede Bewegung ließ ihn herumwirbeln... „Wer ist da?“ Er wimmerte, riss die unnütz erscheinende Waffe hoch und zielte mit ihr blind in die Dunkelheit. „Komm raus...“, gebar er dem Fremden.
„So jung und schon bei der Armee?“, knirschte es wie aus einem tiefen Grab zu ihm auf. Die Stimme entstammte keinem festen Standort, waberte einem Nebel gleich um seine kümmerliche Gestalt, und schien auf eine passende Gelegenheit zu lauern.
„I... ich werde schießen.“
Wieder das Lachen, jetzt direkt vor ihm... Aber da war nichts...
„Der Bolzen ist abgebrochen“, klärte ihn der Unbekannte über den Grund seiner Belustigung auf. „Wenn du einen Schuss schaffst, bin ich gerne bereit ihn mit offenen Armen zu empfangen.“
Der Schlag kam schnell und heimtückisch. Haytham wurde wie eine Puppe nach vorne geschleudert und prallte mit einem schrecklichen Stöhnen, gegen eine aus ihrer Verankerung gerissenen Stahltüre. Die Zellen, erkannte er den Ort, und entlud sein Leiden in einem kehligen Schrei. Etwas packte ihn an den Beinen, riss ihn um und wuchtete seine erbärmliche Existenz gegen die Decke.
„Stop!“, rief der Unbekannte und ließ Haythams um sich selbst drehenden Körper frei in der Luft hängen. Der Soldat hing wie an unsichtbaren Fäden im Nichts und war in ein Gemisch aus Gebeten und Flehen verfallen. „Was willst du?! Gott, was willst du!“
„Gott?“ Ein Mann trat in den Schatten. Ausgemergelt und bleich wie ein Leichentuch. „Gott ist tot, wusstest du das nicht...“, schnarrte er und strich sich eine Locke seines schwarzen Haares aus dem Gesicht. „Ich hätte da ein paar Fragen bezüglich eines mir abhanden gekommenen Buches.“ Seine Augen verengten sich. „Wenn du mir sagen kannst, wo es jetzt ist, werde ich dein Leiden nicht sonderlich in die Länge ziehen.“
„Was bist du...?“
Der Mann entblößte eine Reihe schneeweißer Zähne. „Hüter und Schlüssel in einer Person. Wir werden viel Spaß haben.“
*
Das Spiel war gut. Jeder Klang saß perfekt und ließ ihn, einer Verzückung gleich innehalten. Der Pianist verstand sein Handwerk und entriss den Tasten des Klaviers, eine symphonieträchtige Ode nach der anderen.
David blieb für einen Augenblick stehen, seine Hände zitterten. Dünne Zweige im Sturm, die den herrschenden Kräften hilflos ausgeliefert schienen. Die feinen Klänge brachen aus, packten ihn und rissen seinen Geist in eine tiefe Melancholie.
Er versuchte die penetrante Trauer abzuschütteln, machte einige Schritte und spürte wie der Boden vorsichtig nachgab.
Rasen, dachte er über die Musik hinweg und bewegte sich zielstrebig durch eine gläserne Türe, ins Innere des Gebäudes.
Alles wirkte in einem verkehrten Licht. Bernsteinfarbenem Harz ähnlich, welches man zur Konservierung der Inneneinrichtung eingesetzt hatte. Seine Schritte klangen seltsam hohl, als wäre der Ort eine Attrappe, die künstliche Kulisse eines Bühnenstücks. Das mulmige Gefühl, welches sich seines Geistes zu bemächtigen versuchte, loderte auf. Der Ort erschien ihm unwirklich und falsch. Und über all dieser Falschheit schwebten die dunklen Klänge des Klavierspielers...
Die traurige Musik lockte ihn in einen großen, mit weißem Marmor ausgelegten Raum. Die Vorhänge waren bis zu ihren Anschlägen zugezogen. Sie versperrten der scheinenden Sonne den Zugang, schluckten ihr Licht, und legten den Bereich des Klaviers in ein diffuses Halbdunkel.
David schauderte. Bei dem Spieler handelte es sich um eine junge Frau. Nicht älter als zwanzig. Sie hatte ihr schwarzes Haar zu einem Knoten zusammengebunden. Tränen schimmerten auf, verliefen in geschlängelten Linien die Wangen hinab.
Er stellte sich zu ihr, beobachtete die über die Tasten fliegenden Finger und musste dabei an Rebecca Rosa denken. Knorrige von Arthritis geplagte Hände. Entstellte Überbleibsel ihrer
Weitere Kostenlose Bücher