Dämonenjäger Murphy - Dreizehn Zyklen
Unrecht“, verteidigte er sein Tun und streichelte dabei sanft über das Leder. „Es hat mir meine Fehler aufgezeigt. Mich geläutert...“
Davids Kehle wurde trocken. Er wollte eingreifen, dem unvermeidbaren Einhalt gebieten. Es ist Geschichte... Du kannst es nicht ändern...
Das Lächeln des Irren wandelte sich fast schlagartig in ein listiges Zwischending. Speichel lief ihm die Lippen hinab und tropfte dabei zischend auf den Buchdeckel. „Wir werden es dir offenbaren“, keuchte er und begann wie in Zeitlupe die Seiten auseinander zuklappen. „...du wirst sehen und erkennen, hörst du, Tochter ...“
Murphys zittrige Hände schlossen sich zu Fäusten. Er konzentrierte all sein Handeln auf die umherfegenden Energien, fing sie ein, und versuchte ihre von schwarzer Magie getränkte Essenz für einen Angriff zu nutzen. „...lass sie in Ruhe...“, presste er zornig hervor und stieß noch im gleichen Moment die aufgeladenen Arme vor...
*
„... noch etwas Tee Mr. Murphy? – Mr. Murphy?“
Sein Blick fuhr zu der vor ihm stehenden Tasse. Weiße Blümchen, dachte er für einen verwirrten Moment. Was zur Hölle?
„Ihrem Freund scheint es nicht sonderlich gut zu gehen.“
Jemand klopft ihm auf die Schulter. Als er sich umwandte, sah er vor sich das Gesicht des Schamanen. „Freund“, sagte er in dem gleichen wissenden Tonfall, wie er ihn immer anwandte, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Er brachte ihn dazu, sein Augenmerk auf die vor ihnen sitzende Person zu richten. Einer alten, freundlich dreinschauenden Frau...
„Rebecca?“, entschlüpfte es ihm kehlig. Das kann nicht sein.
Sie lachte und machte dabei eine gespielte Geste der Entrüstung. „Mr. Murphy“, flachste sie, „ein Mann Ihres Alters müsste doch wissen, dass gutes Benehmen auch die richtigen Umgangsformen voraussetzt.“ Sie griff noch im Satz, nach einer auf dem Rundtisch stehenden Karaffe. „Sie müssen wissen, dass mein Vater...“, sie schenkte großzügig ein, „...immer sehr viel wert auf Etikette gelegt hat. Natürlich vor dem Vorfall“, fügte sie rasch hinzu und ließ sich in den Sessel zurückfallen.
David blinzelte noch immer. Bei der Frau und da bestand kein Zweifel, handelte es sich allem Anschein nach wirklich um Rebecca Dela Rosa. „...der Vorfall?“, murmelte er mehr aus dem Affekt heraus und beobachtete wie sie leicht zusammenzuckte.
„Das Buch“, fiel der Schamane ein und schob sich ein Stück vor. „Sie waren gerade dabei uns von dem Buch zu erzählen.“
Ihre Mine verdunkelte sich. „Aber ja“, haspelte sie entschuldigend und trommelte dabei auf der Lehne, des für ihren Körperbau, viel zu großen Sessels rum. „Sie müssen wissen, dass die ganze Geschichte schon seit Ewigkeiten zurückliegt. Ich war noch ein junges Ding, hatte nicht viel erlebt und wandelte wohl die meiste Zeit recht naiv durchs Leben.“
Der Schamane räusperte kurz auf. „Es gibt viele Menschen, die ihr ganzes Leben so verbringen“, sagte er und schielte zu David rüber. Der Dämonenjäger wirkte wie ein aus seiner gewohnten Umgebung gerissener Berglöwe. Er warf immer wieder beunruhigte Blicke über die Schulter und schien nur schwer zu begreifen, was hier vor sich ging. Verrückt, dachte er immer wieder, dass ist ...
„...Naivität kann in manchen Dingen doch auch ein schöner Segen sein“, schmunzelte die Alte. „Stimmen Sie mir da zu, Mr. Murphy?“
Er nickte hastig. „Wie Sie meinen“, sprudelte es aus ihm hervor. „...alles hat einen Sinn, geben und nehmen sag ich immer...“
Während der Schamane unmerklich die Augen verdrehte, überhörte die Alte Davids letzte Bemerkung und fuhr mit ihrem Erlebten fort. „Mein Vater, das sollten Sie beide noch unbedingt wissen, war ein Heiliger. Sowohl menschlich als auch beruflich. Nach dem Tod meiner Mutter zog er mich groß, gab mir Geborgenheit und vermittelte mir“, sie gluckste, „natürlich auch einen gewissen Grad an Bildung, was ja eigentlich als Selbstverständlichkeit zu verstehen ist...“ Sie hielt einen Moment inne, ließ ihre wachen Augen ins leere schweifen. „...er war wirklich ein Heiliger... Aber nichts hält ewig. Dieses Buch...“, ihre Hände verkrampften sich, „...dieses Buch. Es hat ihn kontrolliert, ihm gesagt was er tun sollte. Wie ein Marionette...“
David horchte auf. Innerlich noch immer befangen, musste er seinen verwirrten Geistern Ruhe befehligen. Es war wichtig das er bei klarem Verstand blieb. „Woher stammte es?“, fragte er
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