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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Aufjapsen.
    Die ganze Veranstaltung hatte bei R'shiel nichts als Widerwillen hervorgerufen, wogegen Crisabelle sie anscheinend als durchaus anregendes Erlebnis empfand. Sie schwatzte mit der Frau, die an ihrer anderen Seite stand, einer Schwester in Blau aus einem der Frauen-Arbeitshäuser, und ließ sich über das ihres Erachtens für derlei Maßnahmen doch recht angenehme Wetter aus, wenngleich ihr der Wind ein wenig zu heftig wehte. Ob man für die Zuschauer nicht Sitze aufstellen könnte? R'shiel blickte Tarjanian nach, während man ihn fortführte; sie wagte nicht zu ermessen, wie viel Willenskraft es ihn kosten musste, sich auf den Beinen zu halten.
    »Die Heilerin soll sich seinen Buckel ansehen«, sagte Wilem Cortanen zu Mysekis. Auch die beiden Männer schauten Tarjanian hinterdrein.
    »Sollte es Euer Vorsatz gewesen sein, seine Standfestigkeit zu brechen, Feldhauptmann, dann glaube ich, Ihr habt keinen Erfolg errungen.«
    »Er wird uns künftig keine Scherereien mehr machen«, sagte Cortanen voraus. »Er hat erreicht, was er wollte, nämlich ein gewisses Maß an Achtung zurückzugewinnen.«
    »Verräter oder kein Verräter, ich jedenfalls kann ihm die Achtung nicht verweigern«, bekannte Mysekis. »Ich habe noch nie zuvor erlebt, dass jemand zehn Hiebe erduldet, ohne dass man auch nur ein Wimmern hört.«
    »Das ist ja das Tieftraurige. Er hätte ein bedeutender Zeitgenosse werden können. Geworden ist er nur ein gemeiner Verbrecher.«
    Nachdenklich lauschte R'shiel den Gesprächen, während sie darauf wartete, dass Crisabelle den Tratsch mit der Schwester beendete und sich die Zuschaueransammlung zerstreute. Tarjanians Trotz hatte die Leute tief beeindruckt, ihre Haltung zu ihm war, wie Cortanen es angedeutet hatte, nun weit weniger zwiespältig. R'shiels Blick schweifte über den Markt, und da erspähte sie Dace, der mit L'rin, der hoch gewachsenen, blonden Gastwirtin, das Geschehen verfolgte; doch es war der Mann, der neben ihnen stand, welcher schlagartig ihre Aufmerksamkeit erregte.
    Es war Brakandaran. Ihn hätte sie am wenigsten in Grimmfelden zu sehen vermutet. Er erwiderte ihren Blick nicht, aber mit einem Mal war R'shiel sich vollkommen sicher, dass er nicht die Auspeitschung im Augenmerk gehabt hatte. Er hatte sie beobachtet.
36
    Die anfänglichen Wochen von R'shiels Verbannung verstrichen so schnell, dass sie es kaum glauben konnte. Innerhalb erstaunlich kurzer Zeit lebte sie sich ein und litt lediglich unter Crisabelles törichten Forderungen und gelegentlichen, aber beunruhigenden Reibereien mit Loclon. Jeder derartige Vorfall bestärkte sie umso mehr in ihrem Beschluss, aus Grimmfelden zu fliehen, und zwar vorzugsweise über Loclons Leiche.
    Manchmal sah sie die Werkscharen der Männer zu den Minen ziehen, die ungefähr eine Landmeile außerhalb der Stadt im Vorgebirge lagen. All diese Sträflinge sahen gleichermaßen elend aus. Sie schufteten in langen Schichten; ein Teil von ihnen zertrümmerte den Fels mit schweren Vorschlaghämmern, während ein anderer Teil, tief gebeugt unter der Last, das Erz zu den großen Ochsenkarren schleppte, die es zu den Schmelzhütten in Vanaheim beförderten. Grimmfeldens weiblichen Sträflingen erging es kaum besser. Grundsätzlich gab es für sie dreierlei Arten der Beschäftigung: Wäscherin, Küchenhilfe oder Court'esa . In der Wäscherei war die Arbeit mühevoll; in der Küche schnitten die Frauen weniger übel ab, doch in den langen Sommern des medalonischen Mittellandes konnte es dort unsäglich heiß werden. Und als Court'esa ... Daran wagte R'shiel gar nicht zu denken. Noch immer konnte sie ihr Glück,
    diesem Los entronnen zu sein, kaum fassen. Der Umstand, dass Dace Feldhauptmann Cortanen im genau richtigen Augenblick an Crisabelles Wunsch nach einer neuen Zofe erinnert hatte, hatte R'shiel möglicherweise das Leben gerettet.
    R'shiel tat alles dazu, sich bei Crisabelle unentbehrlich zu machen. Die Gattin des Bannschaft-Oberaufsehers gewöhnte es sich an, die Leute darauf hinzuweisen, ihre Zofe sei die Tochter der Ersten Schwester, ließ dabei jedoch gänzlich außer Acht, dass R'shiel den Namen Tenragan gar nicht mehr tragen, ja sich nicht einmal irgendeine Verwandtschaft mit Frohinia nachsagen durfte. Die ständigen Bemerkungen verstimmten R'shiel, bestärkten jedoch Crisabelles Gefühl, eine Brücke zu dem Leben zu haben, das zu führen sie sich wünschte, statt stets in dem Dasein zu verharren, auf das sie sich beschränken musste. Crisabelle

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