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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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gleichermaßen gegeißelt hatte, war sich R'shiel sicher, gleich von Übelkeit überwältigt zu werden. Sie hatte schon Prügelstrafen beobachtet. Auch in der Zitadelle verhängte man sie häufig als Buße für geringere Vergehen. Dort allerdings benutzte man eine Peitsche mit einem einzelnen, wenngleich knotigen Strang und legte es zwar darauf an, dem Verurteilten Schmerzen zuzufügen, vermied es jedoch, bleibende Schädigungen zu verursachen. Loclon hingegen hatte offenbar die Absicht, den Rücken der Straffälligen möglichst schauerlich zu verwüsten.
    Während man Tarjanian zum Pfahl führte, warf R'shiel einen Blick hinüber zu Loclon und schauderte. In seinen Augen glitzerte grausame Lust. Tarjanian näherte sich dem Pranger ruhigen Schritts. Anstatt aufs Zupacken der Wächter zu warten, streckte er die Arme in die Höhe, packte mit beiden Fäusten den Eisenring und spreizte weit die Beine. Die Wachen waren ein derartiges Entgegenkommen seitens der Straffälligen nicht gewohnt und zögerten unwillkürlich einige Augenblicke lang, bevor sie ihn schließlich mit dem Hanfseil festbanden.
    »Tarjanian Tenragan. Zehn Peitschenhiebe wegen Raufhandels.«
    Gemurmel ging durch die Zuschauermenge, als sie das Strafmaß hörte. Zehn Peitschenhiebe gab es selten. Wilem Cortanen galt als Mann mit klarem Gerechtigkeitssinn, der Leibesstrafen ausschließlich zu dem Zweck aussprach, Zucht und Ordnung aufrechtzuerhalten, und nicht zur Belustigung. Als R'shiel Cortanen ansah, verstand sie plötzlich, weshalb man sich Tarjanian zuletzt vornahm. Inzwischen hatte Loclon den furchtbaren Tigerschweif schon fünfzehnmal mit voller Kraft geschwungen. Der Feldhauptmann hatte Tarjanian als Letzten auf die Liste gesetzt, um ihm die Schmerzen um ein Weniges zu verringern, doch obwohl R'shiel diese anständige Geste zu würdigen wusste, bezweifelte sie, dass Tarjanian davon einen Nutzen haben sollte.
    Ohne den Blick auf etwas Bestimmtes zu heften, schaute sie in die Richtung des Pfahls und verschaffte sich einen Eindruck der Aura, die dort die zwei Männer umgab. Sie wusste ihre seltsame, unerklärliche Begabung immer verlässlicher zu nutzen. Tarjanians Aura war klar, aber rot gefärbt - das einzige Anzeichen der Furcht, die er der Allgemeinheit verheimlichte. Schwarze Schlieren und andere düstere Strudel durchwogten Loclons Aura. Dieser Anblick weckte bei R'shiel unliebsame Erinnerungen, denn während sie von Loclon misshandelt worden war, hatte sie schon das Gleiche beobachtet. Sie fragte sich, warum niemand diesen Mann durchschaute. Für sie war seine wahre Natur vollauf offensichtlich, und seine Aura wirkte wie eine warnendabschreckende Ausdünstung.
    Von neuem wurde es auf dem Marktplatz still, als Loclon hinter Tarjanian trat. Er bog den Arm nach hinten und brachte geschickt die Riemen der Geißel in der Luft zum Schnappen, ehe er zuschlug. Mit einem lauten Knall traf die Geißel Tarjanians Rücken; er fuhr zusammen, als ihn der Schmerz durchzuckte, darüber hinaus jedoch ließ er sich nichts anmerken. Der folgende Hieb geschah mit gleicher Wucht und erzeugte quer auf dem ersten einen zweiten blutigen Striemen. Wieder zuckte Tarjanian, aber er verweigerte es, einen Laut von sich zu geben. Er blieb stumm, während Loclon ihm Hieb um Hieb auf den Rücken drosch, der bald nur noch aus zerfetzter Haut und aufgerissenem Fleisch zu bestehen schien. Auch die Gaffer bewahrten Schweigen, man hätte meinen können, sie hielten allesamt den Atem an und warteten nur darauf, dass er Schwäche zeigte. Loclons Erregung hingegen wuchs. R'shiel erkannte die Zeichen seiner Enttäuschung. Als sie es ihm versagt hatte, ihn durch Schreie zum Frohlocken zu bringen, war ihm das gleiche Mienenspiel anzusehen gewesen.
    Die einzigen Geräusche, die über den Platz hallten, waren Loclons aus Anstrengung ausgestoßene Ächzlaute und die ausdruckslose Stimme des Sergeanten, der die Peitschenhiebe abzählte. Als er die Zehn erreichte,
    hob Loclon den Arm, um nochmals zuzuschlagen, doch da brach die Menschenmenge unversehens in Jubel aus und lenkte ihn ab. Man mochte Tarjanian für einen Verräter halten, aber ihm Anerkennung für seinen Mut und seine Standhaftigkeit zu zollen, wollte man nicht versäumen. Während die Wachen zu Tarjanian eilten, um ihn loszubinden und Salzwasser auf den blutüberströmten Rücken zu gießen, zog Loclon eine böse Fratze des Unmuts. Als das Wasser auf seinen Rücken prasselte, erlaubte sich Tarjanian endlich ein lautes

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