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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Manches Mal, wenn ihm aus Werkstätten Anfragen nach besonders ausgebildeten Arbeitern vorlagen, suchte er einzelne Häftlinge heraus und schickte sie ihnen. Ansonsten lief das Verfahren immer gleich ab.
    Während man die neuen Sträflinge ihrer unterschiedlichen Schicksalswege führte und die Gaffer sich zerstreuten, erregte R'shiel die Beachtung des Feldhauptmanns. Er winkte sie zu sich. Sie eilte hinüber und machte einen artigen Knicks.
    »Was treibst du hier, mein Kind?«
    »Die gnädige Frau sendet mich zur Wäscherei, Feldhauptmann. Sie ist noch unsicher, was sie zum Festabend anziehen soll.«
    Wilem Cortanen verdrehte die Augen. »Dann spute dich, Mädel, und lungere nicht auf dem Markt herum.«
    »Ja, Feldhauptmann«, sagte R'shiel fügsam und eilte in die Richtung der Frauen-Arbeitsanstalt.
    Im Wesentlichen bestand diese Anstalt aus einer ganzen Anzahl grauer, eingeschossiger Bauten, in denen sich die Unterkünfte und Werkstätten der weiblichen Sträflinge befanden, darunter auch die Wäscherei. Unbehelligt von den Wachen durfte R'shiel das Zugangstor benutzen, weil die Männer sie kannten - wenigstens vom Sehen - und keine Lust verspürten, sich Ärger mit der Zofe der Gemahlin des Bannschaft-Oberaufsehers einzuhandeln. Der noch winterlich schwache Sonnenschein sorgte für eisige Schatten, sodass es R'shiel fröstelte, während sie an den Unterkünften vorbeieilte. Auf dem kleinen gepflasterten Innenhof der Wäscherei roch es stets unverkennbar nach Seifenlauge. R'shiel sprach bei Schwester Belda vor.
    »Die gnädige Frau wünscht«, erläuterte R'shiel, »dass diese Kleider noch heute gewaschen und gepresst werden, und ich soll auf sie warten.« Die Schwester war alt und dünn wie ein Besenstiel. Mit den vornehmfeinen Schwestern der Zitadelle hatte Belda so wenig Gemeinsamkeiten, dass man kaum glauben mochte, eine Schwester vor sich zu haben. Aus blassen, müden Augen stierte sie R'shiel an, ehe sie ein Mädchen in grauem Sträflingskittel rief, das den Korb mitnehmen musste.
    »Hier bei uns kannst du jedenfalls nicht warten«, schnauzte Belda. »Komm nach der Mittagspause wieder.«
    R'shiel blieb nichts anderes übrig, als sich der alten Schwester zu fügen. Trotz Crisabelles Anweisung, die Kleider nicht aus den Augen zu lassen, wusste R'shiel genau, wessen Anordnungen in der Wäscherei das größte Gewicht hatten. Belda verteidigte die Wäscherei, ihren Einflussbereich, wie ein Regiment Hüter. Weil sich in weitem Umkreis sonst niemand aufhielt - die meisten Frauen hatten ja Zwangsarbeit zu verrichten -, lenkte R'shiel ihre Schritte zu den Court'esa-Üäusem , um zu sehen, ob sie Songard Hoffsommer antraf.
    Im Allgemeinen schliefen die Court'esa des Tags, aber häufig faulenzten sie am Vormittag und gönnten sich den versäumten Schlummer erst am Nachmittag. Nach der nächtlichen Plackerei genoss Songard öfters den spärlichen Sonnenschein und tauschte mit ihresgleichen Erfahrungen aus. Doch als R'shiel den Vorhof betrat, war die kleine, rundliche Amorantin nirgends zu sehen.
    »Na, wenn das nicht unsere Seminaristin ist«, rief Marielle, sobald sie R'shiel erblickte. »Kommst du, um uns zum Tanzabend einzuladen?«
    Marielle brachte R'shiel, wie die Mehrzahl der Court'esa , keinerlei Neid entgegen. Unter der ständigen Aufsicht des Feldhauptmanns und seiner berüchtigten Gattin Dienst zu tun galt als fragwürdige Ehre. Nur wenige Court'esa hätten, wäre ihnen dazu die Gelegenheit gegeben worden, R'shiels Stelle eingenommen.
    »Ich suche Songard.«
    Mit einer Kopfbewegung wies Marielle in die Richtung der Unterkünfte. »Sie ist drinnen«, antwortete sie mit plötzlich grimmigem Gesichtsausdruck. »Sie wird froh sein, dich zu sehen.«
    Die Unterkünfte waren lang gestreckte, schmale Holzbauten mit dreistöckigen Pritschen an jeder Seite und einem engen Mittelgang. Auf jeder Pritsche lag eine mit Stroh gefüllte, eingerollte Matte, worin die Abwesenden auch ihre geringen Habseligkeiten verwahrten. Licht drang durch ein paar Fenster sowie durch zahlreiche Risse ein, die sich in den verwitterten Holzwänden gebildet und die man nie gestopft hatte. Im ersten Augenblick nach dem Eintreten verschlug der Mief R'shiel den Atem.
    Marielies Tonfall hatte sie nur ungenügend auf Songards Zustand vorbereitet. Songard ruhte, das Gesicht zur Wand gedreht, auf ihrer hölzernen Pritsche. Sachte senkte R'shiel eine Hand auf die Schulter der Court'esa , und als Songard sich herumwälzte, entfuhr ihr ein Aufkeuchen.

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