Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Drache schüttelte den wuchtigen Schädel. »Ihr entwickelt da eine gefährliche Angewohnheit, Eure Hoheit.«
»Keine Bange, nachdem ich auf dem Rücken eines Meeresdrachen durch die See rauschen musste, werde ich es mir zweimal überlegen, bevor ich wieder einen Gott um Hilfe ersuche«, beteuerte R’shiel.
»So war Eure Unternehmung denn von Erfolg gekrönt?«
»Voll und ganz. Nun bedarf ich erneut deiner Unterstützung.«
»Ich lebe, um zu dienen, Eure Hoheit.«
Überzeugt davon, dass er spöttelte, runzelte R’shiel über den Drachen die Stirn. »Kannst du eine Mitteilung nach Groenhavn übermitteln? An Kalan?«
»Die Großmeisterin? Nicht auf unmittelbarem Weg. Aber wir können uns mit Glenanaran verständigen, und er würde deine Botschaft ausrichten.«
»Gib ihm Bescheid, wo Damin und Adrina sich aufhalten. Er soll Kalan bitten, eine Kutsche zu schicken. Vorzugsweise eine geschlossene Kutsche, sodass sie die Möglichkeit erhalten, ungesehen in die Stadt umzukehren.«
»Und was habt Ihr vor?«
»Inzwischen bezweifle ich, dass sich die Antworten, nach denen ich forsche, in Hythria entdecken lassen, und darum möchte ich mich zurück nach Medalon begeben. Aber das darf ich erst wagen, wenn Damin der Großfürstenthron sicher ist. Als Nächstes habe ich daher die Absicht, die anscheinend schwer auffindbare Tejay Löwenklau aufzuspüren.«
Kurz schloss der Drache die riesigen Augen und schlug sie wieder auf. »Eure Botschaft wird soeben ausgerichtet, Eure Hoheit. Wenn es Euch beliebt aufzusteigen, können wir uns geschwind auf den Weg machen.«
»Wie ist es möglich, dass du die Nachricht schon übermittelt hast?«
»Nicht alle dem Geschlecht der té Ortyn verbundenen Dämonen sind Bestandteil dieser Dämonen-Verschmelzung. Ich habe Polanymir nach Groenhavn entsandt. Oder war es Eure Erwartung, dass ich selbst die Mitteilung überbringe?«
»Nein, bloß … Ich dachte …«
»Was dachtet Ihr?«
»Nichts … Ich habe lediglich noch gar keine genaue Vorstellung einer solchen Dämonen-Verschmelzung. Weißt du etwas darüber, ob Brakandaran in Fardohnja bei König Hablet Glück gehabt hat?«
»Die Dämonen verneinen es.«
»Verflixt noch mal«, murrte R’shiel. »So musste es ja kommen, wenn ich mir einbilde, endlich verliefe alles nach Plan.«
»Ihr habt also wahrhaftig einen Plan ? «, fragte der Drache.
Jetzt ließ es sich keinesfalls mehr übersehen, dass er spottete. »Ja tatsächlich, ich habe einen Plan. Aber ehe ich ihn verwirklichen kann, muss Damin unangefochtener Großfürst sein. Und es müssen sich Hythria und Fardohnja verbündet haben. Wie die Dinge stehen, sollte ich wohl, nachdem wir die Kriegsherrin des Morgenlicht-Gaus gefunden haben, zunächst nach Fardohnja eilen. Ich habe das sichere Gefühl, dass ich, wenn ich erst wieder in der Zitadelle bin, Brakandarans Hilfe benötige.«
»Dann wollen wir so verfahren.«
»Aber was wird aus Damin und Adrina?«
»In ihrer Nähe zu bleiben, erfüllt keinen Zweck, wenn ihnen der Beistand zukommt, der ihnen zufallen soll, Eure Hoheit.«
R’shiel nickte, weil sie wusste, dass er Recht hatte; trotzdem war ihr ein wenig unwohl dabei zumute, sie einfach sich selbst zu überlassen.
»Könntest du einen Dämon entsenden, der sie im Augenmerk behält? Nur um zu wissen, dass alles günstig verläuft?«
»Sie schweben hier in keiner Gefahr. Aber natürlich können wir uns dessen vergewissern, dass sie sich nicht etwa gegenseitig umgebracht haben.«
»Zu gütig, Dranymir.«
Dem Erzdämon missfiel ihr Ton. »Es versteht sich von selbst, dass ich auch davon absehen könnte, einen Bruder auf diesen Gang zu schicken, Dämonenkind.«
»Um Vergebung.«
»An dieser Äußerung tut Ihr klug. Und nun solltet Ihr aufsitzen, falls Ihr in diesem mit allerlei stechwütigem Ungeziefer verseuchten Sumpf nicht zu nächtigen gedenkt. Dann könnten wir die fehlende Kriegsherrin wohl bald ausfindig machen.«
Trotz anhaltend unguter Gefühle stieg R’shiel auf den Rücken des Drachen und setzte sich mitten zwischen die breiten Schwingen. Während Dranymir und die Dämonen-Verschmelzung sich in die Lüfte erhoben, überlegte sie, ob sie Damin und Adrina hätte darin einweihen sollen, dass sie sich fort begab. Doch schließlich gelangte sie zu der Auffassung, dass die Frage keine Bedeutung hatte. Zu dem Paar war Beistand unterwegs, und bis sie eintraf, behielt Dranymirs Dämon es unter Beobachtung.
Außerdem bemerkten die beiden ihr Fehlen wahrscheinlich gar
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