Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
schlenderten die Eheleute davon und blickten nicht einmal über die Schulter zurück.
»Sie geben ein ungemein reizendes Paar ab, nicht wahr?«
Beim unerwarteten Klang der Stimme schrak R’shiel zusammen, und als sie den Kopf drehte, sah sie neben sich Kalianah im Sand sitzen.
»Ich wünschte, du fändest dich nicht auf diese urplötzliche Art und Weise ein. Kannst du dich nicht bei mir ankündigen?«
»Wie wär’s dir denn am liebsten? Mit Posaunenschall?« Die Liebesgöttin zeigte sich in ihrer bevorzugten Erscheinung, nämlich der Gestalt eines kleinen Mädchens. Der leichte Wind strich ihr durchs blonde Haar. Sinnig lächelte sie, während sie Damin und Adrina beobachtete, die am Ufer entlang zur Quelle gingen.
»Hast du da deine Hand im Spiel?«, fragte R’shiel argwöhnisch nach.
»So innig gern ich auch diese Liebe gestiftet hätte, Dämonenkind, Damin Wulfskling ist ein Mann Zegarnalds. Der Kriegsgott nimmt es übel, wenn andere Gottheiten ihm seine Jünger abspenstig machen. Nein, diese beiden haben alles auf eigene Faust bewirkt, leider darf ich mir dafür keinerlei Verdienst anrechnen.«
Ihre Worte erinnerten R’shiel an etwas, das sie zeitweilig vergessen hatte. »Kalianah, hast du in letzter Zeit Dacendaran gesehen?«
»Nein, ich glaube, er schmollt.«
»Warum?«
»Ich habe keine Ahnung. Warum die Frage? Du denkst doch nicht etwa daran, seine Jüngerin zu werden, oder?«
Bei der bloßen Andeutung, sie könne sich zu einer Verehrerin der Wesen erniedrigen, die seitens der Harshini Götter genannt wurden, musste R’shiel lachen. »Wohl kaum. Ich stelle die Frage aufgrund einer Angelegenheit, die mir Damin kürzlich mitgeteilt hat. Sie betraf jemanden, der sich darum bemüht haben soll, Dacendaran Anhänger abzuwerben.«
»Oh, ist von Dacendaran die Rede, verhält es sich unter gewöhnlichen Verhältnissen genau anders herum.« Kalianah lachte leise. »Wenn du es willst, frage ich ihn danach. Ist die Sache von großer Wichtigkeit?«
»Ich weiß es selbst nicht. Wem sollte denn überhaupt daran gelegen sein, ihm Anbeter abtrünnig zu machen?«
»Uns allen«, lautete die Antwort der Göttin. »Im Grunde genommen ist es eine Art von Wettstreit, zumal für Gottheiten wie Dacendaran und Zegarnald.«
»Wie soll ich das verstehen?«
Augenscheinlich überraschte es Kalianah, R’shiel diesen Sachverhalt erläutern zu müssen. »Ohne Liebe kann es kein Leben geben, und aus diesem Grund genieße ich unter den Göttern höheres Ansehen als ihre Mehrheit. Allerdings kann man Mensch sein, ohne Dieb oder Krieger zu werden. Deshalb müssen Götter wie Dacendaran und Zegarnald wesentlich mehr Mühe betreiben, um eine Anhängerschaft zu haben.«
»Und was geschähe, glaubte niemand mehr an die Götter?«
»Ich weiß es nicht. Vermutlich sänken wir in Macht- und infolgedessen zur Bedeutungslosigkeit ab. Umbringen kann man eine Haupt-Gottheit nicht. Um mich zu töten, müsste die Liebe getötet werden. Solange noch ein Fuchs Gänseeier stiehlt und zwei Widder willens sind, sich um eines Schafs halber den Schädel einzurennen, bleibt Dacendarans und Zegarnalds Macht erhalten. Die sämtlichen Nebengötter hingegen benötigen die Gläubigkeit und Hingabe der Menschen. Für sie ist es voll und ganz unentbehrlich, dass jemand an ihr Dasein glaubt, oder es nimmt schlicht und einfach ein Ende.«
»Das heißt, um Xaphista zu vernichten, muss ich lediglich das karische Volk dazu bewegen, nicht mehr an ihn zu glauben?«
»Im Wesentlichen verhält es sich genau so«, bestätigte Kalianah. »Wie gedenkst du nun dies Ziel zu erreichen?«
»Das ist mir in der Tat vollständig unklar«, gestand das Dämonenkind und hob ratlos die Schultern.
29
Sobald Damin und Adrina sich außer Sicht entfernt hatten, verlor Kalianah an ihnen das Interesse und verschwand, so wie sie erschienen war, nämlich ohne Ankündigung. Aus Überdruss stöhnte R’shiel auf, erklomm die sandige Böschung und folgte eher ihrem Gespür als irgendeinem vorgegebenen Pfad durch das Gehölz. Die Nacht war hell, doch selbst ohne den Mondschein hätte sie gefunden, was sie suchte. Es dauerte nicht lange, bis sie eine kleine Lichtung erreichte, wo Dranymir und die Dämonen-Verschmelzung in Drachengestalt ihrer harrten. Als sie sich näherte, öffnete er die Augen und maß sie verwunderten Blicks.
»Ihr habt gesagt, Ihr wollt mich rufen.«
»Die Ereignisse sind uns über den Kopf gewachsen. Ich musste mich um Beistand an Kaelarn wenden.«
Der
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