Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
begleitete, vor der nicht einmal ich die Augen verschließen konnte. Heute vermute ich allerdings, dass Cyrus Aarspeers Großzügigkeit mehr mit seiner Gier nach dem Großfürstenthron zusammenhing als mit tiefer Liebe zu seiner Tochter.«
»Er hegt die Erwartung, dass Ihr seinen Anspruch unterstützt.«
»Dann denkt er über mich vollkommen falsch. Ganz so leicht bin ich nicht zu kaufen. Ich verdanke Damin Wulfskling meinen Gau sowie den Fortfall der Notwendigkeit, einen ungeliebten Mann zu ehelichen. Das wiegt mir schwerer als eine große Mitgift und eine träge Schwiegertochter.«
R’shiel lächelte. Vielleicht verlief doch noch alles nach Plan. »Weiß Cyrus, wie Ihr dazu steht?«
»Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, zu wem ich stehe.«
»Ihr solltet wissen, was sich in den vergangenen Tagen zugetragen hat. Cyrus hat Euren Namen missbraucht, um Damin aus Groenhavn fortzulocken, und die Gelegenheit genutzt, um seine Gemahlin zu entführen.«
»Diese Fardohnjerin?«
»Prinzessin Adrina.«
»Wahrhaftig, es war unklug von ihm, eine Fardohnjerin zur Frau zu nehmen«, meinte die Kriegsherrin missmutig. »Selbst mir ist da erst einmal der Atem gestockt. Fast hätte es Damin meine Treue gekostet. Fardohnjer haben meinen Gemahl getötet, und die Gefolgsleute, die ich seither durch sie verloren habe, kann ich kaum zählen.«
»Seine Ehe mit Adrina wird Frieden stiften.«
»Es dürfte besser sein, wenn mit dem Frieden auch eine stattliche Entschädigung käme«, sagte Tejay. »Wie aber ist die Lage zur Stunde? Bereitet Damin einen Feldzug gegen Cyrus vor?«
»Nein. Es ist uns gelungen, seine Gattin … auf andersartigen Wegen zu befreien. Beide müssten sich inzwischen wieder in Groenhavn befinden.«
»Und wie verhält es sich mit den Kriegsherren Fuchsschweif, Bärtatz und Habichtskrall? Dass Narvell Falkschwert auf der Seite seines Halbbruders steht, bezweifle ich erst gar nicht.«
»Rogan Bärtatz hat sich auf Damins Seite geschlagen. Fuchsschweif und Habichtskrall sind noch Cyrus’ Verbündete.«
»Dann gewinnt Damin aufgrund meiner Zustimmung eine Mehrheit. Fuchsschweif wird die Seite wechseln, sobald er erkennt, dass er ein Mitkämpfer eines Verlierers ist, aber Aarspeer und Habichtskrall werden kaum ohne weiteres aufgeben. Und sie sind durchaus im Vorteil. Ihre Gaue umfassen einen Großteil des hythrischen Südens. Im Grunde genommen haben wir die zahlenmäßige Überlegenheit, doch kann es Monate dauern, ein Heer zu sammeln, das stark genug ist, um sie zu bezwingen. Unsere Gefolgsleute sind über ganz Hythria verstreut.«
»Cyrus dagegen ist schon auf Krieg eingestellt.«
»Und ebenso Habichtskrall, da mögt Ihr getrost wetten. In der Stadt Groenhavn herrscht zwar seit alters Burgfriede, aber sie liegt im Groenhavner Gau, und dieser Gau ist vom einen bis zum anderen Ende Conin Habichtskralls Land.«
»Also wird man wahrscheinlich Groenhavn belagern?«
»Auch darauf könnt Ihr Wetten abschließen.«
Ein Weilchen überlegte R’shiel und sann über eine Möglichkeit nach, wie sich die verstreuten Kriegerscharen der Gaue Krakandar, Elasapin, Izcomdar, Pentamor – Letzterer kam nur infrage, falls Tejay hinsichtlich Kriegsherr Fuchsschweif Recht behielt – sowie des Morgenlicht-Gaus schleunigst zu einem Heer vereinen ließen. Schließlich musste sie jedoch mit einem schweren Aufseufzen zugestehen, dass Tejays Urteil stimmte: Es würde viel zu lange dauern.
Dreimal verfluchter Unfug, ich habe keine Zeit für diese Mätzchen! R’shiel kämpfte gegen das Gefühl an, mit dem Aufenthalt in Hythria bloß Zeitverschwendung zu begehen. Noch immer war sie Xaphistas Sturz um keinen Schritt näher gekommen, und Gewissheit glaubte sie bisher nur in einer Hinsicht zu haben: Wenn sich keine Lösung im Sanktuarium fand und die Magier-Gilde in Groenhavn ihr nicht zu helfen wusste, blieb nur die Zitadelle übrig. Sie war das Herz der einstigen Harshini-Macht gewesen und daher nun der einzige Ort, von dem sie sich noch vorstellen konnte, dass es sich lohnte, dort nach Antworten zu suchen.
Der Grund war ihre Überzeugung, dass die Mitglieder der Schwesternschaft des Schwertes jedes Buch, jede Schriftrolle, jeden Fetzen Pergament, den sie bei der Besetzung der Zitadelle gefunden hatten, auch aufbewahrt hatten. Zwar verabscheuten die Schwestern die Harshini und mieden einerseits keine Mühe, um sie mitsamt ihren Hinterlassenschaften auszumerzen, andererseits dachten sie zu folgerichtig, zu weitblickend und
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