Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
das weibliche Geschlecht.«
»Mag sein, aber mich wurmt die Vorstellung, niemals des Thrones meines Vaters würdig sein zu dürfen, nur weil ich das Missgeschick hatte, ein Mädchen zu gebären.«
»Verdrießt es Euch deshalb so, dass der Thron Damin zufällt?«
Adrina lächelte matt. »Nein. Es ärgert mich aus grundsätzlichen Erwägungen.«
»Er war entschlossen, einen Bürgerkrieg zu wagen, um Euch zu retten, Adrina. Und in der Tat wird er ihn vielleicht noch führen müssen.«
Adrina entfuhr ein trostloses Aufseufzen. »Ich muss gestehen, ich hatte eigentlich nicht erwartet, dass er zu meiner Errettung einen Finger rührt. Oder wenn doch, dass er wie ein Rachegott Cyrus Aarspeers Grenze überschreitet und ihm geradewegs in die Hände arbeitet. Ich vermute, dass er von derlei Irrwitz Abstand genommen hat, ist dir zu verdanken.« R’shiel kauerte sich auf die Fersen, aber weder bestätigte sie Adrinas Verdacht, noch widersprach sie. »Du hast ihm von dem Kind erzählt, stimmt es? Allein darin liegt die Erklärung, warum er sich zu meiner Befreiung aufgerafft hat.«
»Er wusste längst Bescheid, Adrina. Und ich bin der Auffassung, es hätte nicht den geringsten Unterschied bedeutet. Damin hätte Euch allemal aus Aarspeers Gewalt befreit.«
Die Prinzessin schüttelte den Kopf, als ob sie so etwas als vollkommen unmöglich erachtete. R’shiel war danach zumute, ihr eine Backpfeife zu geben.
»In der Nähe fließt eine Quelle«, rief Damin, der soeben von der Suche wiederkehrte und durch den weißen Sand zu ihnen eilte. »Aber leider habe ich nichts, worin ich Wasser tragen könnte.«
Mürrisch hob R’shiel den Blick. »Nimm Adrinas Kopf. Hohl ist er zur Genüge.«
Betroffen starrte Damin sie an. »Was?«
Adrina stand auf und strich sich den Sand aus dem zerfetzten Kleid. »R’shiel zürnt mir. Und dir auch, glaube ich. Das ist ihre Art, ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen.«
»Was hab ich denn getan?«, fragte Damin ganz im Tonfall gekränkter Unschuld. R’shiel hätte schreien können.
»Nichts!«, brauste sie auf. »Überhaupt nichts! Eben davon rede ich nämlich.«
»Hör zu, Dämonenkind, falls ich etwas angestellt habe, das dich ärgert, so lass deine Ungnade nicht an Adrina aus.«
»Ach, und warum sollte ich sie nicht an Adrina auslassen?«, entgegnete R’shiel und tat ganz so, als wäre die Prinzessin nicht zugegen. »Es verhält sich ja wohl nicht so, dass es dich störte.«
»Was soll das heißen? Du weißt genau, dass es mich betrifft, was ihr widerfährt. Was hast du denn bloß?«
»Seit wann scherst du dich auch nur im Geringsten um mich ? «, wandte sich Adrina an Damin.
»Und wann hast du dich jemals um mich geschert?«, fragte Damin zurück, indem er R’shiel alle Aufmerksamkeit entzog.
»Wie kannst du dir eine derartige Unverschämtheit erlauben?«, rief Adrina voller Zorn. »Ich habe alles auf mich genommen, was du von mir verlangt hast, ja sogar mehr.«
»Hast du jemals etwas anderes getrieben, als dir selbst mit deinem königlichen Geblüt zu schmeicheln?«
»Was hast du denn je für mich getan? Wie eine Gefangene hast du mich behandelt! Ich bin von dir beschuldigt worden, ich hätte deinen Onkel meucheln wollen. Aus reiner Bosheit und purem Vergnügen deinerseits musste ich in Medalon wie eine Sklavin ein Halsband tragen! Und zu guter Letzt hast du all die schäbigen Umstände schamlos zu meiner Überrumplung ausgenutzt!«
R’shiel kannte Adrinas eindrucksvolle Wutausbrüche, doch seit sie dergleichen an dem Morgen, an dem Cratyn sie zu erschlagen versucht hatte, in all ihrer unheilvollen Macht erlebt hatte, war dies das erste Mal, dass sie wieder Augenzeugin eines solchen Tobens wurde. Mit einem leisen Schmunzeln ging sie von dem Paar auf Abstand und setzte sich in den kühlen, weißen Sand, um sich fortan aufs Zuschauen zu beschränken. Beide hatten inzwischen ihre Anwesenheit völlig vergessen.
» Ich soll dich überrumpelt haben?!« Damin entrang sich ein fassungsloses Keuchen. »Du arglistige Hexe! Du bist in der Kluft einer Court’esa über die Grenze geschlichen und hast dich in der Folgezeit immerzu wie eine Court’esa betragen. Glaubst du mir nicht, so frage getrost Tarjanian Tenragan. Wann immer sich eure Wege kreuzten, hast du an ihm gehangen wie eine Klette.«
Davon hatte R’shiel bislang nichts gewusst, doch bereitete es ihr weniger Eifersucht, als dass es sie belustigte. Armer Tarjanian. Sich vorzustellen, er musste sich Adrina erwehren, die dazu
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