Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
zu spüren. »Wenn die Verhältnisse in Hythria bereinigt sind, wendet ihr euch gegen die Karier, ja?«
»Unzweifelhaft müssen sie aus Medalon vertrieben werden.«
»Dann hast du einen Bundesgenossen gefunden, Dämonenkind. Keines meiner Kinder, ob niedriger oder hoher Abkunft, wird schnöde in den Tod geschickt, ohne dass ich Vergeltung übe.«
31
Vier Tage im Anschluss an Damins und Adrinas Rückkehr nach Groenhavn fand endlich die Kriegsherren-Vollversammlung statt, die den Zweck hatte, den neuen Großfürsten Hythrias zu wählen. Unterdessen war Tejay Löwenklau angelangt und die Botschaft überbracht, dass sie mit dem Dämonenkind beratschlagt hatte; von R’shiel wusste sie als Letztes zu vermelden, dass sie vorhatte, sich nach Fardohnja zu begeben und um Hilfeleistung an König Hablet zu wenden.
Diese Neuigkeit trug nicht unbedingt dazu bei, Damins Gemüt aufzuheitern. Er empfand es als übel genug, dass sie ohne Ankündigung in die Ferne verschwunden war, aber dass sie Fardohnja aufzusuchen gedachte, verschlimmerte aus seiner Sicht die Lage erheblich. Er wusste so genau wie jeder, welche Folgen eintraten, falls er die Wahl gewann.
Um Beistand ausgerechnet Hablet anzusprechen, den Monarchen, der seit dreißig Jahren an Plänen zur Unterwerfung Hythrias grübelte, den Mann, der Assassinen zu dingen versucht hatte, um ihn ermorden zu lassen, hielt Damin für keinen besonders klugen Schachzug.
»Du siehst wahrhaft …«
»Wie denn?«, schnauzte er Adrina an, die soeben die Umkleidekammer betreten hatte. »Wie ein Narr etwa?«
»Prächtig wollte ich sagen, aber wenn es dir lieber ist, sollst du es anders haben: Du siehst wahrhaft närrisch aus.«
Tatsächlich fühlte sich Damin wie ein aufgeputzter Hofnarr. Stets war seine Abneigung gegen lästige Prunkgewänder einer der Gründe gewesen, warum er so wenig Zeit bei Hofe verbracht hatte. Von Kopf bis Fuß trug er Weiß, also die Farbe, die seit alters dem Großfürsten vorbehalten blieb, angefangen bei den kniehohen Kalbslederstiefeln über das üppig mit Stickereien verzierte Wams bis hin zu dem kurzen Umhang, eine schwere, unbehagliche Bekleidung, die sich für Groenhavns dumpfig-schwüle Wetterverhältnisse überhaupt nicht eignete. Das goldene Adelskrönchen zwängte ihm die Stirn unangenehm eng ein, und das Ritualschwert an seiner Hüfte verdankte der maßlos mit Diamanten besetzten Scheide mehr an Gewicht als der Klinge. Im Kampf wäre es ihm so nutzlos wie eine Stopfnadel. Aber Adrina hatte darauf beharrt, dass er für die Vollversammlung die Großfürstentracht anlegte, und überraschenderweise hatte sie in dieser Hinsicht eine Verbündete in Fürstin Marla gefunden.
Adrina lächelte, trat vor ihn und rückte die Krone zurecht, wodurch sie ein wenig den Druck milderte; dann strich sie ihm das Blondhaar glatt. »Du siehst ganz und gar wie ein Großfürst aus.«
»Das Aussehen allein wird mich nicht zum Großfürsten erheben.«
»Mag sein, du wirst dich wundern.«
»Ihr Götter, wie sind mir all der Pomp und die Zeremonien zuwider!«
»Dennoch dürfte es angeraten sein, du gewöhnst dich nun daran, mein Liebling.«
Das Kosewort brachte Damin aus der Fassung. »Mein Liebling …?«
»Ich kann dich doch nicht in alle Ewigkeit einen verruchten barbarischen Lumpenhund nennen, oder?«
Er lachte. »Nein, wohl kaum …«
Im Schneidersitz nahm Adrina auf dem kleinen Hocker Platz und schaute zu, während Damin das Umkleiden vollendete. Seit der Befreiung aus Schloss Dregien und dem letzten Streit am Strand war sie gewissermaßen ein anderer Mensch geworden. Oder vielleicht sah er jetzt eine ihrer Seiten, die sie ihm bislang nie gezeigt hatte. Diese Wandlung machte ihm ein wenig Angst, aber nicht etwa vor der Frau, zu der sie geworden war, sondern vor der Gefahr, dass sie nicht so blieb. Die neue Adrina verkörperte alles, was er sich von einer Gattin nur wünschen konnte. Sie war klug, zauberhaft und fest dazu entschlossen, ihm um jeden Preis bei der Erringung des Großfürstenthrons zu helfen. Mit der Frage, wie viel von ihrem Eifer auf Anteilnahme an seinem Dasein beruhte und wie viel auf dem Begehren, Cyrus Aarspeers Niedergang herbeizuführen, wagte er sich erst gar nicht zu befassen.
»Erkläre mir etwas, Damin. Weshalb findet eigentlich eine Wahl des Großfürsten statt? Ist sein Titel nicht erblich?«
»Doch, aber es gibt häufig mehr als einen Anwärter. In meiner Sippe werden des Öfteren Zwillinge geboren, doch ist der Erstgeborene nicht
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