Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
undankbare Verräterin Adrina? Weshalb sollte ich einen Finger krümmen, um ihr Beistand zu erweisen? Sie ist mir abtrünnig geworden und hat meinen ärgsten Feind geehelicht.«
»Sie hat sich mit Eurem Thronerben vermählt.«
»Damin Wulfskling wird nur über meine Leiche an Fardohnjas Krone gelangen.«
»Genau so ist es vorgesehen, Eure Majestät.«
Hablet maß R’shiel mit einem bitterbösen Blick. »Und was kommt mir als Gegenleistung zu?«
»Das bedeutsame Zugeständnis, dass Ihr diesen Saal lebendig verlassen dürft, Eure Majestät«, antwortete R’shiel in dermaßen bedrohlichem Ton, dass selbst Brakandaran ihr einen ungläubigen Seitenblick zuwarf.
»Du kannst mich nicht morden«, höhnte Hablet. »Du bist eine Harshini.«
»Ich bin das Dämonenkind, König Hablet. Nur zur Hälfte bin ich eine Harshini, und glaubt mir, mein menschlicher Anteil kennt keine Bedenken, Leute zu beseitigen, die mir im Weg stehen.«
Nachdenklich strich Hablet sich über den Bart, dann kniff er die Lider zusammen. »Wenn ich meine Flotte entsende, um Adrina der Belagerung zu entheben, stelle ich im Gegenzug eine Forderung.«
»Eure Lage, Majestät, ist zu ungünstig, um Verhandlungen zu verlangen.«
»So, glaubst du? Ha! Dann versuche doch getrost, ohne meine Mitwirkung die Flotte zum Auslaufen zu veranlassen.«
Widerwillig musste R’shiel einsehen, dass er damit einen wichtigen Einwand angeführt hatte. »Wie lautet Eure Forderung?«
»Ich möchte einen Sohn. Ich will einen rechtmäßigen Sohn.«
»Den kann ich Euch nicht verschaffen.«
»Aha, sieh an, deine Macht hat also Grenzen? Wenn es sich denn so verhält, sollen Adrina und ihr Barbar in Groenhavn schwarz werden, und du kannst mich meucheln. Sonderliche Auswirkungen wird es nicht haben. Bin ich tot, ist Damin Wulfskling der Erbe meines Throns, aber die Belagerer Groenhavns rauben ihm die Möglichkeit, ihn zu besteigen, nicht wahr?« Hablet lachte boshaft und reizte R’shiel damit aufs Äußerste.
Sie überlegte. Ging sie auf Hablets Anliegen ein – vorausgesetzt freilich, Jelanna gab gleichfalls ihre Einwilligung –, schwand die Aussicht, nach Hablets Ableben Fardohnja und Hythria zu einen. Eigentlich jedoch wollte sie ganz und gar nichts anderes, als baldigst in die Zitadelle zurückzukehren. Im Grunde genommen blieb es ohne Belang, wer in Fardohnja herrschte, solang er keinen Krieg gegen Damin Wulfskling anzettelte. Stand Damin im Krieg mit seinem hythrischen Verwandten oder gar dem fardohnjischen Schwiegervater, konnte er keine Heerhaufen entbehren, um Tarjanian in Medalon im Kampf gegen die Karier zu unterstützen. Die Zeit drängte, und sie durfte auf gar keinen Fall eine längere Frist damit vergeuden, zäh mit König Hablet zu feilschen.
»Nun wohl, es sei, ich rede mit Jelanna. Mehr kann ich Euch nicht versprechen. Doch beim allerersten Anzeichen, dass Ihr den Auftrag zu überschreiten beabsichtigt, der Euch erteilt ist, sorge ich höchstselbst dafür, dass Euer Sohn noch im Mutterleib verkümmert.«
Hablet nickte. Falls er die Drohung ernst nahm, wirkte er nicht so, als fühlte er sich beunruhigt. Er wollte nur eines, nämlich den Erben, den er sich schon so lang ersehnte. Nun schenkte er R’shiel sogar ein frohes Lächeln. »Ich stelle fest, dass du in meiner Gunst steigst, Dämonenkind. Noch heute werde ich die erforderlichen Befehle erteilen, und gegen Ende der Woche sticht die Flotte nach Groenhavn in See. Die Führung übertrage ich Gaffen. Er hat Adrina seit eh und je gern.«
»Gaffen?«
»Er ist der Zweitälteste unter meinen niedriggeborenen Söhnen. Er und Tristan haben gemeinsam mit Adrina stets die tollsten Streiche verübt. Da ich gerade von Tristan spreche: Du hast ihn nicht erwähnt. Ich kann gar nicht glauben, dass er tatenlos zugesehen hat, während Adrina mit einem hythrischen Kriegsherren durchbrannte.«
R’shiel schaute verstohlen Brakandaran an, bevor sie dem König Antwort gab. »Tristan ist tot, Eure Majestät, geradeso wie der Großteil der Leibwache, die Ihr mit Adrina in den Norden geschickt habt. Sie sind im Kampf gegen die Medaloner auf dem Schlachtfeld geblieben.«
Der König erbleichte. Als er erneut den Mund öffnete, klang seine Stimme eisig. »Wieso haben sie gegen die Medaloner im Felde gestanden?«
»Ich glaube, es ist auf Kronprinz Cratyns Geheiß geschehen. Nach dem Untergang ihrer Leibwache ist Adrina aus Karien geflohen.«
Eine beträchtliche Weile lang schwieg Hablet. Sein stummer Zorn war deutlich
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