Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Der eigentliche Grund, warum ich mich als Anwärter benenne, liegt darin, dass Fürst Wulfskling Verrat verübt hat.«
Angespanntes Schweigen folgte Cyrus’ schwerwiegender Behauptung. »Ihr erhebt eine überaus ernste Anschuldigung, Fürst Aarspeer.«
»Sie ist beileibe nicht ernster als die verräterischen Handlungen Fürst Wulfsklings.«
»Könnt Ihr Eure Vorwürfe rechtfertigen?«, rief Narvell, indem er aufsprang. »Wenn nicht, rate ich Euch, setzt Euch wieder hin, bevor es mir beliebt, Euch …«
»Narvell, halt den Mund«, unterbrach ihn Kalan; sie sprach in diesem Augenblick als Zwillingsschwester zu ihrem Zwillingsbruder, nicht als Großmeisterin zu einem Kriegsherrn.
»Kalan …«, begehrte er auf; nur um etwas mehr als das Viertel einer Stunde war sie der ältere Zwilling, aber sie hatte immer die herrischere Natur gehabt.
»Setzt Euch, Falkschwert«, forderte Rogan Bärtatz ihn auf. »Auch ohne Eure Hilfe gräbt sich Cyrus selbst das Grab.«
Widerwillig nahm Narvell wieder Platz. Cyrus wandte sich an Rogan. »Wollt Ihr mir drohen, Kriegsherr?«
»Nein, Aarspeer, ich drohe Euch nicht. Sobald es so weit ist, werdet Ihr’s schon merken.«
»Wie ich erwähnt habe, bevor ich unterbrochen wurde«, sagte Cyrus, indem sein Blick missfällig Narvell streifte, »hat Damin Wulfskling Verrat begangen. Deshalb darf er ungeachtet der Festlegungen des verstorbenen Großfürsten auf keinen Fall den Großfürstenthron besteigen.«
»Möchtet Ihr Euch der Mühe unterziehen, uns Einzelheiten zu nennen, Kriegsherr?«
»Er hat ohne unsere Billigung einen Pakt mit einem fremden Land geschlossen und sich zudem mit einer Fardohnjerin vermählt.«
»Zumindest hat er sich vermählt«, bemerkte Tejay mit einem Auflachen. »Dem armen, alten Lernen kann man dergleichen nicht nachsagen.«
Cyrus hegte offenkundig keinerlei Verständnis für ihren heiteren Sinn. »Wir widmen uns einer ernsten Angelegenheit, Kriegsherrin. Es ist ungebührlich, sie leichtfertig anzugehen.«
»Ich versuche ja, die Sache ernsthaft zu betrachten, Cyrus, und sicherlich gelänge es mir, wäre sie nicht eine so alberne Possenreißerei.« Tejay wandte sich an Damin. »Was könnt Ihr zu Eurer Verteidigung vortragen, Fürst Wulfskling? Hat Cyrus Recht? Habt Ihr einen unbewilligten Pakt mit einem fremden Land abgeschlossen? Dass Ihr inzwischen mit einer Fardohnjerin verheiratet seid, wissen wir alle, so glaube ich, ja längst.«
»Beides gestehe ich ein«, antwortete Damin in gelassenem Tonfall.
Cyrus starrte ihn an und sah von jeder Bemühung ab, seine Verblüffung zu verheimlichen. »Ihr bekennt Euch also zu diesen Schandtaten?«
»Ich wüsste mich nicht daran zu entsinnen, dass ich meine Handlungen als ›Schandtaten‹ bezeichnet hätte, teurer Anverwandter, aber es ist wahr, dass ich ein Bündnis mit Medalon geschlossen habe, und meine Gemahlin habt Ihr, wenn ich mich nicht irre, schon kennen gelernt.« Immerhin hatte Cyrus noch so viel Ehre im Leib, dass er sich unter Damins strengem Blick ein wenig wand. Damin fragte sich, ob er mittlerweile durchschaut hatte, wie Adrina ihm hatte entfliehen können. »Allerdings führe ich mildernde Umstände an.«
»Welche mildernden Umstände?«, fragte Conin Habichtskrall höhnisch. »Was könnte denn wohl ein derartiges Verhalten noch entschuldigen?«
»Ich bin darum ersucht worden, Medalon Unterstützung zu gewähren. Ich habe den Befehl erhalten, mich mit Prinzessin Adrina zu vermählen.«
»Von wem?«
»Ersteres erfolgte seitens des harshinischen Magus Meister Brakandaran. Letzteres durch das Dämonenkind. Da Zegarnald selbst mich ihr zur Seite gestellt hat, konnte ich mich schwerlich weigern, oder?«
Cyrus lachte ungläubig. »Ihr erwartet, dass wir uns einreden lassen, der Kriegsgott selbst hätte Euch dazu auserkoren, Kampfgefährte des Dämonenkinds zu sein?«
»Ja.«
»Wie grenzenlos lächerlich. Welche Beweise habt Ihr vorzulegen?«
»Wenn mein Wort nicht genügt, bestellt Glenanaran in die Versammlung. Die Aussage eines Harshini werdet Ihr ja gewiss nicht anzweifeln, oder wie? Er hat uns auf dem Ritt nach Medalon begleitet, und ich bin mir sicher, er wird nicht zaudern, den Kriegsgott herbeizurufen, damit Ihr ihn befragen könnt.«
Unter den Anwesenden wussten nur Kalan und Narvell, dass er tatsächlich mit dem Kriegsgott gesprochen hatte. Dennoch zeigten sich die restlichen Kriegsherren – Cyrus ausgenommen – von der Enthüllung tief beeindruckt. Fürst Aarspeer blickte in die
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