Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Gefühl, dass im Vergleich zu diesem Lächeln alles, was der Tag noch im Übrigen bescheren mochte, ohne jegliche Bedeutung bleiben musste.
Der Versammlungssaal im Palais der Magier-Gilde diente als Örtlichkeit für die Wahl des Großfürsten und die Bestätigung der Kriegsherren in ihren Titeln. Der Raum hatte keine Fenster, aber neun Seiten, war nicht allzu groß, jedoch reich an Wandschmuck. An sieben Wänden sah man jeweils das Wappen eines Kriegsherrn, ausgeführt als Mosaik aus Gold, Silber und Halbedelsteinen. An der Stelle der achten Wand befand sich die Tür, doch in geschlossenem Zustand wurde das Diamanten-Wahrzeichen der Magier-Gilde sichtbar. Die Wand gegenüber der Tür war gänzlich aus Gold gefertigt worden, und eingehämmert hatte man ihr in erhaben gearbeiteter Gestaltung das Wolfsschädel-Wappen des Geschlechts der Wulfsklings.
Unter der Decke hing ein gewaltiger Kronleuchter, für dessen Anzünden zwei Akolythen beinahe eine Stunde gebraucht hatten. Er spendete die einzige Helligkeit.
In der Mitte des Saals stand ein neunseitiger Tisch, umgeben von neun vergoldeten Lehnstühlen. In mit den Wänden übereinstimmender Weise war auch die Tischplatte in Felder unterteilt, die die Wappen der sieben Gaue, des Großfürstenhauses sowie das Wahrzeichen der Magier-Gilde aufwiesen. Marla hatte Damin den Saal an seinem zehnten Geburtstag gezeigt, damit er sich nachhaltig die hohe Bedeutsamkeit seines Erbes einprägte.
Als Damin nun seinen Platz aufsuchte, geschah es nicht unter dem Wulfskling-Wappen, sondern dem Wappen des Krakandarischen Gaus, das den Kraken seines verewigten Vaters Laran Krakenschild zeigte. Zwar hatte er seinen Vater nie gekannt, dennoch beklagte Damin bisweilen seinen Verlust. Allen Beschreibungen zufolge sollte Laran ein starker, durchsetzungsfähiger Mann gewesen sein. Einen solchen Bundesgenossen hätte Damin heute vortrefflich brauchen können. Er war sich dessen bewusst, dass er für sich einen tauglichen Nachfolger in Krakandar finden musste. Wenn er zum Großfürsten aufstieg, bedurfte der Gau eines neuen Kriegsherrn.
Auch die anderen Kriegsherren begaben sich an ihren Platz. Samt und sonders waren sie nicht minder pomphaft als Damin gekleidet, ja im Vergleich zu Toren Fuchsschweifs mit Karfunkeln geradezu verkrustetem Prunkharnisch kam er sich nahezu bescheiden vor. Cyrus, der gleichfalls weiße Gewänder angelegt hatte, mied seinen Blick, und ebenso tat es Conin Habichtskrall. Rogan nickte Damin zu, Tejay lächelte ihn an.
Narvell beachtete ihn gar nicht, ihn beschäftigte es viel zu angelegentlich, mit bedrohlicher Miene in den Gesichtern der verschiedenen Kriegsherren zu forschen. Damin verspürte eine Regung tiefer Zuneigung zu seinem jüngeren Halbbruder. Wie seltsam es war, dass Narvell stets das Bedürfnis hatte, sich hilfreich vor ihn zu stellen, statt dass es sich umgekehrt verhielt.
Als Letzte kam Kalan in den Saal. Sie trug eine schlichte, schwarze Kutte, ihren einzigen Zierrat gab der wie ein Diamant gestaltete Anhänger ab, der sie als Inhaberin ihres Amtes kennzeichnete. Kaum war sie eingetreten, schwangen hinter ihr, ohne dass sie eine erkennbare Anstrengung unternahm, die Türflügel zu. Stumm setzten sich die Kriegsherren jeder auf seinen Lehnstuhl. Die Großmeisterin der Magier-Gilde senkte die Handflächen vor sich auf den Tisch und schloss die Lider.
»Wir versammeln uns zur Wahl des künftigen Großfürsten. Mögen die Götter uns Weisheit schenken.«
»Mögen die Götter uns Weisheit schenken«, wiederholten die Kriegsherren mit recht unterschiedlicher Inbrunst.
Kalan öffnete die Augen und ließ den Blick kurz über die Versammlung schweifen, ehe sie wieder das Wort ergriff. »Nach dem Willen des verstorbenen Großfürsten Lernen Wulfskling ist dank rechtmäßiger Abstammung Damin Wulfskling sein gesetzlicher Nachfolger. Gibt es andere Anwärter?« Obgleich die Frage jedes Mal gestellt wurde und daher eher floskelhafter Art war, fielen sofort alle Blicke erwartungsvoll auf Cyrus. Er stand auf, nickte bedächtig. »Ja, Fürst Aarspeer?«
»Ich selbst trage mich als Anwärter an, Großmeisterin.«
»Mit welcher Begründung?«
»Meine Abkunft verleiht mir dazu das Recht.«
»Eure Ururgroßmutter war eine Wulfskling, Fürst Aarspeer. Behalten wir die Herkunft im Augenmerk, so hat Damin Wulfskling den begründeteren Anspruch.«
»Ich führe meine Abstammung lediglich an, um die Gültigkeit meines Anspruchs zu verdeutlichen, Großmeisterin.
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