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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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nicht ausführen. So viel tödliche Gewalt hätte verheerende Auswirkungen auf die Harshini, die mit demselben Magie-Quell wie ich in Verbindung stehen.« Sie sah Brakandaran an, da seine offenkundige Verblüffung sie ein wenig verdross. »Hast du gedacht, ich wüsste nichts? Ich habe mir gemerkt, was Shananara zu mir über die Nacht sagte, in der ich versucht hatte, Loclon zu töten. Wenn meine Absicht, einen Menschen umzubringen, die Harshini so schwer beeinträchtigt hat, müsste die Tötung Dutzender wohl auch sie das Leben kosten.«
    »Ferner bitte ich dich, noch eine weitere Sache zu beachten«, äußerte der Obrist. »Hunderttausend Karier, die zügellos durch Medalon nach Karien fliehen, hätten keine geringere Verheerung zum Ergebnis als ihr Tod vor unseren Stadtmauern.«
    »Keine Bange, Obrist. Ich weiß, was ich tue.«
    Warner schüttelte den Kopf. »Daran wage ich allen Ernstes zu zweifeln, R’shiel, und die Bedenken, die ich Brakandarans Miene ansehe, tragen kaum dazu bei, meine Zweifel zu zerstreuen.«
    »Warum handelt Ihr dann so, wie Ihr handelt?«
    »Weil es sein muss«, lautete die schlichte Antwort.
     
    Der einst so genannte Große Saal der Zitadelle trug heute den Namen Schwester-Francil-Saal, aber bei sich lehnte R’shiel die neue Bezeichnung ab. Frohinia Tenragan hatte die Umbenennung um den Preis der Ehre erwirkt, und R’shiel mochte eine so niederträchtige und gemeine Handlung nicht billigen, indem sie das Ergebnis anerkannte.
    Leer und verlassen lag der ausgedehnte Saal da, als sie und Brakandaran hineinschlüpften und unwillkürlich den Kopf einzogen, sobald das schwere Portal sich hinter ihnen mit einem Dröhnen schloss. In der Morgendämmerung verdüsterten Schatten den Saal, während die ersten Strahlen frühen Sonnenlichts den umherschwebenden Staub rosig verfärbten. Oberhalb der Säulengänge zeigte sich soeben das erste Aufhellen der Mauern.
    Brakandaran betrat den Saal und schaute umher. Seine Augen spiegelten unsägliche Traurigkeit.
    »An der Decke befand sich früher ein Gemälde, das sämtliche Haupt-Gottheiten darstellte«, sagte er, indem er den Blick unter das kahle, weil weiß getünchte Dach richtete. In dem stillen, weiten Gebäude klang seine Stimme gefährlich laut. »Ein halbes Jahrhundert brauchten die Harshini, um es zu vollenden. Man konnte es ein Leben lang betrachten, ohne tatsächlich jeden zu entdecken, den es darauf zu sehen gab.«
    »Eine ähnliche Wandmalerei kenne ich aus meiner Kammer«, merkte R’shiel an. »Es strotzte dermaßen von Einzelheiten, dass ich nie müde wurde, es anzusehen.«
    Es schien, als hätte Brakandaran ihre Äußerung gar nicht gehört. »Dort oben der Säulengang wies ein Wandgemälde der Nebengötter auf; ihre Anhänger durften den Tempel der Götter besuchen und das Gemälde zum Zeichen der Anerkennung des Daseins ihrer Götter ergänzen. Zum Teil war es von der herrlichsten Machart, besonders die dem Gott der Künste gewidmeten Abschnitte. Auch dem Gott der Dichtkunst entbot man mit an die Wand geschriebenen Werken die Ehre. Siehst du dort die Marmorbrüstung? Fasst du sie genauer ins Augenmerk, stellst du fest, dass durch die Pfosten Löcher gebohrt sind. Öffnet man die Fenster unter den Bogen an beiden Enden des Saals, kann man an windigen Tagen den ganzen Saal zu Ehren des Gottes der Musik singen hören.« R’shiel wusste nicht, was sie sagen oder ob sie überhaupt sprechen sollte. Brakandaran erweckte den Anschein, gänzlich in die Vergangenheit eingetaucht zu sein. Er schritt weiter ins Innere des Saals, laut hallten seine Stiefel auf dem Marmorfußboden. »Erkennst du da die zwanzig Säulen, die unten den Säulengang tragen? Es gab einst dazwischen Nischen, doch sind sie zugemauert worden. Jede Nische enthielt ein Heiligtum einer Haupt-Gottheit.« Schließlich erwogen die Erinnerungen ihn zu einer finsteren Miene, und er heftete den Blick auf R’shiel. »Drüben auf der Empore stand der Sehende Stein. In meinen Augen wirkte er unglaublich riesig, aber ich vermute, weil ich damals noch sehr jung war, trügt mich heute mein Gedächtnis.«
    »Er muss einen wahrlich eindrucksvollen Anblick geboten haben.«
    »So war es tatsächlich«, stimmte Brakandaran zu, während sein Blick trübsinnig über die einheitlich verputzten, in Weiß getünchten Mauern schweifte. Mit der Rückwand der Empore war das Gleiche geschehen. R’shiel entsann sich an den beeindruckenden Seher-Stein im Groenhavner Tempel und versuchte, sich einen

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