Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
jeweiligen Handstreich ausführen sollten. Jetzt mussten nur noch Kleinigkeiten geklärt und letzte, geringfügige Abänderungen vorgenommen werden.
Der beabsichtigte Aufstand fußte auf der Voraussetzung, dass sämtliche Hüter-Krieger der Zitadelle, wenn die Stunde schlug, sich ihm anschlossen, und R’shiel kannte keinen Zweifel an der Begründetheit dieser Annahme. Kein Hüter unterwarf sich ohne Not den Kariern – ausgenommen wohl Loclon, und mit ihm gedachte sie selbst gründlich abzurechnen.
Die Aufgabe, den Obersten Reichshüter und Tarjanian zu befreien, fiel einem jungen Hauptmann zu, an den sich R’shiel undeutlich entsann: Während ihrer Seminaristinnenzeit war er Fähnrich gewesen; er hatte, so erinnerte sie sich mit gelinder Überraschung, Kilene an dem Abend zum Tanz geführt, als Davydd Schneider sie zu dem verschwiegenen Zusammentreffen mit Tarja in die Kavernen unter dem Amphitheater gebracht hatte. Jener Abend hatte sich ihrem Gedächtnis eingeprägt wie der zerklüftete Rand eines unermesslichen Abgrunds, dessen Gefälle sie seither unaufhaltsam hinabzutorkeln schien, einer Bestimmung entgegen, die sie sich nie gewünscht hatte und niemals hätte vorstellen können.
Symin nahm die Befehle mit ernster Miene zur Kenntnis, aber R’shiel spürte die geheime Erregung, die er nur mühsam im Zaum hielt. Bei ihr regte sich ein wenig Sorge. Kein bloßes Abenteuer stand bevor.
Erst in den frühen Morgenstunden nickte Garet Warner zufrieden und schaute ein letztes Mal in die Runde. »Nun wohl, so hätten wir denn alles geregelt. Jedermann weiß, was er zu tun hat. Gibt es noch irgendwelche Fragen?«
»Es ist bislang unerwähnt geblieben«, stellte Obrist Elmarbert fest, »auf welchem Weg unser Ersuchen um Beistand an die Hythrier ergeht.«
»R’shiel?« Warner heftete den Blick auf sie.
»Der Sache nehmen Brakandaran und ich uns an.«
»Und wie?«, wünschte Elmarbert zu erfahren. »Zweifellos werden wir in der Zitadelle eingeschlossen. Wie sollen die Hythrier von uns Nachricht erhalten? Auf welche Weise wollt ihr durch den karischen Belagerungsring gelangen? Wir verfügen hier über keine Botenvögel, die darauf abgerichtet sind, nach Hythria zu fliegen.«
Garet Warner nahm R’shiel die Antwort ab. »Ich glaube, in diesem Fall dürfen wir ganz auf Brakandaran und R’shiel bauen. Sie gebieten über … äh … Hilfsmittel, über die wir der Geheimhaltung halber nicht Bescheid wissen müssen. Dennoch sehe ich im Zusammenhang mit dieser Angelegenheit keinen Anlass zur Besorgnis.« Kurz blickte R’shiel den Magus an, der angesichts Warners behutsamer Anerkennung ihrer Magie-Kräfte flüchtig lächelte. »Wenn es also keine weiteren Fragen gibt, haben wir für heute das Unsrige getan. Euch allen, Kameraden, wünsche ich viel Glück.«
Die Hüter packten ihre Karten und Aufzeichnungen, um anschließend – wiederum einzeln – das Hinterzimmer zu verlassen, sobald der junge Fähnrich, der draußen gewissenhaft den Zugang bewacht hatte, es für unbedenklich hielt. R’shiel und Brakandaran zählten zu den Letzten.
»Ich setze ein überaus hohes Vertrauen in Euch, Magus, und dich, R’shiel, doch denke ich an die bisherigen Ereignisse, will mir der Mut schwinden«, sagte Garet Warner, während sie warteten. »Kannst du uns wirklich gewährleisten, R’shiel, dass Wulfskling und ebenso die Fardohnjer beizeiten eingreifen, um uns eine entscheidende Hilfe zu sein?«
»Ich glaube ja.«
»R’shiel, ich wäre erheblich zuversichtlicher, hörte sich deine Zusage nach Gewissheit an.«
Sie hob die Schultern. »Der Erfolg ist von diesen und jenen Grundlagen abhängig. Ich muss mich an einige Götter wenden.«
Aus tiefer Beunruhigung furchte Warner die Stirn. »Ich mag nicht glauben, dass ich derlei Gespräche führe, ganz davon zu schwiegen, dass ich darauf unser gesamtes Vorhaben stütze.« Er verstummte und nickte zum Abschied zwei Hauptleuten zu, die sich gerade zum Gehen schickten. »Du solltest noch etwas berücksichtigen, R’shiel«, fügte er hinzu, sobald sie zu dritt allein in der Kammer standen. »Töten wir zu viele Priester und Adelige, trachtet Jasnoff schon aus reinem Rachdurst um jeden Preis nach unserer Vernichtung.«
»Sicherlich braucht Ihr nur eine Hand voll zu töten, Obrist.«
»So etwas sagt sich leicht. Nicht du bist es, die das Schwert wider sie ergreifen muss. Oder ist es dein Wille, sie eigenhändig abzuschlachten?«
»Selbst wenn ich den Wunsch hätte, dürfte ich ihn
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