Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
für uns.«
»Ich weiß, wir haben diese Fragen schon erörtert«, äußerte sich ein junger Unterführer, der fast am anderen Ende der Räumlichkeit saß. »Doch es bleibt ja dabei, selbst wenn wir den Kariern die Zitadelle entreißen, lagert unverändert noch das karische Heer vor den Toren.«
»Und wir müssen der Pfaffen Herr werden«, sagte ein Kamerad in sorgenvollem Ton. »An ihre Ammenmärchen über Zauberkräfte glaube ich nicht, aber ich war an der Nordgrenze, als das karische Heer zum Angriff vorging. Ich habe gesehen, was ich gesehen habe.«
»Nehmt sie als Geiseln«, riet R’shiel. Sämtliche Anwesenden, auch Brakandaran, sahen sie verblüfft an. »Führt Ihr es richtig aus«, fügte sie hinzu, »habt Ihr, wenn die Zitadelle befreit ist, alle karischen Herzöge und Grafen des karischen Kriegsrats mitsamt ihren Priestern als Geiseln. Mag König Jasnoff nicht mit sich reden lassen, so benutzt seinen Kriegsrat als Druckmittel, etwas Wirksameres könnt Ihr kaum finden. Im Grunde genommen ist es ganz einfach. Ihr macht einen nach dem anderen um einen Kopf kürzer, bis Jasnoff einlenkt. Fangt mit den Pfaffen an und ersteigt die Rangleiter. Es dürften nicht zu viele auf der Strecke bleiben, bis König Jasnoff begreift, woran er ist.«
Brakandaran packte sie am Arm und zog sie dicht zu sich hinüber, sodass nur sie seine Worte verstehen konnte. »Bei allen Göttern, was ist denn in dich gefahren?«, zischelte er ihr ins Ohr.
»Vertrau mir, Brakandaran.« Sie entwand sich seinem Griff und rieb sich den Arm.
»Dieses Mal nicht, R’shiel. Ich schaue nicht tatenlos zu, während du Unschuldige meuchelst, nur um dich an deiner Mutter zu rächen.«
Ungeduldig stieß R’shiel ein Aufstöhnen aus. Wieso unterstellte er ihr stets bloß das Schlimmste? »Die Mitglieder des karischen Kriegsrates und seine Priester kann man wohl kaum als Unschuldige bezeichnen. Außerdem wird in Wirklichkeit niemand hingerichtet, wir drohen es lediglich an. Wir geben ihnen einen Vorwand zur Heimkehr.«
In Brakandarans fahlen Augen glomm Misstrauen, doch erhielt er keine Gelegenheit, um weitere Bedenken auszusprechen.
»Du erwartest doch nicht im Ernst, dass wir kalten Blutes Geiseln über die Klinge springen lassen?« Der Mann, der jetzt das Wort ergriffen hatte, war Elmarbert, der Oberstallmeister der Zitadelle. Ihn kannte R’shiel schon seit ihren Kindertagen. »So etwas tun wir Hüter nicht.«
»Ach was denn, es ist den Hütern auch nicht schwer gefallen, im Zuge der Säuberungen Menschen des eigenen Volkes abzuschlachten«, versetzte R’shiel zur Antwort. »Aus meiner Warte wären daher die Köpfe einiger Feinde über dem Haupttor eine willkommene Abwechslung.«
Sofort erhob sich heftiger Einspruch. Garet Warner warf R’shiel einen bitterbösen Blick zu. »Du wagst dich auf sehr dünnes Eis, R’shiel.«
»Ich spreche lediglich Tatsachen aus, Obrist. Ihr Hüter habt mancherlei auf dem Kerbholz.«
»Der größte Fehler, der uns je unterlaufen ist, war wohl, dass wir nicht die vollständige Ausmerzung der Harshini sichergestellt haben«, sagte jemand in leidenschaftlichem Tonfall.
R’shiel wandte sich an den Hüter-Unterführer, der diese feindselige Bemerkung gemacht hatte. »Ihr begeht einen noch weit schlimmeren Fehler, wenn Ihr meint, unter den gegenwärtigen Umständen an Euren hohen sittlichen Einstellungen festhalten zu können. Seht Euch doch an! Im Geheimen verschwört Ihr Euch im Hinterzimmer eines Gasthofs zum Sturz der Obrigkeit, aber spiegelt vor, Blutvergießen sei Euch zuwider. Eure kostbare Ehre hat jedoch nicht Mahinas Hinrichtung verhütet. Sie hat nicht verhindert, dass die Karier Medalon besetzten, und sie wird Euch keine Hilfe dabei sein, das Land von ihnen zu befreien. Ihr habt gegen blinde Eiferer zu kämpfen, Hauptmann, nicht etwa gegen Männer, die so denken wie Ihr. Wollt Ihr den Sieg, dann müsst Ihr nach ihren Regeln handeln, statt zu hoffen, dass sie sich nach Euren Regeln richten.«
Warner sah Brakandaran mit einem Blick an, aus dem eine unverhohlene Warnung sprach. »Bewegt sie zum Schweigen, oder Ihr müsst gehen.«
Brakandaran trat hinter R’shiels Platz und senkte eine starke Hand auf ihre Schulter. »Du bist diesen Männern keine Hilfe, R’shiel.«
»So können wir unmöglich vorgehen«, beharrte Obrist Elmarbert auf seinem Standpunkt. »Niemals erklärt König Jasnoff sich zu Verhandlungen bereit. Er ist dazu nicht genötigt. Welche Bedeutung hätte es, die Gewalt über die
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