Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
halten und bei erstbester Gelegenheit in die Zitadelle verbringen. Ist es Euer Begehr, Euer Leben zu verlängern, solltet Ihr uns die Namen Eurer Mitverschwörer sowie die Örtlichkeiten ihrer Schlupfwinkel nennen.«
»Ihr bildet Euch doch nicht im Ernst ein, dass ich Euch irgendetwas Derartiges verrate, oder?«
Der Herzog zuckte mit den Schultern. »Man kann nie wissen, was ein Medaloner für ehrenhaft hält, Hauptmann. Es könnte sein, dass Ihr, um Euren Kopf zu retten, Eure Kumpanei preisgebt.«
»Gestattet mir, Euch einen Rat zu erteilen, Herzog. So Ihr denn etwa hofft, in Medalon Fuß zu fassen, empfiehlt es sich sehr, dass Ihr Euch davon gründliche Kenntnis verschafft, was bei uns Medalonern als Ehre gilt.«
»In Anbetracht der Aufzählung Eurer Schandtaten, Hauptmann, überrascht es mich, dass Euer Wortschatz dieses Wort überhaupt kennt.«
Obschon Tarjanians anschließende Unterbringung schwerlich als fürstlich bezeichnet werden konnte, besserten sich die Bedingungen seiner Gefangenschaft doch mehr als erwartet. Man sperrte ihn inmitten des karischen Heerlagers in ein Zelt, das an allen vier Seiten karische Ritter bewachten, denen die Treue zu Karien und dem »Allerhöchsten«, so mutmaßte Tarjanian, mehr bedeutete als die eigene Mutter. Anfangs zeigten sie sich unfreundlich, im Lauf der Zeit jedoch, während die Tage zu Wochen schmolzen, benahmen sie sich umgänglicher, sodass er regelmäßig von ihnen erfuhr, was sich in der übrigen Welt zutrug.
Als die Nachricht eintraf, dass Prinzessin Adrina inzwischen in Hythria weile und mit dem hythrischen Großfürsten vermählt worden sei, erzählten die Ritter es ihm ohne Säumen. Tarjanian täuschte hinlängliche Verblüffung vor, weil er ihnen nicht den aufrechten Zorn verderben mochte, indem er ihnen verriet, dass er schon seit längerem über die Vermählung Bescheid wusste.
Zu hören, dass Damin zum Großfürsten aufgestiegen war, verursachte ihm allerdings eine gewisse Beunruhigung. Er überlegte, ob dabei R’shiel die Hand im Spiel gehabt haben könnte. Zweimal war er zugegen gewesen, als sie getötet hatte, und sie hatte sich nie ein Fünkchen des Bedauerns anmerken lassen.
Hatte sie am Töten Geschmack gefunden? Befleckte jetzt das Blut des vorherigen Großfürsten ihre Hände? Diese Gedanken quälten Tarjanian und ergänzten auf hässliche Weise seine Erinnerungen an R’shiel, die ihm keine Ruhe gönnten. Erinnerungen, die unmöglich echt sein konnten. Erinnerungen indessen, an deren Echtheit zu zweifeln er gar keinen Grund fand.
Obgleich er keine Ahnung hatte, welches Los Mandah und seine anderen Begleiter ereilt hatte, erhielt er recht bald Aufschluss über das Schicksal der vor dem Anschlag auf die Fähre in dem verlassenen Bootsschuppen angetroffenen Fardohnjer. Als Paval dem Überrest der Leibgarde Adrinas gemeldet hatte, dass die Karier Hirschgrunden erreicht hätten, waren Filip und seine Kameraden – statt eilends, wie es einzig vernünftig gewesen wäre, gen Süden zu fliehen – stracks in den Ort gesprengt und das aussichtslose Wagnis eingegangen, den Medalonern Beistand zu leisten.
Bei ihrem Eingreifen jedoch hatte es dort schon dermaßen von Kariern gewimmelt, dass die Fardohnjer in erheblicher Unterzahl geblieben waren. Das Gefecht war kurz, aber blutig ausgefallen, eine Anzahl der Fardohnjer, darunter auch Filip und Paval, hatten dabei den Tod gefunden. Alle Übrigen waren am nächsten Tag in Bausch und Bogen als Fahnenflüchtige abgeurteilt und erhängt worden.
Während man Tarjanian in seine neue Unterkunft im karischen Heerlager schaffte, sah er ihre verwesenden Leichen an einem eigens auf dem Dorfplatz errichteten Galgen baumeln. Er verspürte ein gewisses Schuldgefühl, fragte sich, warum die Fardohnjer ein so böses Ende hingenommen hatten, obwohl sie das Weite hätten suchen können. Schließlich gelangte er zu der Einsicht, dass wohl ihr fremdländischer Ehrbegriff sie zur Umkehr bewogen haben musste.
Er hatte den Ausdruck in Filips Augen gesehen, als er an der Nordgrenze vor Damin die Waffen niedergelegt hatte. Vielleicht war es für die Fardohnjer das kleinere Übel gewesen, sich heldenmütig einem weit überlegenen Gegner entgegenzuwerfen, anstatt heim nach Talabar zu schleichen und sich vor ihrem König zu rechtfertigen. Nicht nur war die Leibgarde der Prinzessin von einem Schlachtfeld geflohen, sondern hatte zudem eben die Prinzessin im Stich gelassen, zu deren Schutz man sie in den Norden entsandt hatte.
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