Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
öffnen, und R’shiel träte ein, betrachtete ihn von oben herab, lechzte danach, ihn für jede Kränkung – ob tatsächlich oder bloß eingebildet –, die er ihr zugefügt hatte, büßen zu lassen. Er schluchzte vor Entsetzen und starrte die getäfelte Tür an; und als er sah, dass sie aufschwang, hatte er das Gefühl, als füllte man ihm heißes Blei in den Bauch. Die Tür knallte gegen die Wand. Loclon quäkte einen unverständlichen Schrei um Gnade und gewahrte, weil seine Blase sich leerte, den säuerlichen Geruch von Urin.
    »Bei allen Göttern, lasst das Winseln«, fuhr Meisterin Humbalda ihn ungeduldig an. »Greif ihn dir, Lork.«
    Die Alte schaute auf Loclon herunter und bemerkte voller Widerwillen die Pfütze, die sich an seinem Lendentuch ausbreitete. Wie gewohnt trug sie schwarze Gewänder und hatte einen teuren Mantel um die Schultern gelegt. Ihre Augen inmitten des schmalen, ledrigen Gesichts spiegelten Abscheu.
    Lork trat vor und klaubte Loclon vom Boden auf; sogar der Freudenhaus-Schläger rümpfte über ihn die Nase.
    »Ihr solltet mir dankbar sein, Hauptmann. Um Euch zu finden, wird in der Zitadelle das Unterste nach oben gekehrt.«
    Loclon gab keine Antwort. Zu sehr erleichterte ihn die Rettung, zu stark graute es ihm vor der Retterin. In Humbaldas Schuld zu stehen, war eine außerordentlich gefährliche Sache. Unbeglichene Spielschulden konnten jemanden schon einen Finger kosten. Loclon wagte nicht daran zu denken, was sie ihm für die Rettung seines Lebens abfordern mochte.
     
    Nachdem er gebadet und gefüttert worden war, fühlte Loclon sich allmählich wohler in der Haut, zumal er wusste, dass er innerhalb der Mauern des Freudenhauses in Sicherheit weilte. Seine einzige Sorge war es noch, dass er sich verborgen halten musste, bis er die Zitadelle verlassen konnte.
    Am späteren Abend kam Meisterin Humbalda in seine Kammer. Als sie die Tür öffnete, beobachtete Loclon mit einer gewissen Beunruhigung, dass im Flur Lork Wache stand, wie gewohnt mit gleichmütigem, ja stumpfsinnigem Gesicht, dem anscheinend nur Meisterin Humbalda irgendwelche Regungen entlocken konnte.
    Ein ungefähr zwölfjähriger Bursche mit dunkelblondem Haar und pfiffiger, aber schöner Unschuldsmiene begleitete Humbalda. Loclon entsann sich daran, dass der Bursche sich als einer ihrer außergewöhnlicheren Lustknaben betätigte. Lork schloss die Tür, und der Junge trug das Tablett, das er brachte, zu dem Tischchen, das neben dem Bett stand. Unter einem Gefäßdeckel drang der verführerische Duft gebratenen Fleischs hervor.
    »Die Hüter haben im Handstreich die Zitadelle zurückgewonnen«, teilte Meisterin Humbalda mit, während sie die Lampe entzündete. »Es ist eine Ausgangssperre bis Sonnenaufgang erlassen worden. Du kannst gehen, Alladan.«
    »Wer ist die neue Erste Schwester?«, erkundigte sich Loclon, während der Knabe still hinausschlüpfte, mit einer Aufwallung missgünstigsten Neids.
    »Es gibt keine neue Erste Schwester.« Die Alte zuckte mit den Schultern. »Will man den Gerüchten Glauben schenken, wird es auch niemals wieder eine Erste Schwester geben.«
    »Soll das heißen, die Hüter haben in der Zitadelle die Macht an sich gerissen, ohne die Schwesternschaft zu berücksichtigen?«
    »Gerade so hat es den Anschein. Soviel mir zu Ohren gekommen ist, hat Garet Warner diesen Streich ausgeklügelt. Mich überrascht es nicht. Er ist ein arglistiger kleiner Schweinehund. Aber immerhin ist Jenga Palin tot.« Meisterin Humbaldas Stimme bezeugte nicht mehr Anteilnahme, als spräche sie übers Wetter.
    Auch Loclon beklagte den Tod des Obersten Reichshüter nicht im Geringsten. »Also ist jetzt Warner der Oberste?«
    »Wahrscheinlich ernennt er sich morgen früh zum Hochmeister.«
    »Ich muss mich aus der Zitadelle absetzen.«
    Meisterin Humbalda nickte. »Knappe Mathen hat mir für den Fall solcher Ereignisse, wie sie jetzt eingetreten sind, Anweisungen hinterlassen. Ihr werdet nach Karien verbracht.«
    Argwöhnisch kniff Loclon die Lider zusammen. »Warum nach Karien?«
    »Weil ihr Erste Schwester gewesen seid. Bei dieser Gelegenheit habt Ihr Kenntnisse erworben, deren die Karier bedürfen, um die Zitadelle einzunehmen.«
    »Vor den Mauern lagern hunderttausend Krieger. Sie brauchen doch mich nicht.«
    »Sämtliche karischen Herzöge werden von den Hütern als Geiseln gefangen gehalten. Gewiss, vor der Stadt lagert ein riesiges Heer, aber niemand ist da, um es anzuführen.«
    Die Freudenhaus-Herrin redete in

Weitere Kostenlose Bücher