Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
vielmehr bin ich besorgt, sie könnten sich zu Feindseligkeiten gegen Euch hinreißen lassen.«
»Dann muss ich Euch nochmals für Eure Fürsorge danken. Werden wir uns später wieder sehen? Es gibt einiges zu erörtern.«
»Gewiss.«
Shananara verneigte sich und gesellte sich zu den anderen Harshini, die sich geduldig hinter ihr gesammelt und darauf gewartet hatten, dass ihre Königin das Gespräch beendete. Mandah folgte ihr; sie hatte noch denselben Ausdruck der Ehrfurcht auf dem Gesicht wie in dem Augenblick, als die ersten Drachen über der Zitadelle erschienen waren. Tarjanian rief den Befehlshabenden des Geleits zu sich, erteilte ihm die erforderlichen Anweisungen und begab sich anschließend zum Durchgangsstollen.
Als er ins kühle Dunkel trat, spürte er mit einem Mal, dass die Erde unter seinen Füßen leicht erbebte. Verwundert blieb er stehen und harrte eines zweiten Bebens; doch als nichts geschah, zuckte er mit den Schultern und ging seines Wegs, indem er sich sagte, sich das Ereignis wohl nur eingebildet zu haben.
»Die Karier sind geradezu toll geworden«, setzte Garet Warner ihn im weiteren Verlauf des Tages in Kenntnis.
»Shananara ist nicht schlichtweg über sie hinweggeflogen, Obrist«, erklärte Tarjanian ihm mit breitem Grinsen. »Sie hat ihnen zugesetzt. Gegenwärtig dürften sie eine ernstliche Krise des Glaubens durchleben. Was meint Ihr, wie viele Priester dort im Heerlager weilen?«
»Wenige. Xaphistas Geistliche schätzen weltliche Bequemlichkeit. Die Mehrzahl hatte sich in der Zitadelle eingenistet.«
»Dann ermangelt es ihnen nicht allein an Heerführung, sondern auch an geistlicher Richtschnur. Wie viele sind geflohen?«
»Mindestens ein paar Tausend«, gab Warner ihm Auskunft. »Liegt schon eine Antwort von König Jasnoff vor?« Sämtliche Forderungen waren dem karischen König in einem Sendschreiben mit sorgsam abgefasstem Wortlaut übermittelt worden. Gleich ein Dutzend Vögel hatte man mit jeweils einer Ausfertigung des Schreibens fliegen lassen, um zu gewährleisten, dass wenigstens ein Tier am Bestimmungsort eintraf.
Tarjanian schüttelte den Kopf. »Noch ist es zu früh, als dass wir einen Bescheid erwarten dürften. Vielleicht sind die Vögel noch gar nicht nach Schrammstein gelangt.«
»Und wie steht es um den Entsatz?«
»Dazu kann möglicherweise R’shiel uns Näheres erzählen, sobald sie zur Stelle ist.«
Garet Warner nickte und nahm auf der anderen Seite des Pults auf einem Stuhl Platz. Tarjanian fühlte sich zu ruhelos, um sitzen zu können. Zu viele Aufgaben drängten.
»Ich habe die Männer die Lagerhäuser ansehen lassen. Es sind genügend Vorräte da, um jahrelang auszuhalten. Zwar hat Mathen das Umland ausgeplündert, aber er hatte so viel Weitblick, alles in der Zitadelle einzulagern. Es sollte dem karischen Heer zugute kommen.«
»Das bedeutet, bald leiden die Karier Hunger.«
»Darm schmilzt ihre Zahl umso rascher dahin. Hat ein Heer nichts zu essen, nimmt die Fahnenflüchtigkeit in erheblichem Maße zu.«
»Tja, wenn die Harshini ihnen Furcht und Schrecken einjagen und ihnen gleichzeitig der Magen knurrt, dürfen wir vielleicht darauf hoffen, dass ihr Heer auf eine Stärke schrumpft, mit der wir es, ist erst der Entsatz da, zuversichtlich aufnehmen können. Hat es in der Stadt irgendwelchen Ärger gegeben?«
»Keineswegs mehr, als wir ohnehin haben. Auch dafür müssen wir Knappe Mathen danken, die Menschen haben sich ans Kriegsrecht gewöhnt. Und wir haben die Freudenhäuser der Court’esa wieder geöffnet, sodass die allgemeine Spannung abnimmt.« Der Obrist schmunzelte knapp. »Natürlich ist der Erlass in Eurem Namen ergangen. Ihr seid gegenwärtig äußerst beliebt.«
»Wie lange wird es wohl dabei bleiben?«
Ein schwaches Zittern durchlief die Mauern, bevor Garet Warner eine Antwort geben konnte. Das Beben, das Tarjanian im Stollen des Amphitheaters bemerkt hatte, war durchaus keine Einbildung gewesen. Den ganzen Tag hindurch waren weitere Erderschütterungen aufgetreten, spürbarer und häufiger geworden. Er furchte die Stirn und blickte Warner an, der gleichfalls ernstlich besorgt wirkte.
»Dergleichen hat uns wahrhaftig noch gefehlt«, brummte Tarjanian. »Erst die Belagerung, dann die Harshini, und obendrein ein dreimal verfluchtes Erdbeben.«
»Es ist kein Erdbeben, Tarjanian«, teilte Shananara ihm mit, die soeben das Kabinett betrat. »Die Zitadelle erwacht aus ihrem Schlummer.«
»Ihr redet, als wäre die Zitadelle ein
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