Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Majestät«, plapperte Mandah und fiel im Sand aufs Knie. »Göttliche …« Die junge Heidin wirkte, als wäre sie vor lauter Glück einer Ohnmacht nahe.
Nachsichtig schmunzelte Shananara. »Steh auf, Kind. Uns mangelt es an der Zeit für Förmlichkeiten.« Sie heftete den Blick wieder auf Tarjanian, und ihr Schmunzeln verbreiterte sich zu einem schalkhaften Lächeln. »Leider muss ich Euch als Erstes um Vergebung ersuchen, Hochmeister. Wiewohl es kindisch und boshaft gewesen sein mag, konnten wir nicht der Versuchung widerstehen, auf dem Anflug Euren Belagerern ein wenig zuzusetzen. Wir haben die Umgebung der Zitadelle aus der Luft heimgesucht. Ich muss gestehen, dadurch ist unter den Kariern Furcht und Schrecken gesät worden.«
Erfolglos versuchte Tarjanian seine Erheiterung zu verhehlen. »Ich habe das sichere Empfinden, Euch verzeihen zu können.«
»Darauf habe ich gehofft.«
Über die Schulter blickte Tarjanian sich nach den übrigen Harshini um, die gegenwärtig gleichfalls von ihren Drachen stiegen. Ihre Gesichter spiegelten ihre zahlreichen Gemütsregungen wider, angefangen bei offenem Glücksgefühl bis hin zu höchster Verzückung. Allerdings erstaunte es ihn, dass sich unter ihnen keine Kinder befanden.
»Ich habe Vorsorge dafür getroffen, dass Euer Volksstamm vorerst in den Schlafsälen der Schwesternschaft untergebracht wird. Da die Schwesternschaft nicht mehr besteht, sahen wir keinen Sinn darin, auch ferner die Unterweisung von Novizinnen und Anwärterinnen zu betreiben.«
»Was habt Ihr mit ihnen gemacht?«, fragte Shananara mit einem leichten Anklang der Besorgnis.
Tarjanian lag die Antwort auf der Zunge, er hätte sie samt und sonders im Schlaf ermorden lassen, denn es reizte ihn zu sehen, wie sie darauf einging, aber er verkniff es sich. »Sie sind nach Hause geschickt worden.«
»Dürfen wir den Tempel der Götter aufsuchen?« Als Tarjanian sie ratlos musterte, lächelte Shananara erneut. »Ich glaube, bei Euch wird er ›Großer Saal‹ genannt.«
»Vielleicht morgen, und ich sähe es lieber, es geschähe jeweils in kleiner Zahl. Wenn Hunderte von Harshini durch die Straßen der Zitadelle ziehen, könnte es einen Aufruhr zum Ergebnis haben.«
»Wir werden uns unauffällig verhalten, Hochmeister.«
»Meinen Dank. Mandah soll zwischen uns Mittlerin sein. Sie ist Heidin, so wie etliche hiesige Leute. Ich habe mir überlegt, dass es Euch eher behagt, anfangs mit ihnen Umgang zu haben, als mit den Hütern.«
»Eine solche Rücksichtnahme auf unsere Gefühle haben wir nicht zu erwarten gewagt, sodass wir sie nun umso mehr zu schätzen wissen, Hochmeister«, erklärte Shananara, indem sie eine Verneigung andeutete. »Es hat den Anschein, R’shiel habe Euch mit vollem Recht als vertrauenswürdig bezeichnet.«
»Hat sie Euch nicht begleitet?«
»Sie und Magus Brakandaran müssen sich einer anderen Angelegenheit annehmen, dürften aber gegen Abend hier eintreffen … Ich muss eine heikle Frage ansprechen. Den Dämonen ist nicht zuzumuten, auf längere Dauer in Drachengestalt zu verbleiben, und zudem könntet Ihr sie nirgends unterbringen. Aber wenn sie die Verschmelzungen aufgeben, kann ich unmöglich für ihr tadelloses Betragen einstehen.«
Insgeheim stöhnte Tarjanian auf. Einerseits hatte er einfach nicht daran gedacht, als er R’shiel zugesagt hatte, die Harshini dürften heimkehren. Andererseits hatte sie es versäumt, ihn ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass mit den Harshini auch die Dämonen kamen.
»Ist es nicht möglich, dass sie irgendwie … verschwinden, oder so etwas?«
Shananara lachte. »Ein unsichtbarer Dämon kann ein weit größeres Ärgernis als ein sichtbarer sein, Hochmeister. Ich will zur Vorbeugung tun, was in meiner Macht steht, doch es lässt sich nicht vermeiden, dass die Dämonen-Verschmelzungen aufgelöst werden.«
»Versucht lediglich, Scherereien abzuwenden.«
»Darum werde ich mich bemühen. Und nun wäre es wohl am erstrebenswertesten, unsere Unterkünfte zu beziehen. Hinter uns liegt eine lange Nacht.«
»Mandah wird Euch den Weg weisen.«
Shananaras Gesicht zeigte den Anflug eines traurigen Lächelns, als sie ihn nochmals ansah. »Wir kennen den Weg, Hochmeister.«
Tarjanian entschied, den unausgesprochenen Vorwurf zu missachten. »Diese Männer werden Euch das Geleit geben.«
»Gelten wir als Gefangene?«
»Es geschieht nur zu Eurem Schutz, Shananara. Mich bangt’s nicht davor, dass Ihr den Bürgern der Zitadelle etwas antun könntet,
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