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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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rückgängig machen. Der Große Saal sollte wieder unter diesem Namen bekannt sein. Allerdings überlegte Tarjanian, während er mit Garet Warner die Königin die breite Freitreppe hinaufbegleitete, wie lange es dauern mochte, bis die Harshini jedermann davon überzeugt hatten, dass es angebracht war, von neuem die alte Bezeichnung zu verwenden: Tempel der Götter. Wenn sie sich dabei solcher Entschlossenheit befleißigten wie bei der Rückgestaltung der Schlafsäle in ihren ursprünglichen Zustand, konnten darüber lediglich Tage verstreichen.
    Fast war es Sonnenuntergang, und zügig breitete sich in der Zitadelle die Kühle des nahen Abends aus. Vor der Halle standen zwei Dutzend Hüter-Krieger auf Wache, sodass Tarjanian den Obristen mit einem befremdlichen Blick streifte. Er hatte keinen Befehl erteilt, den Großen Saal unter Bewachung zu stellen, weil es dazu nach seinem Wissen keinerlei Veranlassung gab. Shananara eilte voraus; sie hatte es offenkundig eilig, an das beabsichtigte Werk zu gehen. Unter ihren Füßen bebte die Erde.
    »Wozu die Wachen?« fragte Tarjanian verwundert den Obristen.
    »Wir haben dort die karischen Geistlichen eingesperrt. Ich wusste für sie keine anderweitige Unterbringung.«
    Tarjanian stieß eine gedämpfte Verwünschung aus und eilte der Harshini-Königin nach. Die Wächter am Portal erkannten, dass der Hüter-Hochmeister und Obrist Warner die Harshini begleiteten, und gewährten ihr daher Zutritt. Sie entschwand in den Saal, bevor Tarjanian es verhindern konnte.
    Er stemmte die Tür auf und sah Shananara im Zustand tiefster Bestürzung da stehen. Sie war so bleich wie die weiß verputzten Wände geworden, wirkte gar, als hätte sie vergessen, wie man atmete. Längs der Wände standen weitere Hüter auf Wacht, gaben sorgsam auf die Geistlichen Acht. In der Mitte befanden sich zwischen ihren Schlafstellen die festgesetzten Priester. Alle trugen noch ihre lehmbraunen Kutten, und bis auf wenige Ausnahmen hatten sie mittlerweile kurze Haare und Stoppelbärte.
    Niemand war so töricht, diesen Männern ein Rasiermesser zu überlassen.
    Ohne ihre Stäbe und amtliche Anmaßung waren sie nur ein trauriger Haufen. Zwar drehten die Geistlichen sich um, als sie hörten, dass jemand den Eingang öffnete, zeigten jedoch kein sonderliches Interesse, ehe einer von ihnen Shananaras Augen bemerkte.
    Da brach mit einem Schlag der wüsteste Aufruhr aus.
    Die Geistlichen stimmten ein irrsinniges Geschrei an. Während einige voller Furcht zurückprallten, stürmten manche auf die Harshini-Königin zu. Als geschähe es aus Entrüstung, erbebte plötzlich das Gebäude. Auch Shananara entfuhr ein Aufschrei, aber nicht des Zorns, sondern der Verzweiflung. Sofort griffen die Hüter-Krieger ein, riefen von draußen, während sie die Priester aufhielten, Verstärkung herein. Tarjanian zückte das Schwert und stellte sich zwischen Shananara und die vor Wut schäumenden Priester, in deren Augen glühender Hass loderte.
    Mehr spürte er, als dass er es sah, wie Garet Warner an seiner Seite stand und gerade so wie er dazu die Bereitschaft hatte, den einen oder anderen karischen Geistlichen die Klinge kosten zu lassen. Mürrisch wichen die Priester zurück, die gewähnt hatten, sie könnten über die Harshini-Königin herfallen; Tarjanians bedrohlicher Blick sowie die Schwerter, die er und Warner in den Fäusten hatten, schreckten sie nun doch ab.
    Sobald weitere Hüter-Krieger den Saal betreten hatten, wurde die Ruhe rasch wiederhergestellt. Die Karier waren den Bewaffneten nicht gewachsen und schon gar nicht Männern, die ohnedies nur einen Vorwand brauchten, um an ihnen ihr Mütchen zu kühlen. Es bedurfte nur weniger Winke, mit denen Garet Warner seine Befehle gab, und schon trieben die Wachen die Geistlichen zusammen und umstellten sie. Aufmerksam beobachtete Tarjanian die Gefangenen einige Augenblicke lang, dann schob er das Schwert bedächtig zurück in die Scheide, bevor er sich zu Shananara umwandte. Sie zitterte am ganzen Körper, und obwohl es ihm an den Sinnen fehlte, um derlei gewahren zu können, vermutete er, dass sie in ihrem Innern magische Kräfte ballte. Er empfand große Erleichterung darüber, dass es nicht R’shiel war, die da stand. Hätten die Priester Shananaras halbblütige Verwandte angegriffen, wären sie von ihr an den Wänden zerschmettert worden.
    »Verzeiht mir, Eure Majestät. Ich wusste nicht, dass diese Leute hier untergebracht sind. Ich veranlasse unverzüglich, dass sie

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