Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
schon auf den Füßen und hatte das Schwert in der Hand, noch bevor Brakandaran sich zur Seite wälzte. Mikel war einen Augenblick lang aus Entgeisterung völlig erstarrt, nun aber floh er rasch zum Ausgang. Auf Händen und Knien packte Brakandaran zu und erhaschte den Fußknöchel des Burschen, sodass Mikel stürzte. Er zeterte seinen Widerwillen hinaus, aber Brakandarans eherne Umklammerung verwehrte ihm die Flucht. Damin stapfte durch die in Unordnung geratenen Sitzkissen, hob den hingefallenen Becher auf und schnupperte argwöhnisch an dem Gefäß.
»Jarabane«, stellte er fest. »Der Trank war vergiftet.« Er schleuderte den Becher von sich und kehrte sich dem Burschen zu.
Mikel lag bäuchlings auf dem Zeltboden und versuchte sich frei zu zappeln, doch Brakandarans Griff hielt ihn unerbittlich nieder.
Damin nickte Brakandaran zu, der daraufhin von ihm abließ. Am Hemd zerrte der Großfürst den Jungen empor und setzte ihm die Schwertspitze an die Kehle.
»Nicht doch, Damin«, rief Adrina, als sie den unverkennbar mörderischen Blick ihres Gatten gewahrte. »Er ist ja noch ein Kind.«
»Er ist ein Meuchler«, berichtigte Damin.
Brakandaran raffte sich auf und reichte R’shiel die Hand, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein; dann wechselten sie einen sorgenvollen Blick. Dem Großfürsten ließ sich keine Spur des Wohlwollens anmerken, kein Anzeichen der Gnade.
»Damin, dieser Angelegenheit müssen Brakandaran und ich uns annehmen«, sagte R’shiel. Sie sprach im ruhigen Tonfall der Vernunft und war sich geradeso wie Brakandaran gänzlich dessen bewusst, dass Damin in diesen Augenblicken kurz davor stand, den Jungen kaltherzig zu erstechen.
»Dieses vorgebliche Kind zählt zu meinem Gefolge. Unter meinem Dach hat er einen Gast zu morden versucht. Selbst wenn du nicht das Dämonenkind wärst, R’shiel, stünde auf diese Schandtat der Tod.«
Mikel hatte seit seiner Ergreifung keinen Laut mehr von sich gegeben. Damin hatte ihn mit der Linken an der Schulter gepackt, und aus seinem Hals sickerte dort, wo Damin ihm die Schwertspitze an die Gurgel drückte, ein schmales Rinnsal Blut.
»Tötest du ihn voreilig, Damin, können wir ihn keinem Verhör unterziehen.«
»Welche Fragen sollte man ihm stellen? Er ist Karier und offenbar ein Anhänger des ›Allerhöchsten‹. Was muss man denn noch mehr wissen?«
R’shiel drehte sich Brakandaran zu, ihr Blick bat ihn stumm um nachdrückliche Beeinflussung des Großfürsten.
»Es gilt zu erfahren, warum er Dacendaran abtrünnig geworden ist«, erklärte Brakandaran. »Der Gott der Diebe hatte dem Jungen seine volle Gunst gewährt, und doch ist er ihm irgendwie abspenstig gemacht worden. Es liegt mir fern, mich wider deinen Gerechtigkeitssinn zu wenden, Damin, aber solltest du den Burschen töten, ehe wir die Gelegenheit erhalten, ihn auszufragen, wirst du es bereuen.«
Damin musterte Brakandaran voller deutlicher Missstimmung. »Soll das eine Drohung sein?«
»Ja, Damin«, antwortete Brakandaran leise. »Genau das soll es sein.«
Kaum hatte er diese Worte gesprochen, fragte er sich, ob er etwas Kluges getan hatte. Es mochte sein, dass er damit genau die Handlung verübt hatte, deren es bedurfte, um Damins wilden Zorn vollends zu blinder Raserei zu steigern. Für die Dauer etlicher Augenblicke starrte der Großfürst voller Trotz in Brakandarans Miene; dann jedoch senkte er die Waffe und schubste ihm den Jungen entgegen.
»Ich gestehe euch eine Stunde zu, Brakandaran. Befragt ihn nach Belieben und verfahrt mit ihm nach Gutdünken. Aber in einer Stunde stirbt dieses Früchtchen für seine schmähliche Tat. R’shiel, ich hoffe, du verzeihst mir diesen beklagenswerten Vorfall.« Er versorgte das Schwert in der Scheide, während Brakandaran den Jungen, der so heftig schlotterte, dass er kaum noch stehen konnte, in seine Obhut nahm. »Nebenbei möchte ich allerdings erwähnen«, fügte der Großfürst hinzu, indem er Brakandaran mit eisigem Blick maß, »dass es euch nicht einfallen sollte, das Lager mit ihm zu verlassen. Andernfalls breche ich die Zelte ab, kehre heim und schicke auch meine Kriegsherren nach Hause. Dann können die Medaloner zusehen, wie sie sich die Karier vom Halse halten, und von mir aus allesamt in die Sieben Höllen fahren.«
Ohne ein weiteres Wort schritt Damin zum Zelt hinaus. Brakandaran ließ Mikel auf den Sitzkissen Platz nehmen und schaute Adrina an.
»Könnt Ihr es ihm ausreden?«
Ratlos zuckte sie mit den Schultern. »Ich weiß
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