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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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an die Zähne bewaffnete Hythrier Mikel holen. Sicherlich, so mutmaßte Brakandaran, hätte es ihrer nicht bedurft, um einen Elfjährigen zur Hinrichtung zu schleppen; seines Erachtens hatten sie den Auftrag, zu verhindern, dass er und R’shiel irgendwelche heldenmütigen Taten wagten, um das Blatt zu wenden. Aber sie verzichteten auf jeglichen Versuch einzugreifen, denn dadurch wäre der Großfürst außer sich geraten. Gegen die Bedingung, die Damin Wulfskling ihnen genannt hatte, konnte um gar keinen Preis verstoßen werden; entweder musste das Kind sterben, weil es mit Leichtigkeit zu einer freilich unverzeihlichen Dummheit hatte verleitet werden können, oder die belagerte Zitadelle erhielt keinen Entsatz.
    Adrina wartete mit Damin vor dem Zelt. Sie hatte geschwollene Augen und offenkundig heftigen Streit mit Damin gehabt. Damins Blick war ebenso trost- wie gnadenlos. Hinter Adrina hatten sich die Harshini versammelt, die zu den Hyrthriern gestoßen waren, um an ihrer Seite zur Zitadelle zu ziehen. Glenanaran stand an der Spitze der kleinen Schar von Drachenreitern. Schon über den Platz hinweg spürte Brakandaran ihren Schmerz. Dieser Anlass bedeutete für sie eine scheußliche Art, wieder mit der Menschenwelt vertraut zu werden.
    Brakandaran sah Damin auf Anhieb an, dass Adrina ihn nicht hatte umstimmen können.
    »Einen solchen Befehl kannst du doch unmöglich geben, Damin«, sagte R’shiel zu ihm, während man Mikel zum Großfürsten Hythrias führte. »Du kannst nicht von einem ausgewachsenen Mann verlangen, dass er ein Kind hinrichtet.«
    Er sah sie an. »Ich fordere niemals etwas von meinen Männern, das ich nicht selbst täte.«
    »Damin, tu’s nicht «, rief Adrina voller Entsetzen, lief zu ihm und ergriff seinen Arm, aber er schüttelte sie unwirsch ab.
    »Du musst nicht zuschauen, Adrina.« Über die Schulter wandte sich Damin an die zutiefst bestürzten Harshini. »Auch Ihr müsst es nicht, Göttliche«, fügte er hinzu. »Diese Sache betrifft Euch nicht.«
    »Zum Donnerwetter, Damin, nun komm doch zur Vernunft«, schalt R’shiel verärgert, als er sich anschickte, sich mit Mikel und den Wächtern zu entfernen.
    Damin blieb stehen und drehte sich um, kam zurück und verharrte vor R’shiel. Seine Augen funkelten im Schein der Fackeln, die den Platz zwischen den Zelten erleuchteten.
    »Vernunft?«, wiederholte er in barschem Ton. »Erkläre mir deine ›Vernunft‹, Dämonenkind. Wäre es ein Zeichen der Vernunft, diesem Burschen das Leben zu schenken, damit er ein zweites Mal versuchen kann, dich zu töten? Wer es vernünftig, im Schutz meiner Familie eine meuchlerische Natter zu nähren? Wenn nun Adrina aus dem Becher getrunken hätte? Oder wenn Brakandaran nichts aufgefallen wäre? Was erwartest du eigentlich von mir?«
    »Du kannst nicht einen Elfjährigen für etwas töten, für das ihm keine Verantwortung beizumessen ist. Er ist Kind, Damin, ein Werkzeug. Wenn irgendwen Schuld trifft, dann mich.«
    Auch ihr ruhiger gewordener Tonfall beirrte Damin nicht. »R’shiel, ich habe mein Lebtag lang in der Gefahr geschwebt, von Lohnmördern umgebracht zu werden. Von Kindesbeinen an habe ich die Dunkelheit gefürchtet, denn bei mir war stets die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Dunkelheit Gefahr verbarg. Mein Kind soll nicht unter solchen Verhältnissen heranwachsen. Ich will nicht, dass es ausschließlich unter dem Schutz bewaffneter Wachen Schlaf findet. Ich möchte, dass mein Sohn mit Kindern seines Alters spielen darf, anstatt für den Fall eines Anschlags zu lernen, wie man sich zweimal so großer Erwachsener erwehrt. Die ganze verdammte Welt soll wissen, wozu ich fähig bin, wenn man mich oder die Meinen bedroht. Diese Ungeheuerlichkeiten müssen nun ein Ende haben.«
    »Er hat weder dich bedroht, Damin, noch dein Weib oder Kind. Mich hat er zu töten versucht.«
    »Du bist eine Freundin, R’shiel, und die schmähliche Tat geschah unter meinem Dach. Daher läuft es auf das Gleiche hinaus.«
    »Führe deine Absicht aus, Damin, und wir sind keine Freunde mehr.«
    Brakandaran bemerkte, dass Damin stutzte, doch der abgründige Zorn, der gegenwärtig das Gemüt des Großfürsten beherrschte, ließ sich so leicht nicht beschwichtigen. Trotz der Abscheulichkeit dessen, was Damin sich vorgenommen hatte, hegte Brakandaran ein gewisses Verständnis für seine Haltung. Inzwischen war er fast siebenhundert Jahre alt und hatte oft erlebt, dass Schlimmeres aus geringeren Gründen geschah. Er wusste nicht,

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