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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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wie viele Auftragsmörder Damin im Kindes- und Jugendalter nach dem Leben getrachtet hatten, aber deutlich waren die Naben zu erkennen, die dadurch seine Seele davongetragen hatte. Zu allem, buchstäblich allem war er bereit, um abzuwenden, dass sein ungeborener Erbe die gleiche Furcht durchleiden musste, die ihn als Kind gequält hatte; er übersah jedoch bei seinem Bestreben, die Ungeheuerlichkeit aus der Welt zu schaffen, dass er dabei selbst zum Ungeheuer wurde.
    Brakandaran gewahrte nicht nur das Entsetzen in Adrinas Augen und den Schmerz, den die Harshini ausstrahlten wie eine Ausdünstung der Verzweiflung. Er sah in Damins Blick auch die Schwere der Entscheidung, die zu fällen er sich gezwungen gefühlt hatte. Für Damin ging es um etwas Grundsätzliches: das Leben des karischen Jungen oder das Leben seines eigenen Kindes.
    »Ich tu’s«, sagte Brakandaran und trat in den Fackelschein.
    Betroffen fuhr R’shiel herum. »Brakandaran …!«
    »Verzeih mir, R’shiel, aber Damin ist im Recht. Zeigt er nun Nachsicht, wird dergleichen nie ein Ende nehmen. Der Bursche muss sterben. Es gilt ein abschreckendes Beispiel zu geben.«
    Damin erstaunte es offensichtlich, in Brakandaran einen unerwarteten Verbündeten zu finden. »Ich kann diese Tat keinem Harshini abverlangen. Ich mute sie nicht einmal einem meiner Männer zu.«
    »Ich bin Halbblut, Damin, und es wird keinesfalls das Ärgste sein, was ich je getan habe.« Brakandaran wandte sich den Harshini zu und blickte fest in Glenanarans schwarze Augen. »Bringe die Unseren fort, Glenanaran. Betet gemeinsam zu den Göttern, die über diesen Knaben wachen, dass der Tod ihn schnell ereilt.«
    Für die Dauer etlicher Augenblicke musterte der Harshini ihn, und Brakandaran übermittelte ihm stumm seinen wahren Vorsatz. Schließlich nickte Glenanaran voller Ernst. »Wir werden für das Kind beten.«
    Und zwar sofort , drängte Brakandaran.
    Die Harshini drehten sich um und entschwanden ins Dunkel. Fassungslos starrte R’shiel ihm nach, während Brakandaran über den Platz schritt und Mikel bei der Hand nahm. Damin blieb an ihrer Seite; er wirkte angesichts Brakandarans Bereitschaft zum Töten nicht allein überrascht, sondern auch etwas argwöhnisch.
    »Woher soll ich wissen, ob du mich nicht täuschst?«
    »Jede Spiegelfechterei liegt mir fern, Damin.« Brakandaran packte Mikel am Arm und zog ihn von den Wächtern fort, dann zückte er aus dem Gürtel den Dolch. Kurz drehte er ihn in der Faust, als prüfe er das Gewicht, ehe er den Blick missfällig auf Damin heftete. »Möchtest du zuschauen?«
    »Ja.«
    »Du bist ein abartiger Kerl, wie?«
    »Nein, ich bin lediglich misstrauisch. Ich glaube dir nicht, dass du’s tust.«
    Er argwöhnt Trug . Aber es war ausgeschlossen, dass Brakandaran Magie gebrauchte, um ein Trugbild zu erzeugen. Sobald Damin seine Augen sich schwarz verfärben sähe, wäre ihm klar, dass er getäuscht werden sollte. R’shiel stand bei Damin und unternahm keinerlei Bemühungen, um Brakandaran in den Arm zu fallen. Auch sie bezweifelte, dass er es ernst meinte.
    Brakandaran schaute in die Augen des verstörten Knaben. Über die Furcht war Mikel mittlerweile hinaus; jetzt lähmte ihn tiefer Schrecken.
    »Bist du bereit, Gevatter Tod zu begegnen, Mikel?«, fragte Brakandaran leise und in beinahe freundlichem Ton. Im Hintergrund unterdrückte Adrina einen Schluchzer, und in der unnatürlichen Stille ringsum schienen die Fackeln umso lauter zu knistern.
    Kaum hatte er den Satz beendet, da fühlte er plötzlich die Gegenwart einer Gottheit, und ihm schwindelte schier vor Erleichterung. Auf dem Platz erschien, begleitet von unirdischen, kristallklaren Klängen, die Gestalt Gevatter Tods. Er trug eine lange Kapuzenkutte, die schwärzer war als rundum die Nacht. Sein Gesicht bestand aus einem bleichen Schädel, aus dessen Augenhöhlen Licht drang, und in der Linken schwang er wahrhaftig eine Sense.
    Alberner Mummenschanz , dachte Brakandaran verdrossen.
    »Ist es dieses Kind, das auf dein Begehr geholt werden soll?«, fragte die Erscheinung mit wohlklingender Stimme, die über den ganzen Platz hallte.
    »Ja, Gevatter.«
    »Viel maßt du dir an, Brakandaran.«
    »Es ist notwendig, Gevatter.«
    Das Wesen ließ den Blick über den Platz schweifen, bis es R’shiel sah. Es beruhigte Brakandaran in gewissem Umfang, dass sie offenbar weniger Schrecken als Zweifel empfand. R’shiel war ein überaus kluges Mädchen. Früher oder später musste sie ihm hinter die

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