Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
hätte. Er kann sie nicht ausstehen. Und am wenigsten schenkt er ihr Vertrauen.«
»Sie wird in Hythria lernen, was sie wissen muss.«
»Aber ist R’shiel sich darüber im Klaren? Ebenso gut ist es möglich, dass sie fort in die Gegenrichtung eilt.«
»Du plagst dich zu sehr mit Sorgen, Shananara. All diese Wirrnisse neigen zu naturgemäßer Entflechtung. R’shiel wird sich in ihre Bestimmung fügen und beizeiten das notwendige Wissen aneignen.«
»Bevor oder nachdem die Harshini dem Verderben erlegen sind, Bruder?« Indem sie sich vorbeugte, blickte Shananara ihm eindringlich ins Gesicht, als könnte sie durch die Haut bis in seine Seele schauen. »Xaphistas Schergen haben Medalon ihrem Joch unterworfen. Das Hüter-Heer hat vor Karien die Waffen gestreckt. Hythria steht am Rand des Bürgerkrieges, und Fardohnja rüstet, um es zu überfallen, für den Krieg. Und dir schwinden die Kräfte. Ich erkenne es in deinen Augen. Immerzu zitterst du und kannst es nicht verhehlen. Deine Augen schwelen, in deiner Aura sind schwarze Schlieren zu sehen. Nur ein Flackern, ein geringfügiges Lockerlassen in der Ausübung der Magie, die das Sanktuarium von der gewöhnlichen Zeit absondert, und schon erkennen Xaphistas Priester, wo wir uns verbergen. Falls das geschieht, kannst du die Tage, die noch verstreichen, bis die Karier vor unseren Toren stehen, an einer Hand abzählen.«
»Ehe es dazu kommt«, beteuerte Korandellan ihr, »wird Xaphista durch R’shiel zu Fall gebracht.«
»Ich wünschte, ich könnte zu ihr ebenso viel Vertrauen haben wie du. Aber wie lange währt denn unsere Gnadenfrist noch, Korandellan? Wie lange kannst du die Last noch tragen?«
»So lange es sein muss.«
Mit einem schicksalsergebenen Aufstöhnen lenkte Shananara ein. »Dann kann ich nur zu den Göttern beten, dass du lange genug aushältst.«
»Das Dämonenkind wird das Werk vollenden, das ihm vorbestimmt ist.«
Shananara wirkte wenig überzeugt. »Du schenkst diesem störrischen Halbblut viel zu viel Zutrauen.«
Müde nickte der Harshini-König. »Dessen bin ich mir bewusst, Shananara. Leider jedoch verkörpert dieses störrische Halbblut unsere einzige Hoffnung.«
2
Die Vermählung zwischen Damin Wulfskling, dem Kriegsherrn von Krakandar, und Ihrer Durchlaucht, Prinzessin Adrina von Fardohnja, erfolgte an einem bitterkalten Nachmittag auf einer vom Wind umwehten Anhöhe mitten in Nord-Medalon. Seit die Braut unvermutet zur Witwe geworden war, waren kaum zwei Wochen vergangen.
Trüb zeigte sich der Himmel; die düsteren Wolken trotzten dem böigen, eisigen Wind und schwebten unnachgiebig an Ort und Stelle. Die Braut, der sich nachsagen ließ, dass sie nicht gar solchen Glanz verstrahlte, wie man es von derlei Anlässen gewohnt sein mochte, trug eine geborgte weiße Bluse und Beinkleider aus dunkler Wolle. In seiner verschlissenen ledernen Feldkluft sah auch der Bräutigam nicht allzu feierlich aus. Je nach dem Herkunftsland wirkten die Hochzeitsgäste entweder versonnen oder belustigt.
Vollzogen wurde die Eheschließung durch einen hünenhaften, ernst dreinblickenden Hüter, der die Rangabzeichen eines Feldhauptmanns aufwies; er sprach die knappen, sachlichen und weitgehend nüchternen medalonischen Trauungsfloskeln, die der Wind ihm Wort für Wort verwehte, kaum dass er sie aussprach. Die Hochzeit fand statt, weil das Dämonenkind es so wollte, und auf mehr als ein kurzes Zeremoniell – gerade hinreichend, um die Ehe rechtmäßig zu machen – legte R’shiel keinerlei Wert. Für irgendwelchen Pomp oder feierliche Zeremonien mangelte es ihr an Zeit und Geduld.
»Wahrscheinlich ist diese Vermählung reine Zeitverschwendung«, murmelte Brakandaran, der das Ritual mit mürrischem Gesichtsausdruck beobachtete, ihr zu.
»Weshalb?«, fragte R’shiel leise, ohne den Blick von Braut und Bräutigam zu wenden, als ob sie befürchtete, sie könnten irgendwie, falls sie fortschaute, Fersengeld geben.
»Die Ehe kann nur dann ihre Gültigkeit behalten«, erläuterte Brakandaran, »wenn du gleich nach der Ankunft in Groenhavn der Großmeisterin der Magier-Gilde das Zugeständnis abringst, die Rechtmäßigkeit einer medalonischen Trauung anzuerkennen.«
»Dem Oberhaupt der Magier-Gilde?«
»Die Großmeisterin ist Damins Halbschwester.«
»Sie wird darüber nicht sonderlich erfreut sein, oder?«
»Selbst wenn sie sich keiner Sorge um ihren Bruder hingibt, ist er doch immerhin Erbe des Großfürsten, und insofern kann sie schwerlich übersehen,
Weitere Kostenlose Bücher