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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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gesunden Menschenverstand, die Vernunft wich der Furcht. Die Ansammlung von Flüchtlingen verwandelte sich in ein geistloses Getümmel. Tarjanian wurde rücklings gegen die Mauer des Gasthofs gedrückt, während der Pöbel sich in dichter Geschlossenheit über den Marktplatz wälzte, dabei Zelte, Kochfeuer und alles andere, das ihm in die Quere geriet, achtlos niedertrampelte und zerstampfte. Geheul des Entsetzens und der Verzweiflung hallte durch die Ortschaft.
    »Die Karier kommen! Die Karier kommen!«
    »Die Karier!«, stimmte plötzlich auch Mandah in das halb wahnwitzige Gebrüll der wild gewordenen Menschenmasse ein. Tarjanian entfuhr ein Aufächzen, als ihm ein spitzer Ellbogen in die Rippen gerammt wurde, danach jedoch drehte er sich sofort um, wollte Mandah schelten, weil sie jetzt ebenfalls zur Vergrößerung des Durcheinanders beitrug. Doch sie schenkte ihm keine Beachtung. Stattdessen hatte sie den Blick hinüber zur anderen Seite des Marktplatzes gerichtet. »O ihr Götter, Tarjanian, sie sind wirklich da.«
    Tarjanian fuhr herum und folgte ihrem Fingerzeig. Soeben trieb ein Fähnlein gepanzerter Ritter die Schlachtrösser auf den mit Flüchtlingen übervollen Platz; feucht flatterten die Wimpel ihrer Lanzen in der vom Regen dunstigen Luft. Ob die Ritter den Vorsatz gehabt hatten, die Leute niederzureiten, oder es ihnen schlichtweg nicht mehr möglich gewesen war, die schweren Rösser zu zügeln, ließ sich nicht erkennen. Gleich blieben jedoch allemal die Auswirkungen. Harbens Warnrufe erwiesen sich auf die allerschrecklichste Weise als wahre Vorhersage.
    »Dort entlang«, rief Tarjanian und zerrte Mandah längs der Mauer mit sich zur Ecke des Gasthofs. Auch in der Gasse neben dem Gebäude wimmelte es von Fliehenden und den Hinterlassenschaften Geflohener. Wie ein Rammbock pflügte Tarjanian den Weg frei, nutzte ohne jegliche Rücksichtnahme seine Körpergröße und Leibeskräfte aus, um weniger Durchsetzungsfähige beiseite zu stoßen.
    »Ich hatte Recht«, frohlockte Harben, indem er über einen Haufen Unrat sprang und vorauseilte. »Die Karier sind da.«
    »Zu den Pferden!«, schrie Tarjanian ihm nach. Durch eine Geste gab Harben zu verstehen, dass er den Befehl vernommen hatte, und lief weiter. Mit einem Blick über die Schulter überzeugte sich Tarjanian davon, dass der Rest seiner Begleitung ihm folgte. Mandah torkelte neben ihm dahin, die lange Kutte behinderte ihre Schritte. Sobald sie sich hinter dem Storchen befanden, zog Tarjanian sie in ein Gässchen, das zwischen dem Gasthof und den benachbarten Mietstallungen verlief. »Entledigt euch flugs der Waffenröcke«, befahl er, als der Rest seiner Leute sie dort einholte.
    Er selbst riss sich den unverwechselbaren roten Waffenrock herunter und stopfte ihn hinter ein Fass voller Regenwasser, das aufgestellt worden war, um den Überfluss aus der Dachtraufe des Storchen aufzufangen. Zwar herrschte bitterliche Kälte, aber frieren zu müssen kam Tarjanian harmloser vor als die Gefahr, als Mitglied des unterlegenen medalonischen Heeres erkannt zu werden.
    »Mit den Gepanzerten werden wir niemals fertig«, meinte Ghari, indem er seinen Waffenrock im selben Versteck verbarg.
    »Deshalb wollen wir’s auch gar nicht erst versuchen. Aber das Versenken der Fähre ist soeben von einem tauglichen Gedanken zu einem unumstößlichen Gebot geworden.« Zum Zeichen ihrer Zustimmung nickten Tarjanians Gefährten. Da die Karier jetzt zum Gläsernen Fluss vorgedrungen waren, zerstoben sämtliche Bedenken. »Mandah, du und Ghari, ihr eilt mit Harben zu den Pferden und haltet sie zum Abritt bereit. Borus, du und Torlin, ihr kundschaftet Hirschgrundens Nordteil aus. Stellt fest, ob bloß eine Vorhut eingetroffen ist oder ob hinterm nächsten Hügel schon das karische Heer heranzieht. Paval, du reitest zurück und teilst den Fardohnjern mit, dass wir mit Gewissheit auf geschwinder Flucht sind, wenn wir uns wieder mit ihnen vereinen, und möglicherweise das halbe karische Heer auf den Fersen haben.«
    Die Angesprochenen nickten und machten sich eilig davon. Mandah wirkte, als hätte sie Einwände, doch gewährte Ghari ihr keine Gelegenheit, um sie in Worte zu fassen: Er packte sie am Arm und zog sie mit sich in die Gasse seitlich des Gasthofs. Zusammen schlossen sie sich Harben an.
    »Und wir Übrigen?«, fragte Rylan.
    »Wir begeben uns zur Anlegestelle. Ob Karier im Ort sind oder nicht, die Fähre muss allemal anlegen. Wenn sich uns noch die Aussicht bietet, sie zu

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