Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
soll jetzt werden?«
»Wir warten auf die Ankunft Tejay Löwenklaus. Sobald sie zur Stelle ist, können wir die Vollversammlung veranstalten.«
»Ist sie denn schon unterwegs?«
»Sie müsste es längst sein.«
»Deine Stimme klingt nach Unsicherheit. Steht sie nicht auf deiner Seite?«
»Vor wenigen Tagen hätte ich es bejaht, aber da hatte ich noch keine Kenntnis davon, dass Cyrus Aarspeer im vergangenen Frühling, während ich mich in Medalon tummelte, ihren ältesten Sohn mit seiner Tochter Bayla vermählt hat.«
»Also ist die eine, die bei der Abstimmung den Ausschlag gibt, deinem Widersacher durch Eheschließung verbunden. Das ist keine allzu günstige Voraussetzung für einen Abstimmungssieg.«
»Sie ist sogar reichlich ungünstig«, pflichtete Damin ihr bei.
»Wie gedenkst du zu bewerkstelligen, dass sie dir die Treue hält?«
»Dazu ist mir bislang nichts eingefallen. Hast du irgendwelche Vorschläge zu unterbreiten?«
Die Frage verdutzte Adrina. Es schmeichelte ihr, dass Damin sich nach ihrer Meinung erkundigte. Tatsächlich entsprach es überhaupt nicht ihren Erwartungen, dass er sich der Mühe unterzogen hatte, sie aufzusuchen und mit der Lage vertraut zu machen, um ihren Rat zu erbitten.
»Du musst die Vorzüge ergründen, die Tejay Löwenklau bei einem Oberhaupt am stärksten bewundert, und gewährleisten, dass sie bei dir deutlicher und überzeugender als bei deinem Anverwandten in den Vordergrund rücken«, empfahl sie ihm. »Oder du musst ihr etwas bieten, das sie dringlich zu haben wünscht. Es sollte irgendetwas sein, zu dem ihr durchaus niemand anderes verhelfen kann.«
Ein bitteres Auflachen entfuhr Damin. »Letzteres ist fürwahr eine Leichtigkeit. Ich brauchte sie lediglich in das Geheimnis des Schießpulvers einzuweihen, das eure fluchwürdigen fardohnjischen Räuber im Morgenlicht-Gebirge gegen sie verwenden. Könnte ich ihr diese Gefälligkeit erweisen, dann würde sie gewiss meinem Fürstengeschlecht Treue in alle Ewigkeit schwören.«
»Dieses Geheimnis lässt mein Vater strenger als seine sämtlichen Schätze bewachen.«
»Darüber weiß ich Bescheid. Viele Jahre lang haben wir uns allerlei Mühe gegeben, um es zu ergründen, doch vergeblich.«
Adrina zögerte, bevor sie darauf antwortete, denn sie wusste, dass die nächsten Worte, die ihr schon auf den Lippen lagen, einen unwiderruflichen Schritt in eine Richtung bedeuten mussten, die zu gehen ihr ursprünglich nie vorgeschwebt hatte. Doch sie fühlte sich körperlich wie seelisch ausgelaugt. Inzwischen empfand sie ein gewisses Nachgeben als unausweichlich, und eigentlich brauchte sie die Kräfte, die ihr Trotz beanspruchte, für einen anderen Zweck.
»Mich hast du bisher nicht danach gefragt.«
Verblüfft hob Damin den Blick. »Was?«
»Ich sagte: ›Mich hast du bisher nicht danach gefragt.‹«
»Ich hab’s gehört, Adrina«, äußerte Damin und schwang sich von der Liege empor. Plötzlich stand er zu dicht vor Adrina. Sie wünschte, er wäre nicht aufgesprungen, und vermied es, ihm ins Gesicht zu schauen. »Soll das heißen, du kennst das Geheimnis dieses Sprengstoffs?«
Adrina konnte nicht unterscheiden, ob er wütend war oder bloß überrascht. »Eben das soll es bedeuten.«
»Warum hast du diese Tatsache bislang nie erwähnt?«
Sie tat einen Schritt zurück. »Du hast ja nicht gefragt.«
Damin wandte sich ab und schlurfte zu den offen stehenden Balkontüren. Die starre Verkrampftheit seiner Schultern zeugte von stummem Unmut. Etliche Augenblicke lang schwieg er; dann drehte er sich Adrina wieder zu. »Und weshalb erfahre ich es heute? Was hat so unvermutet deinen Sinn gewandelt?«
»Stets verdächtigst du mich, gleich was ich tue, arglistige Beweggründe zu haben, stimmt’s?«
»Nun, das liegt daran, dass du für gewöhnlich arglistige Beweggründe hast , Adrina.«
Sie war ehrlich genug mit sich selbst, um den Vorwurf nicht in Abrede zu stellen. »Ob es uns behagt, Damin, oder nicht, unser Schicksal ist miteinander verknüpft. Wir können doch wahrlich nicht ewig zanken.«
»Bis jetzt hatte ich den Eindruck, dass du daran gedeihst.«
Die Eingangstür der Gemächer wurde geöffnet, ehe Adrina auf diese Vorhaltung irgendetwas entgegnen konnte, und Tamylan kehrte zurück. Sie gab sich den Anschein, als spürte sie die Spannung nicht, die zwischen Adrina und Damin herrschte. Hastig entbot sie einen artigen Hofknicks und wandte sich dann an Damin. »Kriegsherr, Fürstin Marla ersucht aufs
Weitere Kostenlose Bücher