Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
dass sie’s ist?«, fragte einer der Unholde.
»Jawohl.«
»Dann auf und davon!« Mit einer ruckartigen Gebärde des Kopfes wies der Schuft in den Flur. »Seht mir ja zu, dass hier kein Lebender verbleibt.«
Ein Mann eilte mit blankem Schwert zurück in den Flur. Adrina fuhr zusammen, als wenige Augenblicke später ein heller Schrei aus unverkennbar weiblicher Kehle gellte. Sie verrenkte sich schier den Hals und sah nahe dem Eingang den Saum eines blauen Kleids auf den Fliesen liegen, eine Blutlache sich dort ausbreiten und ein Paar Schühchen beflecken.
Tamylan!
»Hinab über den Balkon mit ihr«, befahl der Anführer der Halunken. »Das Boot liegt bereit.«
Während man sie durchs Gemach zum Balkon zerrte, leistete Adrina erneut Gegenwehr; das Herz wummerte ihr so heftig in der Brust, dass sie meinte, es müsse zerspringen. Sie drehte den Kopf, um Tamylan im Blickfeld zu behalten, um vielleicht zu erspähen, dass ihre Füße sich bewegten, sie noch irgendein Lebenszeichen zeigte. Doch der Hythrier, der im Flur das Mordwerk vollendet hatte, kam zurück, schloss von innen die Tür und versperrte auf diese Weise Adrina die Sicht. Sie schluchzte in die Hand, die noch immer ihren Mund bedeckte.
Tamylan!
Gewaltsam brachten die Schurken Adrina auf den Balkon. Ein Hythrier seilte über die Brüstung ein Tau ab, hinunter aufs dunkle Wasser des Hafens. Seinem ledernen Harnisch war ein Adlerwappen eingeprägt. Der Kerl, der dem Lumpenpack die Befehle erteilte, überzeugte sich davon, dass das Seil sorgsam befestigt worden war, dann wandte er sich unversehens an Adrina. »Verzeiht mir, Eure Hoheit.«
Plötzlich senkte der Rüpel, in dessen Umklammerung sich Adrina befand, die Hand von ihrem Mund, doch ehe sie einen Schrei ausstoßen konnte, traf eine gepanzerte Faust sie am Kinn. Fast raubte der Schmerz ihr die Sinne, nur mit Mühe blieb sie aufrecht. Der zweite Hieb hatte eine bessere Wirkung. Als sie eben merkte, dass sie noch einmal geschlagen worden war, schwanden ihr schon die Sinne.
Als Nächstes spürte Adrina, dass sie, gefesselt an Händen und Füßen, auf dem Boden eines Kahns in einer Pfütze eisigen Wassers lag. Ringsum wogte das Meer; das Schaukeln des Kahns bereitete ihr Übelkeit, doch fasste sie sofort den festen Vorsatz, sich auf gar keinen Fall zu übergeben. Mittels reiner Willenskraft bezähmte sie den Brechreiz. Sie spie einen Mund voll lauen Bluts und schalen Salzwassers aus, dann hob sie den Kopf und äugte umher.
Inmitten der Finsternis konnte sie kaum mehr erkennen als die nackten Füße des Seemanns, der den Kahn ruderte, und die Stiefel des Gesindels, das sie aus dem Palast entführt hatte.
Einer der Schurken senkte den Blick und bemerkte, dass sie die Ohnmacht überwunden hatte. Er beugte sich vor und zog sie hinauf in eine Sitzhaltung, stierte ihr im Mondlicht ins Gesicht. »Aha, Ihr seid wach, wie?«
»Du hast eine auffallende Begabung, Geselle, Offenkundiges festzustellen.«
»Ich bin nicht Euer Geselle, Hoheit«, erwiderte der Hythrier, »sondern ein Gefolgsmann Kriegsherr Aarspeers.«
»Auch damit sprichst du lediglich etwas Offensichtliches aus«, antwortete Adrina, deren Blick soeben auf das Adlerwappen des Dregischen Gaus fiel, das stolz auf seinem Brustharnisch prangte. »Wohin werde ich gebracht?«
»An einen sicheren Ort.«
»Angesichts der Umstände hege ich an dieser Aussage gewisse Zweifel. Löse mir unverzüglich die Fesseln!«
»Ich darf es nicht, Eure Hoheit.«
»Warum nicht? Fürchtest du, ich könnte entfliehen? Obwohl so viele große, starke Flegel mich umringen? Ich fühle mich geschmeichelt.«
»Kriegsherr Aarspeer hat gesagt …«
»Ach nein, Kriegsherr Aarspeer … Hat er befohlen, mich wie einen Galeerensklaven zu behandeln, den man in Ketten hält? Entferne mir augenblicklich die Fesseln!«
Ihr Ton hatte alle erforderliche Überzeugungskraft. Schon langte der Hythrier nach den Stricken, da hemmte ihn in seiner Absicht ein anderer Mann, der für Adrina nur einen verächtlichen Blick erübrigte. »Lass ab, Avrid«, mischte er sich herrisch ein. »Sie soll uns nicht überlisten.«
Beinahe verlegen zog Avrid die Hände fort. Mit aller majestätischen Ungnade, die Adrina unter dermaßen würdelosen Voraussetzungen aufbieten konnte, musterte sie die Hythrier.
»Ich werde dafür Sorge tragen, dass ihr allesamt einen langsamen, qualvollen Tod sterbt. Höchstselbst werde ich eure Marterung und Hinrichtung überwachen. Mit innigem Vergnügen pflege ich
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