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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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prüfst
und es auseinander nimmst, falls das nötig sein sollte. Finde heraus, wie
SCORPION STARE da reingekommen ist. Und das sollte ziemlich einfach sein, denn
SCORPION STARE ist nicht gerade das, was man Open Source nennt. Es gibt nur
zwei Entwicklungsteams auf dem gesamten Planeten, die sich damit beschäftigen.
Und eines davon befindet sich in Milton Keynes. Du bist ab sofort berechtigt,
dort alles auf den Kopf zu stellen, was dir sinnvoll erscheint und unsere
besten Kräfte zu terrorisieren. Solange du deine Macht nicht missbrauchst.«
    »Ausgezeichnet. Ich wollte schon immer mal die
Peitsche knallen lassen.«
    »Glaubst du, du schaffst das?«
    »Wie zum Teufel könnte ich da ablehnen, wenn du mich
so nett fragst?«
    »Gut. Gibt es sonst noch irgendwelche Fragen, bevor
wir hier Schluss machen?«
    »Ja, eine Frage hätte ich noch. Warum gerade ich?«
    »Warum? Na ja, da gibt es diverse Gründe, Bob. Du bist
bereits eingeweiht und weist zudem eine ziemlich einzigartige Kombination aus
Fähigkeiten und Kenntnissen auf. Wir haben nicht viele Außenagenten, und die
meisten von ihnen gehören eher zur alten Schule – sie ziehen also erst ihre
bevorzugte Waffe und stellen dann die Fragen. Außerdem kennen sie sich mit der
modernen Technik kaum aus. Du konntest zudem schon Erfahrungen mit einer Basilisken-Waffe
sammeln. Oder dachtest du, wir würden diese Dinge wie Zahnpasta verteilen?
Anstatt also jemanden zu beauftragen, der nicht viel über die Situation weiß,
schienst du uns genau der richtige Mann zu sein.«
    »Wow, vielen Dank. Die Tatsache, dass ihr keinen
Besseren finden konntet, beruhigt mich ungemein. Wir pfeifen wirklich auf dem
letzten Loch, nicht wahr?«
    »Wenn du wüsstest …«
     
    Am nächsten Morgen sitze ich im Zug nach Cheltenham – natürlich
zweite Klasse –, um ein großes Bürogelände zu besuchen, das auf keiner Karte zu
finden ist. Eine kleine Vorsichtsmaßnahme, falls die Russen oder wer auch immer
die zahlreichen Satellitenschüsseln noch nicht bemerkt haben sollten, die dort
fröhlich aus dem Boden sprießen. Ich verbringe eine unangenehme halbe Stunde
damit, von Sicherheitsbeamten durchsucht zu werden, die wie Rottweiler in
blauer Uniform aussehen. Anscheinend vertreten sie die Ansicht, dass jeder
Unbekannte ein kommunistischer Spion aus Nord-Korea sein und somit ein
erhebliches Risiko darstellen könnte. Mein Palmtop wird vorerst beschlagnahmt,
doch das Ledertäschchen mit einer mumifizierten Taubenkralle, das ich an einer
Silberkette um den Hals trage, lassen sie mir, als ich erkläre, dass ich es aus
Glaubensgründen nicht ablegen darf. Idioten!
    Draußen regnet und stürmt es, sodass ich ganz froh
bin, in einen klimatisierten Raum im dritten Stock eines Seitenflügels geführt
zu werden, wo man mir einen Kaffee anbietet, der dieselbe Farbe hat wie der
Teppichboden. Es stört mich nicht einmal, die folgenden vier Stunden mit Kevin,
Robin, Jane und Phil zu verbringen, die mir abwechselnd zu erklären versuchen,
wie sich ein Mitglied des GCHQ im Außendienst zu verhalten hat und wie er die
Sicherheitsbestimmungen einhält, Unterstützung anfordert und die
zweihundertundsiebzehn verschiedenen Formulare ausfüllt. Man könnte bereits die
Wäscherei der Übersättigung bezichtigen, was Formulare betrifft. Aber
verglichen mit dem GCHQ steckt sie noch in den Kinderschuhen. Hier ist die ISO-9000-Zertifizierung
bereits ein alter Hut. Stattdessen wird eine hypermoderne
BS5720-Qualitätsmaßnahme angewandt, sodass das Innenministerium dem Parlament
jederzeit Rechenschaft darüber ablegen kann, wie viele Büroklammern verwendet
wurden und wozu.
    »Ach, und Sie sollten unbedingt eine Krawatte tragen,
wenn Sie uns in der Öffentlichkeit repräsentieren«, fügt Phil entschuldigend
hinzu, nachdem er mir alles Wichtige vorgebetet hat.
    »Und ein neuer Haarschnitt wäre auch nicht schlecht«,
ergänzt Jane lächelnd.
    Idioten.
    Sie bringen mich in einem Bed & Breakfast bei
einem konservativ wirkenden, älteren Ehepaar unter. Mr. MacBride ist
kahlköpfig, trägt Pantoffeln und liest das erzkonservative Blatt The Daily
Telegraph, während er für die Wiedereinführung der Todesstrafe plädiert, um
Scheinasylanten endlich mal zu zeigen, wo es langgeht. Mrs. MacBride hingegen
trägt eine Hornbrille und hat eine Frisur, die schon viele Jahrzehnte
überstanden haben muss. Der Flur ihres Hauses erstrahlt in einer herrlich
widerlichen Blümchentapete, und das ganze Haus riecht nach Mottenkugeln.

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