Dämonentor
Ausdruck tiefer Verwirrung zeigt sich für einen
Moment auf Freds Gesicht. »Was? Meta – was? Nee. Er ist nur ein schlecht
gelaunter Prof., der mal wieder meint, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu
haben.«
Verschwörerisch kommt er näher. »Ich kapiere das alles
sowieso nicht, weißt du? Ich habe keine Ahnung, warum ich überhaupt hier bin.
Unser Budget für solche Kurse ist viel zu hoch, aber wir müssen es immer
aufbrauchen, um es im nächsten Jahr wieder genehmigt zu bekommen. Irene beschäftigt
sich gerade mit Eunuchen-Gerätetreibern – was auch immer das ist – und mich hat
man hierher geschickt. Wie das Schicksal so spielt – mir sagt das ja alles
nichts. Aber du siehst eher nach einem dieser intellektuellen Typen aus.
Wahrscheinlich verstehst du sogar, worum es hier geht, oder? Du könntest mir
vielleicht erklären …«
»Hm?« Ich versuche mich hinter meiner Kaffeetasse zu
verstecken und verbrühe mir prompt die Finger. Während ich noch fluche, fährt
Fred schon fort.
»Es ist nämlich so. Torsun von HR hat mich hierher
geschickt, damit ich als System-Administrator für unsere Abteilung eingesetzt
werden kann. Aber dieser Vohlman macht ständig komische Witze über Teufel und
Messer und so. Gehört er vielleicht zu den Satanisten, über die wir vor vier
Jahren mal eine Infoveranstaltung hatten?«
Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen. »Ich bin
mir nicht sicher, ob das überhaupt der richtige Kurs für dich ist. Das Ganze
wird nämlich noch ziemlich technisch und wenn man sich nicht mit den nötigen Sicherheitsvorschriften
auskennt, kann es ganz schön gefährlich werden. Bist du dir sicher, dass du
bleiben willst?«
»Natürlich bin ich mir sicher. Aber was den Inhalt
betrifft – na ja, darüber bin ich nicht allzu glücklich. Zum einen verstehe ich
nicht, warum wir nichts über Lizenzen und Support lernen. Das sollte doch
zuerst kommen. Ein Pakt mit dem Teufel und so mag ja schön und gut sein, aber
ich muss wissen, wen ich anrufen kann, wenn ich mal technische Unterstützung
brauche.«
Ich seufze. »Wie wäre es, wenn du
mit Dr. Vohlman reden würdest«, schlage ich vor und wende mich – vielleicht
etwas unhöflich – ab. Es gibt immer einen, der im falschen Kurs gelandet ist,
aber das erst nach zwei Tagen zu merken, bedarf doch einer gewissen Blödheit,
die so rasch nicht zu schlagen sein dürfte.
Alle leeren ihre Becher, und die Raucher tauchen
plötzlich von irgendwoher wieder auf. Gemeinsam marschieren wir zurück in den
Hörsaal. Dr. Vohlman hat inzwischen einen archaisch anmutenden Prüftisch
hereingerollt. Die elektrischen Vorrichtungen, die darauf montiert sind, sehen
teilweise so aus, als würden sie aus dem Motor eines alten Morris Minor vom
Schrottplatz stammen. Die Kabel des Drudenfußes sind aus massivem Silber, das
über die Jahre schwarz angelaufen ist.
»In Ordnung, Leute. Wir wollen uns jetzt die Dinge,
die wir vorher theoretisch besprochen haben, mal ganz praktisch betrachten.«
Vohlman kehrt mit großer Begeisterung den Schulmeister
heraus. »Wir fangen erst einmal mit einer kleineren Beschwörung an, einer
sogenannten Typ-3-Beschwörung, und benutzen dabei die Koordinaten, die ich an
die Tafel geschrieben habe. Dabei sollte es zu einer Manifestation namenlosen
Horrors kommen, wobei es ein ziemlich manipulierbarer namenloser Horror sein
wird, solange wir uns an die Vorschriften halten. Es wird einige unangenehme
visuelle Verzerrungen und etwas intelligent anmutendes Geplapper geben, das
aber nicht klüger ist als das von einem Reporter der Boulevardpresse. Also
nicht klug genug, um wirklich gefährlich zu werden. Das heißt aber noch nicht,
dass es ungefährlich ist. Man kann recht schnell in Teufels Küche kommen, wenn
man mit dieser Art von Ausrüstung unsachgemäß hantiert. Falls Sie es vergessen
haben sollten: Wir haben es hier mit Starkstrom zu tun. Jetzt bilden Sie bitte alle um mich einen Kreis, denn jeder
muss innerhalb der Sicherheitszone sein, wenn ich den Strom anstelle. Manesh,
wenn Sie bitte das ›BETRE TEN VERBOTEN‹-Schild anschalten würden …«
Wir stellen uns alle um den Prüftisch, wobei ich mich
etwas im Hintergrund halte. Solche Experimente sind mir nicht unbekannt. Ich
habe einige wesentlich exotischere bereits im Keller von Chateau Cthulhu selbst
ausprobiert. Im Vergleich zu den wahnwitzig komplexen Beschwörungen, die Brain
schon mit seiner Lasermatrix geschafft hat, ist das, was uns Dr. Vohlman hier
bietet, extrem harmlos.
Es
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