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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Fenster des Baucontainers zu sehen ist. »Das ist eine Schule.«
    »Verdammt.« Wir sind nun etwas weiter von der Verkehrsüberwachungskamera
entfernt, aber auf dem Dach der Schule ist eine weitere Kamera angebracht. Zum
Glück ist gerade Unterricht, denn was hier draußen vor sich geht, dürfte wohl
der Alptraum jedes Lehrers sein. Wir müssen dem Ganzen so schnell wie möglich
ein Ende machen. Wenn es erst einmal zur Pause läutet … »Erstmal müssen wir der
Kamera hier auf dem Dach den Strom abdrehen«, sage ich. »Und dann müssen wir
irgendwie raus.«
    »Was ist hier los? Woher kam das alles?«
Josephines Mund öffnet und schließt sich wie der eines Fisches auf dem
Trockenen.
    »Ach ja, Entschuldigung.
Case-Nightmare-Green-Scorpion-Stare-Maginot-Blue-Stars – Zunge sei befreit.
Okay, Sie können jetzt wieder darüber sprechen. Wir haben noch etwa drei
Minuten Zeit, um das Ding außer Gefecht zu setzen, bevor –«
    »War das ein abgekartetes Spiel?«
    »Schwer zu sagen. Hören Sie zu – wie komme ich auf das
Dach?«
    »Ist das nicht eine Luke?«, fragt sie und zeigt auf
ein Oberlicht über uns.
    »Stimmt.« Ich hole mein Leatherman-Multitool aus der
Tasche, das ich stets bei mir trage, und überlege, wie ich durch das Oberlicht
klettern könnte. »Falls Sie irgendwelche Stühle oder so –«
    Offenbar gehört es zur Ausbildung eines Detective
Inspectors, in kürzester Zeit ein Dach zu erklimmen. Josephine geht nämlich
zielstrebig auf eine Leiter zu, die an einer Wand neben einem lädiert
aussehenden Aktenschrank lehnt, und die ich übersehen hatte. »Wie wäre es
hiermit?«
    »Oh, danke.« Sie reicht mir die Aluleiter, und ich
versuche vergeblich, sie aufzuklappen. Ich mache wohl keinen sehr kompetenten
Eindruck, denn Josephine beäugt mich kritisch.
    »Geben Sie schon her«, sagt sie knapp.
    »Aber –«
    »Hören Sie zu. Ich bin diejenige, die ständig
irgendwelchen Idioten hinterherjagt, auf Dächer klettert und nach kaputten
Dachfenstern sucht. Außerdem …« Sie schaut zur Tür. »Wenn etwas schiefgeht,
können Sie immer noch Ihren Boss benachrichtigen.«
    »Okay«, murmele ich und reiche ihr meine Ausrüstung.
Während Josephine geschmeidig wie eine Zirkusakrobatin die Leiter
hinaufklettert, halte ich das Gestell fest. Kurz darauf kommt von oben ein Geräusch,
als würde dort eine Herde Babyelefanten spazieren gehen, dann wird es ruhig.
Hauptsache, sie bleibt außer Sichtweite. Wer weiß, wie lange die Ruhmeshand
noch hält. Die Kamera auf dem Dach wird kein Problem sein, aber die Schulkamera
und die Verkehrsüberwachungskamera könnten unangenehm werden. Auf einmal höre
ich einen lauten Knall und die Lichter im Baucontainer gehen aus.
    Kurz darauf taucht Josephine wieder auf – zuerst
erscheint ein Fuß, dann der andere. »Okay, das sollte reichen«, sagt sie, als
sie wieder neben mir steht. »Ich habe einen Kurzschluss in der Kamera erzeugt.
Hey, was ist denn mit dem Licht –«
    »Ich glaube, Sie haben ein bisschen mehr als nur die
Kamera lahmgelegt. Aber egal, jetzt haben wir jedenfalls eine Kamera weniger zu
befürchten. Gut. Nun müssen wir nur noch die Kontrollkonsole finden.«
    Eine schnelle Durchsuchung des Baucontainers fördert
einige erfreuliche Überraschungen zutage, die ich hier nicht erwartet hätte – wie
zum Beispiel einen direkt mit der Polizei verbundenen ADSL-Internet-Zugang,
einen Computer und einen speziellen Monitor für die Kameras. Mag zwar sein,
dass die Bewachung inzwischen von einer privaten Sicherheitsfirma übernommen wurde,
aber die Hardware und der Zugriff durch das polizeiliche Netzwerk wurden zum
Glück nicht aufgegeben. Die Konsole vor mir blinkt wie verrückt, da nun alles
auf Notstrom läuft, aber das stört mich nicht weiter. Ich stecke meinen Palmtop
in einen freien Port, damit er nach Datenpaketen sucht. Kaum eine Sekunde
später gibt er mir bereits ein Signal. »Oh, ausgezeichnet!« Was Andy über die Firewalls
gesagt hat, die jeglichen Angriff von außen abwehren könnten, ist völliger
Blödsinn. Ich warte einen Augenblick, bis ich genügend Daten zusammen habe.
Dann entferne ich den Palmtop und überfliege die mehrere hundert Seiten
starken, unverschlüsselten Angaben aus dem Netzwerk. »Das sieht
vielversprechend aus. Ich würde zwar noch nicht vor die Tür gehen, aber ich
glaube, wir können es schaffen.«
    »Geht das auch etwas genauer?« Josephine ist zwar
einen halben Kopf kleiner als ich, aber mir wird auf einmal klar, dass ich
diesen Container

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