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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Fingerabdrücke beseitigt, kann aber noch nie etwas von übernatürlicher
Tarnung gehört haben. Es wurde nämlich weder das Leichentuch eines Selbstmörders
benutzt, noch ein paranoider Schizophrener als Fahrer eingesetzt. Der
Palmtop-Scanner misst starke emotionale Echos und die Hände, nach denen ich
suche, müssen vor Furcht eiskalt gewesen sein. Ich sichere die Informationen,
verstaue den Palmtop wieder in meiner Tasche und will gerade das Handschuhfach
öffnen, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung im Rückspiegel bemerke und –
    »Achtung! Runter!« Ich springe aus dem Auto auf den Boden. Josephine sieht sich noch
verwundert um, ehe ich sie nach unten reiße. Sie schreit auf, als sie unsanft
auf den Rücken fällt, wobei sie mich zu treten versucht. Da ertönt hinter mir
ein dumpfes Donnern, und es wird auf einmal so heiß, als hätte jemand direkt
neben uns eine große Ofentür geöffnet. »Scheiße, verdammte Scheiße –« Ich
brauche einen Moment, um zu begreifen, dass ich es bin, der da vor sich
hinschimpft. Verzweifelt reiße ich an dem Ledertäschchen um meinen Hals, öffne
es und hole die kleine Kralle heraus. Gleichzeitig ziehe ich ein Feuerzeug aus
meiner Hosentasche. Ich drehe gerade an dem kleinen Rädchen, als mich etwas wie
ein Vorschlaghammer am rechten Oberschenkel trifft.
    »Schwein!«
    »Aufhören!«, keuche ich. Starker Benzingeruch steigt
mir in die Nase und schon höre ich ein knisterndes Dröhnen. So schnell es geht,
entzünde ich die Taubenkralle an einer stinkenden Keratinflamme, und sie fängt
sofort an, unheimlich zu leuchten. Mir wird ganz schlecht vor Angst, als ich
mich hastig zur Seite und mitten in eine riesige Schlammpfütze rolle. »Nicht
bewegen!«
    »Arschloch! Hey, was brennt denn da?«
    »Nicht bewegen«, ächze ich erneut und halte die winzig
kleine Ruhmeshand in die Luft. Eine Verkehrsüberwachungskamera auf der Straße
vor dem Parkplatz dreht sich völlig orientierungslos hin und her, so als hätte
sie ihre Kontaktlinse verloren. Aber die Kamera auf dem Mast über dem
Baucontainer hat die lodernden Reifen des Range Rover voll im Visier. »Wenn Sie
meine Hand loslassen, werden die Sie sehen und töten … Oh Scheiße –«
    »Töten? Was?« Sie starrt mich an, plötzlich leichenblass.
    »Hey, Sie! Gehen Sie in Deckung!«, brülle ich    über
den Platz, aber der Wachmann hört mich nicht. Gerade rennt er noch, so schnell
ihm das sein großes Hinterteil erlaubt, über den Parkplatz, und im nächsten
Moment taumelt er auch schon – schwarz verkohlt und umgeben von Flammen, die
ihm aus Augen, Ohren und Mund züngeln. Dann schlägt der verbrannte Körper auf
dem Boden auf.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Josephines Miene
verändert sich schlagartig. Das Unverständnis ist nun reinem Entsetzen gewichen.
»Wir müssen ihm helfen –«
    »Nein! Unten
bleiben.«
    Sie erstarrt und bewegt sich einen ganzen Herzschlag
lang gar nicht mehr. Dann einen zweiten. Als sie schließlich ihren Mund öffnet,
klingt sie unnatürlich ruhig. »Was geht hier vor sich?«
    »Die Kameras«, keuche ich. »Also, hören Sie zu. Das
hier ist eine Ruhmeshand, die uns unsichtbar macht. Im Augenblick ist das der
einzige Grund, warum wir noch am Leben sind, denn auf diese Kameras wurde der
SCORPION STARE geladen. Wenn sie uns sehen, sind wir tot.«
    »Sind Sie … Das Auto? Was ist mit ihm passiert?«
    »Es sind die Reifen. Sie bestehen aus Kohlenstoff, aus
Gummi. SCORPION STARE funktioniert bei allem, was aus Kohlenstoffatomen besteht
– wie zum Beispiel Reifen, Kühe, Menschen. Sie fangen an zu brennen.«
    »Ach, du Scheiße. Heilige Maria …«
    »Nehmen Sie meine Hand. Wir müssen Hautkontakt haben …
aber so fest müssen Sie auch nicht drücken. Uns bleiben noch drei, vielleicht
vier Minuten Zeit, ehe die Kralle verglüht. Wir müssen zum Baucontainer.«
    Die nächste alptraumhafte Minute verbringe ich damit,
mich mit schmerzenden Knien und dem lädierten Oberschenkel irgendwie auf den
Beinen zu halten. Sie klammert sich an meine Hand, als ob ihr Leben davon
abhinge – was es ja auch tut. Wir stolpern also, so schnell es unter diesen
Umständen möglich ist, zum Baucontainer.
    »Wir müssen da rein«, ächzt sie. »Da können sie uns
nicht sehen.« Sie zerrt mich zur Tür, die halb offen steht, und wir stürmen
hinein.
    »Können wir nicht von hier verschwinden? Wie sieht es
mit der anderen Seite aus?«, frage ich.
    »Wohl eher schlecht.« Sie zeigt auf ein Gebäude, das
durch ein

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