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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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die Alarmglocken in meinem Kopf verstummen und stattdessen die
Sirene ertönt. »Dürfte ich mal Ihr Telefon benutzen?«, frage ich so gelassen
wie möglich. »Sieht ganz so aus, als ob wir die Installateure doch noch
brauchen.«
     
    Dank unseres wunderbaren Matrix-Management-Systems
schreibt meine Abteilungsleiterin Bridget meine Beurteilungen, während sich
Harriet, Bridgets (schwarze) rechte Hand, um alles Administrative kümmert. Seitdem
ich im aktiven Außendienst bin, ist Andy mein direkter Vorgesetzter und trägt
die Gesamtverantwortung. Für Angleton arbeite ich nur vorübergehend. Brav fange
ich mit der untersten Stufe der Hierarchie an und wende mich vertrauensvoll an
Andy, bei dem ich mir die besten Chancen ausrechne.
    Also stehe ich am nächsten Morgen als Erstes bei ihm
auf der Matte.
    »Hättest du eine Minute Zeit?«, frage ich, ohne anzuklopfen
– schließlich ist das rote Licht nicht an.
    Andy sitzt hinter seinem Schreibtisch und hält sich
mühsam an seinem Kaffeebecher fest. Er schaut mich fragend an. »Du siehst –«
Schwerfällig drückt er eine Taste auf seinem Keyboard und liest eine E-Mail. »Oh,
dann warst du es also, der gestern Abend die Installateure gerufen hat.«
    Ohne lange auf eine Einladung zu warten, lasse ich
mich ihm gegenüber auf einem Stuhl nieder. »Angleton wollte, dass ich Mo nach
Feierabend ein wenig aushorche.«
    Andy versucht, sich hinter seinem Kaffeebecher zu
verstecken. »Fahre ruhig fort«, ermutigt er mich. »Das wird der Höhepunkt
meines Tages.«
    »Dann steht es aber schlimm um dich. Wir sind essen
gegangen und danach zu ihr, um noch einige heikle Themen genauer besprechen zu
können. Vor ihrer Wohnung wartete etwas auf uns.«
    »Etwas?« Er wirft mir einen skeptischen Blick zu. »Und
das war Grund genug, um die Installateure zu rufen?«
    Ich gähne, denn ich habe letzte Nacht kaum geschlafen.
»Es hat versucht, Mo den Kopf abzureißen, und ich kann eine gebrochene Rippe
vorweisen. Hättest du den Bericht gelesen, wüsstest du, was die Forensiker auf
dem Teppich gefunden haben. Ob dieser Fleck jemals wieder rausgeht …«
    »Ich lese ihn noch.« Er nimmt einen Schluck Kaffee.
»Erzähl mir erst einmal grob, was passiert ist. Wie seid ihr mit diesem
Empfangskomitee fertig geworden?«
    Ich zeige ihm die traurigen Überreste meines Palmtop.
»Ich hätte gerne einen neuen PDA. Der hier ist in die ewigen Jagdgründe
eingegangen. Wenigstens ist es dem übel riechenden Weichtier aus der anderen
Welt nicht besser ergangen. Ich habe den Verzerr-Diffusor auf die höchste Stufe
gestellt – das schien ihm nicht zu gefallen.«
    Ich hole so tief Luft, wie es der Verband um meinen
Brustkasten zulässt. »Danach erfuhr ich von Mo, was in Santa Cruz wirklich
passiert ist. Vor allem das, was sie bisher noch nicht erzählt hat –
hauptsächlich aus Angst, dass man ihr nicht glauben würde. Erst dann rief ich
die Installateure. Anscheinend war der oberste Kopf der Bande ein Araber mit
deutschem Akzent und sprach von einem Kampf gegen Dar-al-Harb, sobald die
Wurzeln von Yggdrasil entfesselt sind. Aber dieser Kerl ist den Amis durch die
Lappen gegangen – oder Mo hat seinen Leichnam übersehen. Gibt es Informationen
über deutsche Terrorzellen, die über die Beckenstein-Skinner-Agens-Theorie
verfügen?«
    Andy sieht mich geistesabwesend an. »Warte einen
Moment. Rühre dich nicht von der Stelle.« Er drückt den DNI-Knopf und schaltet
so das rote Licht im Korridor an. Dann verlässt er den Raum.
    Ich lehne mich zurück und betrachte die für unser Haus
typische Milchglasscheibe mir gegenüber. Nach einer Weile öffnet sich die Tür
wieder und Andy tritt ein, gefolgt von Derek – und Angleton! Ich bin umzingelt.
»Da ist er!«, verkündet Andy.
    Angleton lässt sich sofort in Andys Drehstuhl hinter
dem Schreibtisch nieder – er übernimmt die Rolle des obersten
Untersuchungsbeamten –, während sich Andy neben mich setzt. Derek stellt sich
neben der Tür auf, falls ich vorhabe, die Flucht zu ergreifen. Er hat eine Art
Aktenkoffer bei sich.
    Angleton schnippst, ohne weitere Worte zu verlieren,
mit den Fingern. Derek, der mir bisher nicht gerade wie ein tumber Handlanger
vorgekommen ist, reicht Angleton den Aktenkoffer, den dieser auf den
Schreibtisch stellt und öffnet. Zu meinem Erstaunen enthält sie eine kleine
mechanische Schreibmaschine mit mehreren bereits eingezogenen Papierbögen.
Bedächtig tippt er etwas und dreht die Maschine dann zu mir. Ich lese GEHEIMER
LEBENDER

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