Dämonentor
Versehen
gewesen.«
Noch ein Schluck Kaffee. »Also ging ich zurück zu meiner
Wohnung. Auf dem Weg dorthin wollte ich noch schnell einige Lebensmittel
einkaufen und traf in dem Laden doch tatsächlich David. Zumindest nahm ich an,
dass es David sei.« Sie runzelt die Stirn. »Dabei war ich mir sicher, dass er
sich irgendwo im Osten der Staaten aufhält. Außerdem wollte ich nichts mehr mit
ihm zu tun haben – er war schließlich Geschichte für mich.«
»Und wieso glaubten Sie, dass es sich nicht um Ihren
Ex-Mann handelte?«
»Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nichts. Er hat sich
zu mir umgedreht und mich angelächelt. Dann bot er mir an, mich nach Hause zu
fahren und ich …«
»Es wollte Sie nach Hause fahren?«, wiederhole ich.
»Was soll das denn heißen – es?«
Ich schließe die Augen. »Sie sind da wirklich ganz
schön tief in die Scheiße geraten. Also, nehmen wir einmal an, jemand möchte
einen Menschen entführen. Als Erstes braucht er dafür ein Profil des Opfers,
private Informationen, irgendwelche Gegenstände. Es ist nicht ganz einfach,
denn normale DNA-Proben wie Haare oder Fingernägel reichen da nicht aus. Als
Nächstes wird ein Vektorenfeld generiert, das speziell moduliert ist – und zwar
auf das Opfer –«
»Ich kann es mir, glaube ich, vorstellen. Sie brauchen
gar nicht weiterzureden.«
»Okay. Es ist im Grunde nichts anderes, als das, was
man früher einen Inkubus nannte – einen Dämonenliebhaber. Etwas, dem das Opfer
nicht widerstehen kann, weil es das gar nicht will. Es ist kein echter Dämon,
sondern eher eine Halluzination.«
»Also ein Köder?«
»Genau – ein Köder.« Ich stelle die noch immer halb
volle Tasse zwischen meinen Füßen ab.
Sie schaudert. »Vielleicht war ich doch noch nicht so
fertig mit ihm, wie ich mir das eingebildet habe.«
»Das Gefühl kenne ich«, gebe ich zu und denke dabei an
Mhari.
Sie schiebt den Gedanken beiseite. »Wie dem auch sei.
Dann saß ich auf einmal in einem Auto, einem Lincoln, glaube ich, und ein
bärtiger Mann in einem indisch aussehenden Anzug drückte mir eine Pistole in
den Rücken. Er beschimpfte mich als amerikanische Schlampe und erklärte, dass
mir eine große Ehre zuteil werden würde. Ich erwiderte, dass ich keine
Amerikanerin sei, aber er lachte nur höhnisch.«
Ihre Hand zittert so heftig, dass sie etwas Kaffee
verschüttet.
»Er hat nur –«
»Ist nicht so wichtig. Was geschah als Nächstes?«,
will ich wissen, um ihr weiterzuhelfen.
»Wir fuhren ein bisschen durch die Gegend und
verließen dann die Stadt auf dem Highway One Richtung Norden. Schließlich hielt
das Auto an, und man schubste mich durch eine Seitentür in ein Haus. Der Fahrer
trug so ein langes, weites Hemd und eine Pumphose, wie man sie manchmal im
Fernsehen sieht. Außerdem hatte er einen Bart und ein Tuch um den Kopf
gewickelt. Die Kerle stießen mich durch die Küche in eine winzige Kammer mit
einer Glühbirne und verriegelten die Tür. Dann kam noch ein Mann in die Küche,
sie redeten miteinander und eine Tür wurde ins Schloss geworfen. Da holte ich
mein Handy raus und rief Sie an.«
»Sie haben gehört, wie sie redeten? Worüber?«
»Ich war nicht in der Lage, aufmerksam zuzuhören. Um
ehrlich zu sein –« Sie stellt den Becher auf den Boden. »Ich hatte Angst, sie
würden mich vergewaltigen. Ich hatte wirklich große Angst. Entführt hatten sie
mich ja schon, da konnte das andere nur noch eine Frage der Zeit sein. Als sie
es nicht taten, sondern nur miteinander sprachen, war es beinahe noch
schlimmer. Verstehen Sie mich? Dieses Warten … Der eine Kerl, den ich nicht
sehen konnte, hatte eine tiefe Stimme. Außerdem hatte er einen Akzent,
vielleicht einen deutschen. Er musste sich immer wieder wiederholen, damit ihn
die Männer aus dem Mittleren Osten auch verstanden. ›Der Öffner der Pfade
benötigt Weisheit‹, wiederholte er immer und immer wieder. ›Er braucht
Informationen‹. Ich glaube, die anderen widersprachen ihm, denn nach einer Zeit
hörte ich ein Geräusch wie –« Sie hält inne, schluckt, besinnt sich. »Ein
Geräusch wie das eben im Treppenhaus. Ich habe ihn nicht wieder gehört.«
Ich schüttele nachdenklich den Kopf. »Das macht immer
noch keinen Sinn –« Eilig verbessere ich mich: »Nein, damit meine ich nicht,
dass Sie mir etwas vormachen. Aber es passt nicht zusammen. Das ist allerdings
mein Problem und nicht Ihres.«
Ich trinke leicht angewidert meinen Kaffee aus. »Es
klingt ganz so, als ob die Männer über
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