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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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sich bringt.«
    Ich schlage den Ordner auf. Auf der ersten Seite
befindet sich eine Warnung, die mehr oder weniger darauf hinweist, dass ich
verhaftet werden kann, wenn ich auch nur den Gedanken hege, etwas vom Inhalt
dieses Ordners weiterzugeben. Ich blättere zur nächsten Seite weiter. Auf Seite
zwei finde ich einen Paragrafen, der in etwa bedeutet: »Tritt ein und lasse
alle Hoffnung fahren!« Endlich gelange ich zum Titelblatt: BENUTZERHANDBUCH FÜR
DEN AUSSENDIENST – OKKULTABWEHRDIENSTE. Etwas weiter unter und in einer
kleineren Schrift steht: Zugelassen vom Qualitätssicherungsteam der
Abteilung 3HBs/qt. BS5750 Qualitätsstandard zertifiziert. Ich zucke kurz
zusammen. »Seit wann haben wir mit Mumifizierung zu tun?«
    »Einbalsamierung –« Andy runzelt einen Moment lang die
Stirn. »Ach so, du meinst diesen Qualitätssicherungs-« Das letzte Wort kann ich
nur erahnen, da er sich rasch räuspert. »Eines Tages wird dich dein Sinn für
Humor noch in große Schwierigkeiten bringen, Bob.«
    »Danke für die Warnung.« Ich betrachte das
Benutzerhandbuch besorgt. »Darf ich raten? Ich soll alles genau so tun und
lassen, wie es hier in diesem Buch steht, richtig? Warum hat man mir das nicht
vor Santa Cruz gegeben?«
    Andy setzt sich auf den Stuhl neben mir. »Weil das
offiziell kein Außendiensteinsatz war«, erklärt er unschuldig. »Du solltest
dich ganz informell etwas umhören und Kontakt zu einer unklassifizierten Informantin
aufnehmen. Dafür brauchtest du diese Anweisungen nicht.«
    Ich schaue ihn an. »Ihr habt also vor, mich wieder auf
die Welt loszulassen? Ein Einsatz – welche Freude! Halleluja.«
    Andy wirft Nick einen Blick zu. »Ich glaube, er hat
verstanden.«
    »Gemeinsam mit Professor O’Brien?«, will ich wissen.
»Schließlich ist sie es, die sich in Gefahr befindet.«
    »Also«, sagt Andy, wirft Nick einen Blick zu und sieht
dann wieder mich an. »Du bist derzeit zum aktiven Dienst eingeteilt. Folglich
musst du dein Benutzerhandbuch in- und auswendig kennen. Der Grund für unser
kleines Treffen hier sind allerdings tatsächlich die Vorkommnisse in Professor
O’Briens Treppenhaus. Leider steht es mir nicht frei, dir Genaueres zu sagen.«
    »Dann habe ich ein Problem«, erkläre ich. »Ich weiß
nicht, ob jetzt der beste Zeitpunkt ist, euch davon zu erzählen, aber wann
sonst? Also, so wie ich die Sache sehe, ist es Mo, die in Gefahr schwebt und
beschützt werden muss. Richtig? Also, ich komme damit zurecht, wenn Wesen mit
mehr Tentakeln als Gehirn ihre Sekrete über mich ergießen, aber ich bezweifle,
dass solche Dinge in Mos Stellenbeschreibung aufgelistet sind. Ihr seid für
ihre Sicherheit verantwortlich. Wenn ich jetzt also dieses Regelwerk endlich
lesen darf und es dabei um sie geht, dann heißt das doch, wenn der Kampf
losgeht –«
    Andy nickt. Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn
einem der Boss aufmunternd zunickt, bevor man seinen Satz beendet hat.
    »Deine Bedenken sind völlig berechtigt«, sagt er. »Und
ja, ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass wir ein Problem haben.
Aber es ist etwas anderer Natur, als du dir das im Augenblick vorstellst.« Er
beugt sich nach vorn und stützt die Ellbogen auf den Tisch. »Wir können sie
höchstwahrscheinlich auf unbestimmte Zeit beschützen, solange sie unter dem Schutz
eines unserer Sicherheitsprogramme steht und in einer von uns überwachten
Wohnung lebt. Das steht nicht zur Debatte. Wenn niemand sie aufzuspüren vermag,
kann man sie auch nicht angreifen – obwohl ich so meine Zweifel habe, ob es
einen hundertprozentig sicheren Ort für sie gibt. Schließlich muss sich etwas
Privates von ihr im Besitz der Entführer befinden, sonst hätten sie den Inkubus
letzten Monat nicht erschaffen können. Was mir Sorgen bereitet, ist die
Tatsache, dass wir damit nur defensiv vorgehen, ohne überhaupt zu wissen, wogegen wir uns verteidigen, Bob. Und das müssen wir ändern.«
    Andy holt tief Luft, und Nick nimmt die Gelegenheit
wahr, nun seinerseits das Wort zu ergreifen. »Wir kennen uns mit irakischen
Spionen aus. Aber das hier ist etwas anderes, mein Junge.«
    »Hm.« Ich bin mir nicht sicher, was ich sagen soll.
»Was meinen Sie damit?«
    »Er meint, dass der Mukhabarat einfach nicht über die
nötige Technologie verfügt, um einen Inkubus zu beschwören. Es wäre außerdem
das erste Mal, dass er Inkarnationen verwendet, die ihren präkambrischen
Schleim verteilen. Nein, unseren Informationen nach sind sie nie über Verhöre
und

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